Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
Vom Netzwerk:
tief erschrocken dem Diener Räder ins Gesicht (olles Froschgesichte! denkt die Armgard wütend). »Ich bin also ein dummer Lausejunge. Gut, wenn man das weiß, wie die Leute über einen denken. – Gehen Sie jetzt zur gnädigen Frau, Armgard, sie will mit Ihnen sprechen. Nicht, daß ich Sie wegen Ihrer Käseplatte verklatscht hätte, dafür sind Sie mir viel zu dumm! Sie können ihr aber sagen, daß ich ein dummer Lausejunge in Ihren Augen bin … Kommen Sie, Herr Kniebusch!«
    Und gehorsam, aber sehr bedrückt von all den Komplikationen des täglichen Lebens, folgt ihm der Förster, verlegen nach der Köchin Armgard schielend, die hochrot mit Tränen kämpft.
    Die Kammer des Dieners Räder ist nur ein schmales Handtuch, im Souterrain der Villa, zwischen Kohlenkeller und Waschküche. Schon dies ist wiederum ein Grund für den Diener Räder, dem Diener Elias zu grollen, denn Elias hat ein richtiges, großes, zweifenstriges Zimmer im Obergeschoß des Schlosses, sehr gemütlich mit alten Möbeln ausgestattet. Die Kammer des Dieners Hubert aber hat nur ein eisernes Feldbett, einen eisernen Waschständer, einen eisernen alten Klappstuhl aus dem Garten und einen alten, wackligen Schrank aus Fichtenholz. Nichts verrät, daß in dieser Kammer ein Mensch wohnt. Kein Kleidungsstück ist sichtbar, kein kleiner Gebrauchsgegenstand des Bewohners; nicht einmal Seife und Handtuch sieht man beim Waschständer, denn Hubert Räder wäscht sich im Badezimmer.
    »So«, sagt der Diener Räder, lehnt die Tür aber nur an. »So – Sie können sich jetzt noch auf den Stuhl setzen, bis sie kommt. Dann stehen Sie auf und machen ihr Platz.«
    »Wer kommt –?« fragt Kniebusch verwirrt.
    »Sie sollten nicht soviel quackeln, Herr Kniebusch«, erklärt der Diener mit ernster Mißbilligung. »Ein Mann quackelt nicht – vor allem nicht mit Weibern.«
    »Ich habe gar nichts gesagt«, verteidigt sich der Förster.
    »Jetzt muß sie sich natürlich erst das Gesicht waschen, weil sie geheult hat«, sagt der faltige Götze. »Aber wenn sie dann bei der gnädigen Frau ist, kommt sie …«
    »Wer kommt, wer ist bei der gnädigen Frau?« fragt der Förster, vollkommen verwirrt.
    »Eine Uniform ist eine Uniform«, belehrt ihn der Diener. »Meine Livree gilt natürlich nicht, und Ihre grüne auch nicht, weil Sie bloß Privatförster sind. Wären Sie Staatsförster, wäre das auch wieder anders.«
    Kniebusch sagt verloren: »Jaja. – Natürlich«, er hofft immer noch, daß er schließlich etwas von den Räderschen Rätselsprüchen verstehen wird.
    »Ein Zivilist soll sich nicht in die Uniformen mischen«, verkündet der Diener ernst. Er denkt lange nach, die Stirn in vielen Falten. Dann drückt er die Tür ein wenig auf.
    Er lauscht. Nun nickt er, geht quer durch die Kammer zum Förster hin und sagt leise, voller Vorwurf: »Sie sind ein Zivilist, Herr Kniebusch, und Sie wollten sich unter die Uniformen mischen.«
    »Aber nein«, ruft der Förster entsetzt.
    »Das ist Ihnen noch gar nicht aufgefallen, Herr Kniebusch«, sagt der Diener und ist auf seinen Horchposten bei der angelehnten Tür zurückgekehrt, »was der Herr Geheimrat am liebsten mag?«
    »Nein. Wieso?« wundert sich der Förster. »Ich weiß überhaupt nicht, was Sie eigentlich wollen, Herr Räder.«
    »Wissen Sie es wirklich nicht?«
    »Nein. Ich glaube aber, seine Forst.«
    Der Diener nickt. »Ja, die will er nicht hergeben, ehe er stirbt. – Und wem vermacht er sie dann?«
    Er sieht erwartungsvoll den Förster an.
    »Da ist die alte gnädige Frau«, sagt der Förster nachdenklich, »und dann ist da der Sohn in Birnbaum. Und hier ist der Herr Rittmeister …«
    Er überlegt den Fall.
    »Na, wem wird er denn die Forst geben?« fragt der Diener gönnerhaft, wie man etwa ein zurückgebliebenes Schulkind nach etwas ganz Leichtem fragt. »Oder läßt er sie teilen, in zwei Stücke oder drei?«
    »Teilen – seine Forst?!« Der Kniebusch ist völlig Verachtung. »Nee, so was bilden Sie sich bloß nicht ein, Herr Räder! Ich glaub, der käme noch aus dem Grabe und risse die Grenzsteine aus, wenn sie die Forst nach seinem Tode teilten. Aber er wird’s schon aufgeschrieben haben, wie es mit der Forst werden soll.«
    »Und was wird er aufgeschrieben haben, Herr Kniebusch?« bohrt der Diener beharrlich weiter. »Etwa die alte gnädige Frau?«
    »Ausgeschlossen. Wo sie doch immer sagt, sie geht nicht in den Wald wegen Schlangen. Nein, Herr Räder, kommt überhaupt nicht in Frage.«
    »Oder der

Weitere Kostenlose Bücher