Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber
Burrito keine Mahlzeit, sondern nur ein Snack, der ihn über Wasser hielt, bis er etwas Richtiges zu essen bekam. »Ein Meeting zum Frühstück?«
»Hmm-hmm. Und dann noch eines, das eventuell bis Mittag dauert, aber danach habe ich frei. Und du?«
»Zuerst eine aufregende Runde Papierkram im Hauptquartier, dann eine Sitzung bei Mika.« Da der Ausschuss immer noch nicht fertig mit ihr war, steckten sie und Rule in Washington fest. »Mit wem bist du zum Essen verabredet?«
»Heute Morgen mit einem Risikokapitalanleger und einem Unternehmer der Leidolf, der Kapital braucht, um zu expandieren. Die Leidolf können ihn dabei nicht unterstützen, aber sein Unternehmen ist solide und seine Expansionsplanung vernünftig. Ich stelle ihn jemandem vor, der möglicherweise interessiert ist.«
»Ist das nichts für die Nokolai?« Rules Herkunftsclan war wohlhabender als der der Leidolf. Sehr viel wohlhabender.
»Die Nokolai investieren im Moment nicht. Isen möchte mehr Liquidität.«
»Er will mehr Bares.«
»Ziemlich viel mehr. Wir werden einige Anlagen auflösen. Dafür ist zwar finanziell gesehen kein günstiger Zeitpunkt, aber taktisch gesehen ist es notwendig.«
Ein Krieg war teuer. »Und das andere Meeting? Ist das geheim oder kannst du mir davon erzählen?«
Mit festem Blick sah er ihr in die Augen. »Nicht heute.«
Seit Samstagabend hatte Rule das Thema Schatteneinheit nicht mehr aufgebracht. Weder mit Worten, noch mit angespanntem Schweigen, noch auf andere Art. Mittlerweile schien ihr das Treffen mit Ruben beinahe wie ein Traum. Wie konnte es wahr sein, wenn Rule heute die Finanzierung für einen Clanmann regelte, als gäbe es eine Zukunft für sein Unternehmen?
Ihre Lippen wurden schmal. Sie war ja selbst daran schuld. Mit ihrer Weigerung, der Schatteneinheit beizutreten, hatte sie auch das Recht verwirkt, danach zu fragen. »Und mit wem isst du dann zu Mittag?«
»Dennis Parrott möchte unser Gespräch über den Gesetzentwurf zur Bürgerrechtsreform vertiefen.«
»Er möchte Munition für seinen Boss, meinst du. Oder er hofft, mehr über deine Strategie zu erfahren.«
»Da es mir in dieser Hinsicht im Moment sträflich an Strategie mangelt, ist es gut möglich, dass ich mehr von diesem Treffen profitieren werde als er. Offiziell bin ich mit ihm um elf Uhr verabredet, aber ich habe vor, ihn zum Mittagessen einzuladen.« Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich wusste nicht, dass du erwartet hattest, du könntest die Clanmacht willentlich beeinflussen.«
»Erwartet ist zu viel gesagt, aber … « Sie schnaufte kurz und ungeduldig. »Neunundachtzig Wythe-Lupi, und die Clanmacht hat sich nicht einmal gerührt, kein Zeichen gegeben, dass sie zu einem von ihnen wollte. Aber sie muss doch. Wenn eure Dame die Gelegenheit, die wir ihr geboten haben, nicht ergreifen will oder kann, muss es doch meine Entscheidung sein. Wie bringen denn die Rhos ihre Clanmächte dazu, das zu tun, was sie wollen?«
»Ungefähr so, wie du die Finger krümmst oder etwas ergreifst und wieder loslässt.«
Sie trommelte mit eben diesen Fingern auf der Tischplatte. »Ein Neugeborenes weiß doch auch nicht, wie es seine Hände benutzt. Vielleicht brauche ich ein bisschen Übung oder so.« Aber sie hatte die Clanmacht ja nicht wirklich inne. Sie war einfach in ihrem Inneren, ohne dass ihre Gedanken und ihr Wille sie erreichten. Sie fühlte sie nicht auf die gleiche Weise wie Rule die beiden Mächte, deren Träger er war. Lily legte den Kopf zurück, um zu ihm aufzusehen. »Du könntest es, oder? Wenn du wolltest, könntest du die Leidolf-Macht auf einen anderen Leidolf übertragen.«
»Wenn er in direkter Linie vom Clangründer abstammt, ja. Anscheinend ist das das Problem bei den Wythe. Die Blutlinie ihres Gründers stirbt langsam aus.«
»Aber sie muss auf einen von ihnen übergehen.« Sie wussten, dass zumindest ein Mitglied des Wythe-Clans genug Blut des Gründers in seinen Adern hatte – Brians Sohn. Lily hatte ihn gestern kennengelernt. Er war drei Jahre alt.
Und außerdem gab es noch sechs erwachsene Lupi, die von dem Urgroßvater des ehemaligen Rhos abstammten, verdammt. Sie hatten dasselbe Blut – ein wenig dünner vielleicht, aber die Clanmacht musste ja nicht so schrecklich wählerisch sein. Abgesehen davon, dass ihr das pelzige Kitzeln im Bauch auf die Nerven ging, brauchten die Wythe einen Rho. Dass sie die Clanmacht aufgenommen hatte, hatte den Clan möglicherweise vor einem abrupten Auseinanderbrechen bewahrt,
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