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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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sie ihrem Mann zu sagen hat. Tausend Dinge, die sie beschäftigen, quälen – aber nein, Frau Eva muß die siebzehnjährige Lotte trösten, ihr das Geheimnis verraten, wie man aus getrockneten Spargelschalen unter Zuhilfenahme eines kleinen Einmachglases mit Brechspargel eine »echte« Spargelsuppe macht. Schließlich verspricht sie der Trostlosen, sich von ihrer Mutter aus dem Schloß ein Mädchen zur Aushilfe zu erbitten … Und hat dabei immer das Gefühl, daß diese ekelhafte Person, die Armgard, an der Küchentür lauscht und sich über die Verlegenheit ihrer Herrin freut … Sieben ungemachte Zimmer sind eben ein Alpdruck …
    Frau Eva geht langsam den Weg zum Hof. Sie geht über den Hof nach dem Beamtenhaus, sie muß dem jungen Pagel wegen der Entlassungen Bescheid sagen. Aber die Bürotür ist versperrt, es baumelt an ihr das übliche Schild: »Büro geschlossen, eilige Anfragen in der Villa«. In der Villa sitzt allein die trostlose Lotte, der junge Pagel ist natürlich auf dem Feld; wenn die Entlassenen ihre Papiere holen wollen, finden sie dieses Schild, das sie in die Villa einlädt, die Konfusion ist vollständig –!
    Sie zuckt die Achseln, da hilft keine Auflehnung: dies ist so. Sie geht zum Schloß; sie sagt sich, daß dort wenigstens alles unverändert seinen Gang geht. Aber vor dem Schloß hält der Plattenwagen, auf den Koffer geladen werden, grade kommt der uralte Landauer, genannt die Zu-Bombe, mit Papas fetten Hannoveranern vorgefahren.
    »Was ist denn hier los, Elias –?« fragt sie erstaunt.
    »Guten Morgen, gnädige Frau. Die Herrschaften verreisen«, berichtet der alte Elias und zieht sein Käppchen.
    Sie läuft in das Haus, sie läuft die Treppe hinauf in das Zimmer ihrer Mutter: Frau von Teschow, schon in Mantel und Hut, sitzt auf ihrem Sessel. Hinter ihr die Kuckhoff hält ein Bündel Stöcke und Schirme unter den Arm geklemmt. Frau von Teschow kommandiert die Mädchen, die mit arbeitsroten, eifrigen, recht vergnügten Gesichtern leinene Überzüge über die Möbel ziehen.
    »Da kommst du ja, Kind«, sagt die alte Frau. »Wir wären natürlich nicht so abgefahren, wir hätten natürlich noch einmal zu euch reingesehen.«
    »Aber wohin reist ihr denn so plötzlich, Mama?« ruft Frau Eva erstaunt aus. »Gestern hat Papa doch noch kein Wort davon gesagt!«
    »Liebes Kind, diese Nacht – es war unerträglich!« Sie greift sich an den Kopf und seufzt gramvoll. »Ach, daß dein Mann nun auch noch diese Zuchthäusler in unser liebes Neulohe hat bringen müssen …«
    »Aber sie sind ja nun wieder fort, Mama!«
    »Ausgerissen! Ich habe kein Auge zugetan diese Nacht. Immer habe ich es schleichen hören. Die Treppen haben geknackt, einmal hat es gekichert auf der Treppe –. Ja, genauso wie du jetzt kicherst, du alberne Gans, Marta!« fährt Frau von Teschow plötzlich zornig ein Mädchen an, das dunkelrot wird und den Kopf tief über die Polster senkt.
    »Das hast du dir eingebildet, Mama. Es hat ja ein Landjäger auf der Straße Wache gehalten, und der Oberlandjägermeister hat gesagt …«
    »Liebes Kind, ich traue nur meinen Ohren! Ich fahre ab – dein Vater ist diesmal die Rücksicht selber. Wir fahren erst einmal nach Berlin. – Hotel Kaiserhof, Eva, wenn etwas sein sollte. – Wir lassen uns nicht in unsern Betten ermorden, wir nicht!«
    Und auch Tante Jutta erklärt mit Nachdruck, unter Aufstoßen des Schirmpakets, daß ihr der Kaiserhof lieber als der Kirchhof sei.
    Frau Eva sieht, es hat keinen Sinn, gegen diese Reise anzureden. Rätselhaft bleibt ihr nur die willige Zustimmung ihres Vaters, den sonst keine Beschwerden seiner Frau aus dem geliebten Neulohe vertreiben konnten. Aber das eine Gute hat ja diese Abreise: sie wird ohne Schwierigkeiten von der Mutter ein Mädchen bekommen können. Eilig berichtet sie von dem Weggang Räders und Armgards, kopfschüttelnd hört Frau von Teschow zu.
    »Du hast doch auch immer Schwierigkeiten mit deinem Personal! Das kommt, wenn man die Leute zu sehr verwöhnt. Und in meine Abendandacht schickst du dein Personal auch nie mehr!«
    Aber schließlich, nach mancher spitzigen Bemerkung, findet sich Frau von Teschow bereit: Marta wird zur Aushilfe bestimmt. Aber Marta zeigt sich widersetzlich. Nein, sie will nicht. Sie ist für das Schloß angenommen und nicht für die Villa. Frau von Teschow redet auf Marta ein, Frau von Prackwitz verspricht Marta eine Entschädigung, Fräulein von Kuckhoff ermahnt sie – Marta bleibt dabei, sie will nicht. Siehat

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