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Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Titel: Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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verstehen, der nur zum Teil ein Mensch war?
    Sein Daumen kreiste um den Ballen an ihrem Zeigefinger. Jedes einzelne Nervenende in ihrer Hand erwachte. Ihr Atem ging schneller.
    Langsam verzog sie die Lippen zu einem Lächeln. Manchmal war es nicht schwer, ihn zu verstehen.
    Die nächsten fünfeinhalb Kilometer streichelte Rule zärtlich ihre Hand. Beide sagten sie nichts, rührten sich nicht, nur sein Daumen strich federleicht über ihre Haut, wieder und wieder.
    Irgendwo hatte Lily einmal gelesen, dass es in der Handinnenfläche zweitausendfünfhundert Nervenrezeptoren pro Quadratzentimeter gab. Die gaben nun alle ihre Empfindung an den Rest ihres Körpers weiter, bis der Mercedes vor dem Reihenhaus in Georgetown hielt.
    Rule dankte Scott mit ernster Miene, so wie er es immer tat. Ohne sich zu berühren, stiegen er und Lily auf der Gehwegseite aus. Der Himmel war ein dunkler, glatter Schild über ihren Köpfen, dessen endlose Weite von den reflektierenden Lichtern der Hauptstadt getrübt wurde. Ihre Straße steuerte zu der allgemeinen Lichtverschmutzung bei, aber durch Licht gab es auch Schatten, nicht wahr? Harte Schatten unter dem Schild aus Smog, der die Zivilisation zwischen sie und die Unendlichkeit hielt. Daher waren sie beide besonders wachsam, als sie zwischen den parkenden Autos hindurchgingen.
    Lily schloss die Tür auf. Sogar solche unbedeutenden Details wie das Betreten des Hauses waren jetzt durchgeplant. Rules Sinne waren schärfer als ihre und seine Reaktionen schneller, deshalb hielt er Wache, während sie die Tür öffnete und in das weichere Licht trat. Er schloss die Tür hinter sich, sodass die Geräusche der Stadt, Verkehrslärm und Fernsehen, das entfernte Heulen einer Sirene und das Bellen eines Hundes zwei Straßen weiter nur noch gedämpft zu hören war.
    Rule ging zum Fuß der Treppe und blieb dort reglos stehen, den Kopf hoch erhoben, die Nasenlöcher gebläht. Sie wartete, bis eine leichte Veränderung in seiner Haltung ihr sagte, dass er nichts Ungewohntes gerochen hatte. Sicherheit war ein vergänglicher Zustand, doch vorerst drohte ihnen keine Gefahr.
    Sie wollte nicht darüber nachdenken. Doch sie wusste nicht, wie sie damit aufhören sollte. Es war nicht so, als würde sie Sicherheit für eine Konstante halten – jedenfalls nicht mehr seit ihrem achten Lebensjahr – , aber diese Gefahren waren so gesichtslos und allgegenwärtig, dass sie …
    »Es war sehr schwer für mich.« Rule fuhr herum, trat zu ihr und packte sie bei den Armen. Die dunklen Augen loderten, seine Miene war entschlossen. »Verstehst du? Es fiel mir schwer, mein Versprechen zu halten, ein Geheimnis vor dir zu haben, etwas, das ich nicht mit dir teilen konnte. Ich weiß nicht, wie Cops das aushalten oder Ruben oder jeder, der solche Mauern um sich herum errichten muss.«
    Sie hob das Gesicht. Seine Brauen waren zusammengezogen. Seine Finger pressten sich um ihren Arm, direkt unter der Wunde, dort wo der Muskel vielleicht wieder nachwuchs. Oder auch nicht.
    Er brauchte etwas von ihr. Worte? Sie hoffte es nicht. Heute Abend wollte sie keine Worte. Worte würden dem Denken und der Sorge und der Angst, dem Abgrund, der sich vor ihnen auftat, Einlass gewähren, würden ein mit steinernen Zähnen bewehrtes Loch öffnen, groß genug, um eine ganze Welt zu verschlingen, und sofort würde ihr Verstand versuchen, eine Brücke oder irgendeinen anderen Weg darüberzubauen, um den Abgrund herum oder von ihm wegführend zu ersinnen. Und das würde sie auch, musste sie auch, aber nicht jetzt. Jetzt legte sie die Hände auf seine Schultern, auf das dünne Kaschmirgewebe zwischen seiner Haut und ihrer, und stellte sich auf die Zehenspitzen.
    Doch nicht, um ihn zu küssen. Sondern um ihn in die Unterlippe zu beißen. Nicht fest, aber fest genug. »Du bist mein.« Sie biss noch einmal zu. »Geheimnisse hin oder her, du gehörst mir. Tu das nie wieder.«
    Er umfing ihr Gesicht mit beiden Händen und strich mit den Daumen an der Unterseite ihres Kiefers entlang. »Ja, ich gehöre dir«, sagte er und berührte die Kette, die er ihr an diesem Abend um den Hals gelegt hatte. »Das. Ich will dich sehen, wenn du nur das trägst.« Er zog eine Braue hoch. »Nach oben?«
    Ja.
    Auf halbem Wege knarrte eine Stufe unter ihrem Fuß. Abgesehen davon war es ganz still im Haus. Für ihre Ohren zumindest. Was er wohl hörte? Drei Stufen vor dem Treppenabsatz legte er ihr die Hand auf den unteren Rücken. Ihr Herz geriet kurz aus dem Takt.
    »Ich

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