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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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dem Förster und vielleicht dem Besitzer der Forst in Verbindung zu setzen. In der nächsten halben Stunde muß aus den Forstkarten genau festgestellt werden, wo sich die Leute etwa befinden. Wann sind sie ausgerissen, genau, Herr Pagel?«
    »Zehn Uhr dreißig etwa!«
    »Also, Ort ist bekannt, ein Plan wird ausgearbeitet – so weit können sie gekommen sein, da können sie sich versteckt haben. Es wird Gendarmerie kommen, fünfzig Mann, hundert, Militär vielleicht – es wird noch vor Abend ein Kesseltreiben geben …«
    »Hübsch!« sagte Herr von Studmann.
    »Ich selbst bin so schnell wie möglich wieder hier. Sie, Pagel, gehen jetzt sofort ins Schloß, rufen von da die Polizeidirektion in Frankfurt an, Sie werden von ihr Weisungen bekommen. Nachher werden Sie wohl alle Gendarmeriestationen in der Nähe anrufen müssen … Die Grenze nach Polen muß gesichert werden, der Weg nach Berlin gesperrt. – Dieser Apparat hier bleibt für eingehende Anrufe frei, es wird nicht von diesem Apparat aus telefoniert, sagen Sie das auf dem Postamt …«
    »Mein Gott!« rief von Studmann, nun doch von der Energie des kleinen Mannes angesteckt. »Ist es denn wirklich so gefährlich?«
    »Vier Mann sind verhältnismäßig ungefährlich«, sagte der Oberwachtmeister. »Zuhälter, Hochstapler, Betrüger –. Aber einer ist dabei, Matzke, dem kommt es auch nicht auf einen Mord an, wenn er bloß Zivilsachen und Geld kriegt … Los, meine Herren, an die Arbeit …«
    Und er schoß aus dem Büro wie eine Rakete.
    »Los, Pagel!« rief auch Studmann. »Schicken Sie mir den alten Herrn!«
    Pagel lief durch den Park. Von der Seite kam Fräulein Violet, sagte etwas, er rief ihr nur zu: »Zuchthäusler ausgerissen!« und lief weiter. Er drängte den öffnenden alten Elias zur Seite,er kam in Gang, seine Langsamkeit verschwand, er lief an den Apparat in der Diele: »Hallo, hallo, Amt – die Polizeidirektion in Frankfurt/Oder. Dringend! Dringend!! Nein, sofort! Ich bleibe am Apparat …«
    In den Türen zur Diele erschienen Gesichter, erschrockene, erstaunte. Zwei Stubenmädchen warfen sich einen Blick zu. – Warum sehen sich die denn so komisch an? dachte Pagel flüchtig. Nun erschien Violet auf der Diele, sie lief auf Pagel zu: »Was ist los, Herr Pagel? Die Zuchthäusler –?«
    Geräuschvoll öffnete sich die Tür von des Geheimrats Zimmer: »Wer brüllt denn hier in meinem Haus?! In meinem Haus brüll ick alleene!«
    »Herr Geheimrat, bitte sofort auf das Büro! Fünf Zuchthäusler sind entflohen …«
    Ein Mädchen oben lachte hysterisch.
    »Und darum soll ich auf euer Büro?!« Der Geheimrat strahlte. »Meint ihr, die kommen, um mich auf euerm Büro anzusehen? Aber ich habe es ja gleich gesagt: Nehmt euch vernünftige Menschen! Nun kann ich jeden Abend meiner Frau mit ’nem Revolver unters Bett leuchten …«
    »Hier spricht die Gutsverwaltung Neulohe«, sprach Pagel in den Apparat. »Neu-lo-he! Ich melde im Auftrag der Zuchthausdirektion Meienburg …«
    »Geht in Ordnung!« sagte eine gleichmütige Stimme am Ende der Strippe. »Wir wissen schon von Meienburg her Bescheid. Wer spricht denn da? Der Inspektor? Na also, ihr macht ja schöne Zicken da! Könnt ihr nicht ein bißchen besser aufpassen?! Na, hören Sie zu. Sie hängen jetzt ab, ich sage unterdes Ihrem Amt Bescheid, und wenn’s wieder klingelt, gibt Ihnen Ihr Amt nacheinander alle Gendarmeriestationen in Ihrer Gegend. Denen sagen Sie bloß an: Fünf Zuchthäusler ausgerissen, alle Mann sofort nach Neulohe – aber mit Karacho! So, das besorgen Sie möglichst schnell, wir haben hier schon alle Apparate vollhängen, die Grenze, keine zwanzig Kilometer ab …«
    Der Geheimrat war mit seiner Enkelin doch auf das Gutsbürogegangen. Der junge Pagel stand am Apparat und telefonierte. Durch das Haus liefen die Mädchen wie kopflos, manchmal blieb eine rascher atmend bei Pagel stehen, sah ihn an und las die immer gleichlautende Meldung von seinen Lippen. Was Frauenzimmer für verrückte Gesichter machen können! dachte Pagel, auch er recht erregt, wenn sie einen Schrecken bekommen. Ein bißchen aufgeregt und ein bißchen glücklich. – Oben weint die gnädige Frau? – Sie hat schon Angst um ihr bißchen Leben!
    Und er hatte, indem er immer wieder neu dieselbe alte Alarmnachricht durchgab, Gelegenheit, zu hören, wie verschieden die Menschen darauf reagierten:
    »Donnerwetter!«
    »Ach nee?«
    »Und ich habe grade Reißen im Bein!«
    »Wie kommt denn Neulohe zu

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