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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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schweigsame Diener Räder wird für eine Macht gehalten. »Ist das Essen schon vorbei?«
    »Der Nachtisch, Armgard!« sagt Räder und fängt an, das Geschirr auf dem Tablett zurechtzustellen. »Guten Abend,Herr Kniebusch. Wen wollen Sie denn sprechen? Der Herr Rittmeister kommt erst morgen wieder.«
    »Ich wollte mal die gnädige Frau«, sagt Förster Kniebusch vorsichtig. Nach langem Überlegen ist er nämlich zu dem Entschluß gekommen, daß er seine Wissenschaft besser bei der älteren Generation verwertet. Das gnädige Fräulein ist wirklich zu jung, um einem so alten Manne etwas nützen zu können.
    »Ich werd Sie melden, Herr Kniebusch«, sagt Räder.
    »Herr Räder!« bittet Kniebusch vorsichtig. »Wenn es sich so machen ließe, daß Fräulein Weio nicht dabei wäre –?«
    Das faltige Gesicht Räders wird noch faltiger. Um Zeit zu gewinnen, fährt er die Köchin an: »Machen Sie doch zu, Armgard. Hundertmal habe ich Ihnen schon gesagt, Sie sollen die Käseplatte garnieren, ehe ich komme!«
    »Bei der Hitze!« höhnt die Köchin, die den Diener haßt. »Die ganzen Butterkügelchen würden aneinanderkleben!«
    »Die Butter nehmen Sie im letzten Augenblick aus dem Eisschrank! Aber wenn Sie jetzt erst den Käse schneiden –!« Und zum Förster halblaut: »Warum soll denn das gnädige Fräulein nicht dabeisein?«
    Der Förster wird sichtlich verlegen: »Ja, wissen Sie … ich dachte so … Es ist doch noch nicht alles für junge Mädchen …«
    Räder betrachtet den Verlegenen mit götzenhaftem Ernst. »Was ist denn noch nicht für junge Mädchen, Herr Kniebusch?« fragt er, aber ohne alle spürbare Neugier.
    Kniebusch wird rot vor lauter Anstrengung, eine Lüge zu erfinden. »Na ja, Herr Räder, Sie verstehen doch, wenn man so jung ist, und dann ist da die Brunft …«
    Räder weidet sich an seiner Verlegenheit. »Jetzt gibt es doch keine Brunft!« sagt er verächtlich. »Na, ich verstehe schon. Danke. Uniform – U-ni-form heißt die Parole!«
    Er sieht den zerschmetterten und verwirrten Förster mit seinem ausdruckslosen, fischigen Auge an. Dann wendet er sich zu der Köchin. »Na endlich, Armgard! – Aber wenn diegnädige Frau schilt, sage ich es ihr, an wem es liegt. – Sprechen Sie mich bitte nicht an! Ich rede überhaupt nicht mit Ihnen!«
    Er geht, das Servierbrett auf der Hand, aus der Küche, ernst, unjung, ziemlich geheimnisvoll.
    »Wir sprechen uns noch, Herr Kniebusch«, nickt er und verschwindet, die erbetene Anmeldung völlig im ungewissen lassend.
    »Was so ein Affe sich bloß einbildet!« schimpft die Köchin Armgard hinter ihm drein. »Lassen Sie sich bloß mit dem nicht ein, Herr Kniebusch! Der horcht Sie bloß aus – und hinterher tratscht er alles dem Rittmeister.«
    »Ist er denn immer so mit Ihnen?« erkundigt sich der Förster.
    »Immer!« ruft sie empört. »Nie ein nettes Wort zu Lotte oder mir! Herr Rittmeister ist lange nicht so fein wie der Affe. Glauben Sie, der ißt mit uns an einem Tisch?!« Sie starrt den Förster an, der verlegen irgend etwas Unverständliches murmelt. »Nee, den Teller in der Hand, geht er in seine Kammer! Ich glaube, Herr Kniebusch«, flüstert sie geheimnisvoll, »der ist überhaupt – anders. Der hat mit Frauen überhaupt nichts im Sinn. Der ist …«
    »Ja –?« fragt der Förster erwartungsvoll.
    »Nein, mit so etwas will ich nichts zu tun haben«, erklärt Armgard energisch. »Glauben Sie, er geht auch nur an die Zigaretten vom Rittmeister?«
    »Ja, das tut er doch?« sagt der Förster voller Hoffnung. »Das tun doch alle Diener! Elias raucht auch immer die Zigarren vom alten Herrn. Ich rieche das, weil mir der Geheimrat manchmal eine schenkt.«
    »Was?! Das wissen Sie von dem Elias?! Das werde ich dem ollen Knacker aber unter die Nase reiben! Von wegen, Zigarren von der Herrschaft klauen – und mich anpöbeln, weil ich mir die Schuhe am Schloßeingang nicht ordentlich abgetreten habe –!«
    »Um Gottes willen, Armgard! Nein, nein, sagen Sie ihmbloß nichts! Ich kann mich ja auch irren!« Der alte Mann überstürzt sich in seinen Ängsten. »Es ist sicher eine ganz andere Zigarre, und Sie haben auch gesagt, daß der Hubert des Rittmeisters Zigaretten raucht …«
    »Das habe ich nicht gesagt! Grade das Gegenteil habe ich gesagt! Daß er nicht raucht und daß er nicht trinkt und daß er nicht an den Türen lauscht, daß er sich für all so was viel zu fein hält, der dumme Lausejunge …«
    »Verbindlichsten Dank!« schnarrt es, und die beiden sehen

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