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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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Birnbaumer?«
    »Glaube ich auch nicht«, sagt der Förster. »Auf den schimpft er immer, weil er ihm zu fein ist und ewig nach Geld kommt – und jetzt hat er sich ein Rennauto gekauft … ›daß er vor seinen Schulden wegrennen kann!‹ hat der Alte geschimpft.«
    »Das mit dem Rennauto weiß der alte Herr also auch schon«, meint der Diener Räder nachdenklich. »Das haben Sie ihm sicher erzählt, Herr Kniebusch.«
    Der Alte will hochrot protestieren, aber Hubert achtet gar nicht darauf. Er sagt abschließend: »Dann erbt also die Forst die gnädige Frau hier oben.« Und er deutet mit dem Daumen zur Decke.
    »Wo er doch den Herrn Rittmeister gar nicht leiden kann?« fragt der Förster besorgt dagegen. »Und das mit den Gänsen geht auch nicht gut aus.«
    »Wer erbt dann also die Forst?« beharrt der Diener.
    »Ja, ich weiß doch nicht …«, sagt der Förster verwirrt. »Er hat ja noch die Schwesterkinder in Hinterpommern, aber …«
    »Hat er nicht ein Enkelkind?« fragt der Diener.
    »Wen –?« Dem Förster steht der Mund offen. »Meinen Sie wirklich? Aber das Fräulein Violet ist doch erst fünfzehn …« Der starre Blick des Dieners verändert sich nicht, und der Förster überlegt laut: »Freilich, sie ist die einzige, die er auf den Anstand mitnimmt, soviel muß wahr sein … Und wenn er das Holz nachmißt, muß sie auch immer mit, mit Zollstock und Kluppe – o Gott, Herr Räder, und das weiß noch niemand, und das gnädige Fräulein weiß es vielleicht selber noch nicht …«
    »Und Sie haben sich unter die Uniformen mischen wollen, Herr Kniebusch«, stellt der Diener Räder voller Verachtung fest.
    Ehe aber der Förster noch hat protestieren können, klappt es eilig auf dem Gang, und Weio kommt herein.
    »Gottlob, doch noch geschafft. Ich konnt und konnt ja nicht weg! Die Armgard hat der Mama so was vorgeheult, daß Sie immer so gemein zu ihr wären, Hubert – sind Sie denn wirklich so gemein –?«
    »Nein«, antwortet Hubert ernst. »Ich bin bloß streng mit ihr, und ich mache mich mit Frauenzimmern überhaupt nicht gemein.«
    »Gott, Hubert, wie ernst Sie mal wieder aussehen! Wie ein Karpfen aus den Teichen. Trinken Sie eigentlich viel Essig? Ich bin doch auch bloß ein Frauenzimmer.«
    »Nein«, erklärt Hubert. »Einmal sind Sie eine Dame, und dann sind Sie meine Herrschaft, so kommt Gemeinmachen mit Ihnen gar nicht in Frage, gnädiges Fräulein.«
    »Danke schön, Hubert. Sie sind wirklich großartig. Ich glaube, Sie platzen noch mal vor Eingebildetheit und Stolz.«
    Sie sieht ihn sehr vergnügt mit ihren leicht vorstehenden, glänzenden Augen an. Plötzlich wird sie ernst, sie flüstert geheimnisvoll: »Ist es denn wahr, Hubert, was die Armgard der Mama gesagt hat, daß Sie ein Unhold sind?«
    Der Diener Räder sieht das neugierige Mädchen mit seinen fischigen Augen unbewegt an. Nicht eine Spur von Farbe steigt in seine grauen, faltigen Wangen.
    »Das hat die Armgard aber nicht vor Ihren Ohren gesagt, gnädiges Fräulein«, stellt er unerschüttert fest. »Da haben Sie wieder an der Tür gelauscht.«
    Auch Violet ist nicht die Spur verlegen. Mit Staunen sieht der Förster, wie vertraut das seltsame Paar miteinander ist. Der Räder ist ja noch viel schlauer, als ich gedacht habe. Vor dem muß ich mich ja noch viel mehr in acht nehmen, denkt er bei sich.
    Weio aber lacht bloß. »Seien Sie doch nicht albern, Hubert! Wenn ich nicht ein bißchen lausche, erfahre ich überhaupt nichts. Mama erzählt mir nie was, und wie ich Papa neulich auf der Wiese fragte, als wir den Storch sahen, ob es denn wirklich wahr sei, lief er ganz rot an. Gott, der arme Papa! Wie verlegen er war! – Und Sie sind also ein Unhold?«
    »Da ist auch noch der Förster Kniebusch«, lenkt Räder unerschüttert ihr Interesse ab.
    »Ja, natürlich. Guten Abend, Kniebusch. Was ist denn bloß los? Hubert tut ja so geheimnisvoll, aber Hubert tut immer geheimnisvoll. Was haben Sie denn nur?«
    »Gott, gnädiges Fräulein«, sagt der Förster jämmerlich, denn er sieht mit Schrecken den Augenblick kommen, da er berichten muß. Und schon geht ihm alles durcheinander, und er weiß nicht mehr, was er wirklich gesehen hat und was er nur vermutet. Und dann hat er auch gar nicht den Mut, ihr das jetzt alles ins Gesicht zu sagen, und vielleicht hat der Negermeier nicht geprahlt, sondern sie liebt ihn wirklich, und dann ist er ja schön hereingefallen!
    »Ich weiß ja nicht … Ich wollte ja nur mal fragen … Ich hab den Sechserbock wieder

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