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Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Titel: Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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unterworfen hatte. Überrascht war er vielmehr, dass der schwarze Wolf ihn nur verletzt und nicht getötet hatte. Das war eine bemerkenswerte Zurückhaltung für einen Wolf, der den ersten Wandel erlebte.
    Andererseits war auch Ruben, der Mann, höchst dominant. Als Wolf hatte er dieselben Instinkte, auch ohne Erinnerungen, die ihn leiteten.
    Lily, dachte er, verstand diesen Zusammenhang nicht. Sie verstand Dominanz nicht. Das frustrierte Rule. Warum fehlte ihr dafür das Verständnis, wenn sie doch selbst so offensichtlich dominant war? Aber sie verwechselte Dominanz mit dem Drang, andere zu kontrollieren – das gehörte auch dazu, ja, doch das Ganze so zu benennen, verzerrte die Bedeutung bis zur Unkenntlichkeit.
    Er hatte den Verdacht, dass sie in Dominanz und Unterwerfung etwas vage Sexuelles sah. Sie meinte, wer sich unterwarf, gab seine Autonomie auf. Aber diese Autonomie schien Rule ein absurd artifizieller Begriff zu sein, so wie die Menschen ihn gebrauchten. Was er darunter verstand, war die persönliche Verantwortung. Und dass »niemand eine Insel ist«. Er verstand nicht, warum so viele Menschen an den Mythos glaubten, dass der Einzelne für sich allein stehen konnte und sollte. Das war, als würden sie glauben, jeder sollte dominant sein.
    Nein, ihrem Wesen nach erkannte Unterwerfung einfach eine Tatsache an: Der andere hat das Geschick und die Kraft, dich zu töten … und das Geschick und die Kraft, dich zu verteidigen. Beides war nicht voneinander zu trennen. Wenn man sich unterwarf, gab man sein Leben in die Kiefer des anderen. Wenn der andere wirklich dominant war, akzeptierte er das. Und würde dann dieses Leben verteidigen, als sei es sein eigenes.
    Das war es, was er Lily sagen musste, begriff Rule. Ein dominanter Wolf kontrollierte andere, ja – aber das Bedürfnis zu kontrollieren entstand aus dem Bedürfnis zu beschützen.
    Lily.
    Sein Herz krampfte sich zusammen; er bebte vor Angst und Schmerz. Der Schmerz war der des Wolfs. Es war gut, dass Lily nicht hier war. Notwendig. Als Mensch durfte sie nicht in der Nähe eines neuen Wolfes sein, der in ihr nur eine Bedrohung oder Beute sah. Aber er wusste, dass sie litt, dass sie in Schwierigkeiten war, und er litt mit ihr, sehnte sich nach ihr.
    Der Mann war ängstlicher. Worte. Der Mann dachte in Worten, aber dieses Mal waren es weniger: Was war ihr zugestoßen? Wussten Sie, dass sie Ruben gewarnt hatte? Vermuten würden sie es sicher. Eigentlich hatte sie nichts in Rubens Haus zu suchen. Was würde die Polizei – das FBI , ihr Arbeitgeber – mit ihr machen?
    Der neue Wolf hob den Kopf und ließ ein dumpfes Grollen hören. Mit einem Grollen konnte ein Wolf so viel ausdrücken wie ein Mensch mit einem Lächeln. Jetzt bedeutete es Unsicherheit, nicht Wut oder Herausforderung. Muskel für Muskel unterdrückte Rule seine Angst. An diese Disziplin, an die Notwendigkeit, sich seine Gefühle nicht an der Körpersprache anmerken zu lassen, war er gewöhnt, doch heute Abend fiel es ihm schwer. Am liebsten hätte er geheult, wäre er losgerannt. Um sich zu wandeln und zu Lily zu laufen.
    Doch er tat, was er tun musste. Langsam entspannte sich auch der andere und fiel in einen leichten Schlummer.
    Der Mond kletterte langsam höher. Rule wartete.
    Schließlich wurden Scheinwerfer auf der anderen Seite der dicht stehenden Ulmenreihe sichtbar. Rule erhob sich und nahm eine aufmerksame, aber entspannte Haltung ein. Der andere Wolf tat es ihm nach; seine Nackenhaare hoben sich leicht, doch er blieb ruhig.
    Vielleicht lag es daran, dass das andere Ich des Wolfes so viel älter war. Der andere befolgte Rules Signale ungewöhnlich gut für jemanden, der so unerfahren war: Sei aufmerksam. Sei ruhig. Beobachte.
    Das Fahrzeug hielt am Ende des Parkplatzes. Es war ein alter, leicht schäbiger Lieferwagen mit abblätterndem Lack, doch der Motor klang gut. Keines der Fahrzeuge, die Rule für seine Leute bereithielt. Es hielt in ungefähr zehn Metern Entfernung. Der Motor verstummte. Die Fahrertür schwang auf.
    Es war nicht der, den Rule eigentlich erwartet hatte. Obwohl er es hätte ahnen können. Er jaulte einmal leise und kurz auf, um seinen Standort anzuzeigen. Er sah den anderen Wolf an, dann zu Boden.
    Der andere verstand ihn nicht oder wollte ihn nicht verstehen. Rule legte sich wieder hin, um es ihm zu zeigen. Langsam folgte der andere seinem Beispiel. Rule stand auf, doch als der andere versuchte, sich zu erheben, drückte er ihn hinunter. Er sah ihm direkt in

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