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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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–?«
    »Ich verpfeif keinen gerne, aber was muß, muß. Ich halt’s nicht mehr aus in der Zelle, ich werd verrückt …«
    »So leicht wird man nicht verrückt, mein Sohn!«
    »Aber ich weiß einen, der ’ne Stahlsäge hat, und Sieschwören mir, daß ich auf Außenarbeit komme, wenn ich Ihnen dem seinen Namen sage …«
    »Hier hat doch keiner ’ne Stahlsäge!«
    »Doch – grade auf Ihrer Station!«
    »Unsinn – außerdem schick ich nicht auf Außenkommando, das macht der Arbeitsinspektor.«
    »Aber wenn Sie ’n gutes Wort für mich einlegen, komm ich raus.«
    Lange Pause.
    »Wer hat die Säge –?«
    »Komm ich auf Außenkommando –?«
    »Meinethalben – wer hat die Säge?«
    »Leise, Herr Oberwachtmeister, bitte, leise! Ich sage es Ihnen ins Ohr. Verpfeifen Sie mich bloß nicht – die schlagen mich glatt tot, wenn ich auf den Arbeitssaal komme.«
    Leise flüstert der Gefangene am Ohr des Wachtmeisters. Der nickt, fragt flüsternd, horcht, nickt wieder. Unten schlägt die Glocke an, von Station zu Station schallt der Ruf: »Kübeln! Kübeln!«
    Der Wachtmeister richtet sich auf. »Also schön, Liebschner, wenn es stimmt, kommen Sie auf Kommando. – So eine verfluchte Schweinerei – da wäre ich schön reingerasselt! – Also los, Mensch, dalli, kübeln! Bißchen fix, daß wir rasch mit dem Gestank durch sind!«

5
    Im Zuchthaus Meienburg schlägt die Morgenglocke um sechs Uhr an, im Polizeigefängnis Alexanderplatz zu Berlin wird es halb sieben, ehe der Gefangene aufstehen darf, weiß, daß die Nacht vorbei ist und es geschieht wieder etwas – vielleicht sogar mit ihm.
    Petra ist erwacht von dem eiligen Gebimmel, einen Augenblick noch hat sie, beim Öffnen der Augen, vor sich den Schatten von Wolfs Gesicht. Es lächelte – dann zerriß vieles inSchwärze, eine alte Frau (Wolfgangs Mutter?) sagte ihr hart und hoch viele böse Dinge … Aus der Schwärze tauchte ein Baum, entlaubt, mit sperrigen, drohenden Ästen – ein Vers, den Wolfgang oft gesummt, klang in ihrem Ohr: Er hängt an keinem Baume, er hängt an keinem Strick …
    Nun sind die Augen weit offen. Die Zigeunerinnen schwatzen schon wieder in ihrem Winkel, mit vielen Gebärden, auf ihrer Matratze hockend; die Lange liegt noch in ihrem Bett, die hochgezogenen Schultern zucken, sie weint also schon wieder; die kleine Dicke steht vor dem handtellergroßen Zellenspiegel, feuchtet im Munde den Zeigefinger an und fährt damit glättend über ihre Augenbrauen. Frau Krupaß aber sitzt aufrecht in ihrem Bett und flicht ihre kümmerlichen Zöpfchen – und das Deckenpaket liegt reglos am Boden …
    Vor den Fenstern, über Dächern, von Gitterstäben zerteilt, ist der Himmel mattblau und sanft durchsonnt – ein neuer Tag, wohlan, zu neuem Werke! Es ist kaum noch Wasser im Krug – wie soll man sich waschen?
    Die alte Frau nickt. »Hör, Kindchen, was wir heute nacht abgemacht haben, dabei bleibt es, was? Oder hast du es dir anders überlegt?«
    »Nein«, sagt Petra.
    »Ich hab so ’n Gefühl, du kommst heute noch raus, ganz plötzlich. Wenn wir uns nicht mehr sehen, gehst du zu Killich – Rechtsanwalt Killich an der Warschauer Brücke – behältst du das –?«
    »Rechtsanwalt Killich, Warschauer Brücke …«, wiederholt Petra.
    »Schön. Also gleich hingehen! – Wie siehst du denn aus? Denkste noch an den Kerl?«
    »Nein!«
    »Na! Na!«
    »Aber ich glaube, ich hab von ihm geträumt!«
    »So – na, dagegen wirste vorläufig nichts machen können. Das gibt sich mit der Zeit von selbst, das Träumen. Iß abendsbloß keine Bratkartoffeln, sag der Randolfen, sie soll dir immer kalten Aufschnitt geben. Bratkartoffeln abends, und vor allem mit Zwiebeln, das treibt die Träume, so was mußt du nicht essen, Kindchen, verstanden!«
    »Nein«, sagt Petra. »Ich bin aber gar nicht so empfindlich.«
    »Was willste dich um so ’nen Kerl abäschern? Kerle gibt’s genug, gibt’s viel zuviel – geh mir los mit denen! Immer kalten Aufschnitt und ein Glas Helles von Patzenhofer, da schläft es sich besser ein. Na, du wirst’s schon schaffen, da ist mir nicht angst drum!«
    »Mir auch nicht!«
    »Na, und sieh jetzt mal nach deiner Kranken, ich merk doch, du bist ganz jieperig darauf. Was ein Schaf ist, bleibt ein Schaf. Du lernst es auch nie! – Du, Kindchen!«
    »Ja?« fragt Petra und wendet sich noch einmal um.
    »Ich glaube doch, es ist nichts mit dir. – Wenn er und er steht auf der andern Straßenseite und pfeift und winkt mit dem Finger – da läufst

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