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Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Titel: Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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folgte ihm, blieb aber im Eingang zur Bibliothek stehen. »Wir gehen rückwärts vor«, dröhnte Uddley fröhlich in ihr Ohr. »Kann sein, dass sich das nachher rächt, aber wir machen es trotzdem.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Wenn Sie einen Tatort bearbeiten, fangen Sie nie mit einer Theorie an und suchen dann nach Beweisen, um sie zu stützen – doch das tun wir jetzt. Damit wissen wir genau, was unsere Prioritäten sind, verstehen Sie? Für den Fall, dass Sie irgendwann keine Zeit mehr haben. Also, wir wissen, dass wir es mit einem Brandmittel zu tun haben, keiner echten Bombe – keine starke Explosion, viel Feuer. Laut Ihrem Zeugen gab es zwei Projektile.«
    »Laut einem Zeugen, ja. Den anderen – Dr. Fagin – habe ich noch nicht befragt. Zuerst mussten seine Verletzungen behandelt werden.«
    »Zwei Projektile passen zu meiner Theorie. Sie wollten zuerst das Fenster zerschlagen, um den Behälter mit dem Brandmittel ins Zimmer zu befördern, bevor er zerbrach und alles verbrannte. Der Zeuge, den Sie befragt haben, ist ein Lupus, ja?«
    Sie bejahte es.
    »Ausgezeichnet. Seine Beschreibung des Geruchs ist ausschlaggebend. Guter Mann. Aufmerksam. Ich würde wetten, dass es eine SIP gewesen ist.«
    »Okaaay.«
    Ein kurzes, donnerndes Lachen. »Ja, schlimm, dieser Fachjargon. Es handelt sich um selbstentzündlichen Phosphor. Ursprünglich wurden SIP im Zweiten Weltkrieg von den Briten hergestellt, aber nie im Kampf eingesetzt. Zu gefährlich für die Benutzer. Sie ähneln dem guten alten Molotowcocktail, sind aber in ihrer chemischen Zusammensetzung ausgefeilter. Einfach zusammenzurühren. Sie nehmen weißen oder gelben Phosphor – daher der Knoblauchgeruch – und mischen ihn mit Benzol, Wasser und ein bisschen Gummi in einer Glasflasche. Benzol riecht süß, verstehen Sie? So, wie ihr Lupus berichtet hat. Die Glasflasche werfen Sie auf eine harte Oberfläche. Sie zerbricht, die Zutaten entzünden sich, und das Resultat ist ein schnelles, heißes Feuer, beißender Rauch und Dämpfe von Phosphorpentoxid und Schwefeldioxid. Schwefeldioxid und Phosphor riechen nach abgebrannten Streichhölzern und gehören außerdem zu den Hauptbestandteilen von Smog. Es passt alles zusammen. Wir werden Folgendes tun.«
    Kurz und knapp erläuterte Uddley ihr, was sie in der ersten Stunde zu tun hatte und was danach folgen würde, wenn ihr noch Zeit blieb. Er versicherte ihr, dass er, wenn nötig, den ganzen Tag mit ihr am Telefon bleiben würde – »Meinetwegen müssen Sie sich nicht beeilen! Meine Zeit wird bezahlt!« Da sie aber beide Hände für die Arbeit brauchte, legte sie zwar nicht auf, stellte das Handy aber auf Lautsprecher und steckte es sich an den Gürtel.
    Achtunddreißig Minuten später hatte sie Dutzende von Fotos geschossen, eine grobe Skizze fertiggestellt und damit begonnen, Beweismittel zu sichern. Sie hatte Brandrückstände von den Wänden und vom Boden gekratzt, jedes Tütchen sorgfältig mit dem präzisen Fundort beschriftet, diesen dann mit einem Stück Abdeckband beklebt und anschließend ein Foto von der markierten Stelle gemacht. Außerdem hatte sie einen größeren Gegenstand als Beweismittel aufgenommen – ein großes Stück aus einem Betonblock. Vermutlich das erste Projektil.
    Jetzt sah sie sich nach Glasscherben um. Überall waren die Scherben des zerbrochenen Fensters verstreut. Was sie aber suchten, war Glas, das von einer Flasche, die mit Phosphor, Benzol und ein wenig Gummi gefüllt gewesen war, stammen konnte.
    Jetzt waren weniger konventionelle Methoden gefragt. Lily richtete sich auf. Ihr rechter Arm, der schwache, tat weh. Sie hatte sich zu häufig darauf gestützt. Geistesabwesend rieb sie ihn. »Scott? Von mir aus kannst du dich jetzt wandeln.«
    Eine blecherne Stimme kam aus der Gegend ihrer Hüfte. »Ich möchte ihn gerne selbst instruieren, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Natürlich. Warte einen Moment, Scott«, sagte sie und trat zu der Tür, die in die Küche führte. Sie griff mit der linken Hand nach ihrem Handy und zog es vom Gürtel ab.
    Und ließ es fallen, als ihre Hand kribbelte und dann taub und nutzlos wurde.

22
    »Du hättest es ihm sagen sollen«, sagte Scott.
    Sie befanden sich in Rules Auto und auf dem Weg nach Bethesda. Selbstverständlich saß Scott am Steuer. Lily hatte die Heizung angestellt. Die Sonne war untergegangen, und die Temperaturen fielen weiter. War es nicht eigentlich noch zu früh für Schnee? Hoffentlich. Sie hatte keinen dicken Mantel

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