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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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auch genug Marken? Er kann sie schon nichtmehr in den Taschen lassen, er stapelt sie in Zehnerhäufchen vor sich auf, und seine vor Erregung zitternden Hände stoßen die Häufchen gleich wieder um. Alle wollen sie ihn hier betrügen, bestehlen, er ist ja nur der Pari-Panther, ein Garnichts in einem schäbigen Waffenrock! Dieser Hund, der Croupier, hat ihn immer wie einen Dieb behandelt – ihm wird er es heimzahlen!
    Und er setzt wieder und gewinnt wieder, und das Glück kehrt wiederum bei ihm ein, ihm ist so leicht! Seliger Rausch, nie noch gefühlt, wenn du dahinfliegst wie eine Wolke am Sommerhimmel, drunten die schwere, dunkle Erde mit den niedrigen Menschen und ihren schweren, verkrampften Gesichtern – du aber fliegst dahin, selige Wolken, selige Götter – o Glück!
    Was fiel da? Was rinnt? Was fällt?
    Wie ein Bach gleiten lustig klappernd die Jetons, die er nicht mehr bergen kann, unter seinen Armen durch auf die Erde. Laß sie fallen, das Glück lächelt mir zu! Laß andere sich danach bücken …!
    Laß sie einsammeln, wir haben genug, und wir kriegen noch mehr!
    Wie finster der Croupier ausschaut, wie sich sein Bart sträubt! Ja, heute beuteln wir dich, mein Sohn, kahl wie eine Ratte wirst du in dein Loch schlüpfen – bald hast du keine Marken mehr und wirst das Papiergeld herausrücken müssen, heute holen wir alles!
    Was will der Rittmeister? Er hat alles verspielt? Ja, man muß spielen können, mach es wie ich, Rittmeister, ich habe es dir doch gezeigt! Hier hast du Papiergeld, amerikanische Dollar, zweihundertfünfzig Dollar, nein, zehn gingen ab für Lockenwilli, zweihundertvierzig also! Jawohl, morgen früh regeln wir es, aber in einer halben Stunde schon wird auch dieses Geld, auf dem Umweg über den Croupier, wieder bei mir sein!
    Das Spiel wendet sich –? Die Kugel rollt nicht mehr, wie er es will –?
    Ja, es ist eben doch so: Man soll kein Geld unter dem Spiel weggeben, es bringt Unglück. Er sitzt finster da, er versucht die Parichancen wieder, die Dreifachchancen. Er spielt vorsichtig, besonnen. Aber die Marken zwischen seinen Armen verlieren sich, die Regimenter werden dünn. Immer von neuem rasselt unter dem Rechen des Croupiers das Heer der Geschlagenen, der Spielhalter lächelt wieder.
    Und die Spieler schauen nicht mehr auf Pagel, sie beachten ihn nicht mehr. Ungeniert machen sie wieder über seine Schultern fort ihre Einsätze. Er ist kein begnadeter Spieler mehr, er ist ein Spieler wie alle: Das Glück lächelt ihm einmal, aber dann vergißt es ihn wieder, er ist der Ball des Glücks, nicht sein Bettgenoß.
    Was hat er nur die ganze Zeit getan? Wie lange sitzt er hier?
    Schon fischt er in den Taschen, der Strom ist versiegt. Vergißt er denn sofort jede Lehre, die ihm das Schicksal gab? Siebzehn muß er setzen, siebzehn Spielmarken auf Siebzehn – so heißt das!
    Siebzehn –!
    Und das Prasseln der Marken!
    Und der Rausch kommt zurück, die Seligkeit des Fliegens, Weltenferne und Sonne! Er sitzt da, den Kopf leicht vorgeneigt, ein verlorenes Lächeln auf den Lippen. Er kann setzen, wie er will, jetzt strömt der Strom wieder. Und nun kommt es, wie er erwartet hat: die Spielmarken gehen zu Ende. Jetzt kommen schon die Scheine auf ihn zu, mehr und mehr. Sie knistern, mattfarbig sehen sie ihn an –: lächerliche Papiermark, wertvolle Pfunde, köstliche Dollars, satte, dicke Gulden, nahrhafte Dänenkronen – Raub aus den Brieftaschen von fünfzig, sechzig Gästen! Alles strömt ihm zu!
    Der Croupier sieht todesfinster aus, als sei er von einer Krankheit erfaßt, leide unsinnige, unerträgliche Schmerzen. Kaum kann er sich noch beherrschen, zweimal schon ist der Lockenwilli um neues Geld auf den Vorplatz gelaufen, die Tageskasse muß heran – bald geht es an deine Brieftasche, Croupier!
    Der murmelt etwas von Schlußmachen, aber die Spieler widersprechen, sie drohen … Sie spielen ja kaum noch, aber sie sehen dem Zweikampf zwischen Croupier und Pagel zu. Sie zittern um den jungen Menschen – wird das Glück ihm treu bleiben? Er ist einer der Ihren, der geborene Spieler, alle ihre Verluste rächt er an dem alten, bösen Raubvogel, dem Croupier. Dieser junge Mensch liebt nicht das Geld, wie es der Croupier tut – er liebt das Spiel! Er ist kein Ausbeuter!
    Und der junge Pagel sitzt da, immer lächelnder, immer ruhiger. Fortgerissen flüstert der Rittmeister an seiner Schulter, Pagel bewegt nur verneinend den Kopf.
    Der Rittmeister schreit: »Pagel, Mensch, machen Sie Schluß! Sie

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