Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber
deswegen zu piesacken. Niemand schreibt einem Drachen vor, wo er seine Höhle zu bauen hat. Nicht einmal ein anderer Drache.«
Lily lächelte, als sie das Ende des Baumtunnels erreichte. Großmutter hatte es sichtlich genossen, ihr diese Geschichte zu erzählen.
Bäume und Weg endeten vor einer Wand aus Erde und Stein, begrünt mit hohem Gras und dem, was Gärtner optimistisch als Wildwuchs oder einheimische Pflanzen bezeichneten. Unkraut für die meisten Menschen. Lily hob den Blick. Für einen Hügel war dieser hier ziemlich steil. Viele Felsbrocken, so wie die Felsformationen bei ihr zu Hause, doch diese hier waren arrangiert, nicht auf natürlich Weise aus den Gebeinen der Erde gewachsen.
Da sie über diesen Aspekt von Mikas baulichen Verbesserungen vorgewarnt war, hatte sie sich entsprechend angezogen: Jeans, Nikes, ein T-Shirt, eine leichte Jacke, die ihre Waffe verbarg und eine sichere Innentasche für ihr Handy hatte. Nach einem Moment entdeckte sie zu ihrer Rechten einen offenbar wenig begangenen Pfad und begann, ihn hochzusteigen.
Es gab zwei Zugänge ins Innere von Mikas Höhle, von denen einer über den Parkplatz führte, der nun keiner mehr war, sondern ein riesiger Viehstall. Doch da man Lily gesagt hatte, sie sollte sich vom Speisezimmer fernhalten, quälte sie sich nun den von Mika angelegten Abhang hinauf. Er war abschüssig, aber nicht allzu schwierig zu bewältigen – nur an einem kurzen Abschnitt musste sie sich mit beiden Händen festhalten.
Oben angekommen, spürte sie das schwache Schwirren von Magie auf der Haut. Mikas Schutzbann wahrscheinlich. Sie blickte in die Tiefe. Hier ging es viel weiter hinunter, als sie aufgestiegen war.
Jetzt erinnerte nur noch wenig daran, dass dies einmal ein Amphitheater gewesen war. Dort, wo früher die Sitzreihen zur Bühne hinuntergeführt hatten, stützten nun Steine die Wand aus Erde, die sie erklettert hatte. Kein solider Stein und auch keine mit der säuberlich-geometrischen Ordnung der Menschen aufgestellte Felsbrocken, sondern hier dickere, dort kleinere, und dazwischen auch gelegentlich ein Block, der ganz offensichtlich nicht aus dieser Gegend stammte. Künstlerische Freiheit vielleicht. Am Fuß der Wand war nackte Erde – Mikas Landestelle und Sonnendeck. Jenseits davon war die Kuppel, unter der einst das Orchester gespielt hatte, teilweise unter festgestampfter Erde verschwunden, die jemand dort angehäuft hatte. Das Dach der Kuppel war ebenfalls unter einer Erdschicht verborgen. In der ersten Schrecksekunde musste Lily an eine riesige Krabbe denken, die versucht, sich in den Sand einzugraben, um zu flüchten.
Drachenhöhlen bestanden immer aus Erde und Stein. Beides hielt die mentale Kakofonie von ihnen fern. »Hallo, Mika«, sagte Lily – und wäre beinahe vor Schreck zusammengefahren, als etwas Kleines, Graues an ihren Füßen vorbeihuschte. Eine Katze.
Ich habe sie Beelzebub getauft , sagte Mika. Seine mentale Stimme war anders als Sams – kühl und präzise, gewiss, aber ohne Sams rasiermesserscharfe Klarheit, dafür aber mit einem leichten Aroma. Ein Unterschied wie zwischen arktischem Eis und einem Waffeleis mit ein paar Tropfen Bahama Mama obendrauf. Zuerst wollte sie mehr Silben, aber ich finde, ihr Name sollte nicht länger sein als sie selbst. Beelzebub ist natürlich ein Rufname.
»Ach, haben auch Katzen echte Namen?« Lily betrachtete skeptisch den Steinhang. Der Abstieg würde schwieriger werden als der Aufstieg. Ihr verletzter Arm zwickte, als wollte er schon einmal vorsorglich protestieren.
Deine Frage ist dumm. Ich kenne doch nicht alle Katzen .
»Nein, wahrscheinlich nicht. Hör zu, muss ich wirklich zu dir runterkommen zum Unterricht? Geht das nicht auch hier oben?«
Nein . Neun Meter tiefer und doppelt so weit in der Horizontalen begann sich etwas Glänzendes aufzurollen. Mika war nicht so groß wie Sam – er war nicht länger als ein Haus, dachte sie, inklusive des Schwanzes, und Drachen bestanden zu achtzig Prozent aus Schwanz, Hals und Schwingen. Doch er war atemberaubend schön.
Seine Schuppen waren rot – rubinrot, magentafarben, purpurn … bis hin zu einem strahlenden Orange an den Schwingen, die er jetzt auf dem Rücken gefaltet hatte. Wie ein kostbares Juwel glimmerte und glitzerte er im Sonnenlicht.
Sam sagte mir, dass du eine Verletzung am Arm davongetragen hast. Ich bemerke, dass sie noch nicht geheilt ist. Menschen genesen so langsam. Behindert sie dich? Halt still. Ich hole dich.
»Das ist nicht
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