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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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auch nicht grade freundliche Dinge gesagt haben! Sie sollen ihm ja sogar gedroht haben.«
    »Jawohl, gnädige Frau. Es stimmt. Armgard hat gelauscht, aber es stimmt doch. Doch ich bedaure es. Wenn gnädige Frau so gütig sein wollen, Herrn Rittmeister bei seiner Rückkunft zu sagen, daß ich es bedaure. Ich habe es nur in der Leidenschaft gesagt.« (Er sieht so leidenschaftlich aus wie ein Stück Holz.)
    »Schön, Hubert. Ich werde es ausrichten. Und nun erzählen Sie mir einmal, was war denn eigentlich los –?«
    »Und auch der Brief vom gnädigen Fräulein wird nicht benutzt werden«, fährt Hubert unbeirrbar fort. »Ich verspreche das. Wenn ich ihn auch nicht verbrennen werde, noch nicht.«
    »Hubert!« sagt Frau von Prackwitz. »Nun seien Sie einmal nett, denken Sie daran, daß ich nicht nur eine Dienstherrschaft bin, an der Sie natürlich immer etwas auszusetzen haben, sondern auch eine Mutter, die sich manchmal sehr viel Sorgen macht. Was ist das mit einem Brief von der Violet, den Sie haben? Erzählen Sie mir einmal alles richtig, lassen Sie einmal Ihre Faxen, Hubert …«
    »Entschuldigen, gnädige Frau, es sind keine Faxen«, erklärt Hubert ganz unbewegt. »Ich bin so.«
    »Also schön, sagen Sie es mir dann auf Ihre Art, ich werde es schon verstehen. Aber bitte sagen Sie mir, Hubert, was Sie wissen!«
    Hubert sieht mit seinen kalten, toten Augen die gnädige Frau aufmerksam an. Vielleicht empfindet dieses Gespenst ein wenig Glück, da er die Frau bittend vor sich sieht, aber anzusehen ist es ihm nicht.
    Nach einer langen Weile stummen Anschauens schüttelt er den Kopf und sagt: »Nein.«
    Er wendet sich wieder seinem Jackett zu.
    »Hubert«, bittet Frau von Prackwitz wieder, »aber warum denn nicht? Sie gehen doch jetzt weg von uns, es kann Ihnenkeinen Schaden bringen, wenn Sie mir alles erzählen. Und vielleicht bringt es soviel Nutzen …«
    Hubert Räder ist nur mit seinem Jackett beschäftigt, es sieht so aus, als habe er nichts gehört. Aber nach einer langen Zeit entschließt er sich dann doch, wiederum nein zu sagen.
    »Aber warum nicht?« flüstert sie. »Ich verstehe das nicht! Was ist nur? Hubert, seien Sie nett, ich will Ihnen eine glänzende Empfehlung geben, ich will bei meinen Verwandten nach einer Stellung für Sie fragen …«
    »Ich gehe nicht wieder in Stellung«, erklärt das Gespenst.
    »Also, Hubert! Sie haben gesagt, Sie wollen den Brief noch nicht verbrennen, das heißt, Sie wollen ihn vielleicht benutzen, Sie wollen vielleicht Geld für ihn. Weio hat wohl eine Dummheit gemacht. Nun gut, Hubert, ich kaufe Ihnen den Brief ab, ich zahle Ihnen dafür, was Sie wollen … hundert Goldmark … fünfhundert Goldmark … tausend Goldmark … Hören Sie, Hubert, tausend Goldmark für den dummen Brief eines jungen Mädchens!«
    Sie hat jetzt fieberhaft gesprochen, sie sieht ihn mit fieberhafter Spannung an. Kaum überlegt sie noch, was sie sagt; sie kann auch nicht mehr übersehen, was das denn eigentlich für ein Brief sein mag … Eine geheimnisvolle, drohende Spannung hat sie gefaßt, hier in der kahlen Bude dieses entsetzlichen Kerls – wie hat sie ihn nur so lange im Hause ertragen können? Unheil! Unheil!
    Hubert Räder zieht die Lippen von den Zähnen zurück, es soll dies wohl eine Art Lächeln bedeuten. Er sieht Frau von Prackwitz an – und vor diesem bösen, drohenden Blick, der doch triumphiert, vergeht ihre Erregung und macht einer dumpfen Verzweiflung Platz.
    Er schüttelt langsam den Kopf, zum drittenmal sagt er nein. Dann sieht er das Jackett vor sich auf dem Bett an, als verstünde er nicht ganz, was es damit für eine Bewandtnis hat.
    »Nun, Hubert«, sagt die gnädige Frau in plötzlichem Zorn, »der Brief gehört Ihnen nicht. Wir haben grade Gendarmenhier in Neulohe – ich werde einen holen und Ihre Sachen durchsuchen lassen.«
    Aber nun ist es wieder wie zu Anfang: Der häßliche Mensch scheint nichts gehört zu haben und beschäftigt sich nur mit seinem Jackett. Unentschlossen sieht sie auf ihn; Bitten, Geld und Drohung sind vergeblich gewesen, was soll sie noch tun? Ihm schmeicheln, sagt sie sich, dieser Mensch muß krankhaft eitel sein. Aber das widerstrebt ihr so, es wird ihr schon übel bei dem Gedanken, sich vor ihm zu erniedrigen … Aber nun denkt sie wieder an ihre Tochter, den rätselhaften Brief, daß einer, daß dieser vielleicht Gewalt über ihr Mädchen hat …
    »Sie sollten sich nicht zu solchen Dingen erniedrigen, Hubert!« versucht sie. (Sie hat auch

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