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Wolfgang Ambros - Die Biografie

Wolfgang Ambros - Die Biografie

Titel: Wolfgang Ambros - Die Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ambros
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Skier oder lehne mich an die uralte Holzwand meiner Hütte auf der Steinplatte und lasse mich von der Sonne streicheln. Im Sommer nehme ich mir das Mountainbike oder den Golfschläger.
    Man sagt, ich sei ruhiger geworden, seit ich Golf spiele. Ich frag mich, wie das sein kann. Ich bin ein exzellenter Skifahrer, ein sehr guter Schwimmer, ein properer Taucher, aber ein hundsmiserabler Golfspieler. Von fünfzig Mal gelingt mir vielleicht einmal der Schwung, wahrscheinlich hab ich deshalb Handicap sechsundzwanzig, das erreicht man allerdings auch, wenn man nur eine Hand und einen Fuß hat. Auf dem Green werde ich nie so weit hupfen wie mein Sohn. Der Matthias hat das Quäntchen Talent, das mir fehlt. Ich bringe es einfach nicht zusammen, meine komplexe Persönlichkeit auf diesen depperten Ball zu konzentrieren. Man könnte auch sagen, für Golf bin ich zu blöd. Aber ich probiere es weiter.
    Ohne Sport hätte ich mein Leben nicht überstanden. Selbst in Zeiten, in denen wir einen Gig nach dem anderen gespielt haben und der Tag erst in der Früh aufgehört hat, habe ich mich für meinen Körper nicht genieren müssen. Und ich habe alles in der Extremvariante gemacht, vor allem Skifahren. Es gibt keinen Hang in der Gegend, der nicht schon einmal mir gehört hat. Aber wie mich der Joesi damals anrief, ich soll nach Waidring kommen, hatte ich von dem Dorf noch nie was gehört.
    Er war mit seiner Familie dort und am Abend bei einem Skilehrerball eingeladen, wo er sich eingebildet hat, ich soll auch mitgehen.
    »Wo ist denn dieses Waidbrunn?«, will ich wissen.
    »Waidring«, korrigiert er mich, »es ist in der Nähe von Kitzbühel, du fährst jedes Jahr vorbei, wenn du nach St. Johann unterwegs bist, du schaust nur nicht.«
    Also setze ich mich ins Auto und presche schon ins Freizeitzentrum, wo er mich hinbestellt hat. Dreihundertfünfzig Kilometer wegen eines Herrn Prokopetz und eines Skilehrerballs. Das waren noch spontane Zeiten damals.
    Das Freizeitzentrum ist gerade erst fertig geworden, heute steht an der Stelle ein Hotel, gleich neben meinem Haus. Ganz Waidring ist versammelt, ich stehe am Eingang, weiter komme ich vor lauter Halligalli und Rumstibumsti nicht. Die Skilehrerführen ihre Gspompanadln auf, Stiegen runterrutschen und andere Stunts auf Zwetschkenschnaps, aber weit und breit kein Joesi. Erster Gedanke: Das brauch ich jetzt wie einen Kropf. Zweiter Gedanke: Entweder trinke ich jetzt auch einen Schnaps oder ich fahr wieder. Da sagt auf einmal ein Mensch neben mir: »Du bist der Wolfgang, gell?«
    »Ja«, sage ich nicht grad freundlich, »und wer bist jetzt du?«
    »Ich bin der Heinz Kienpointner und Fremdenverkehrsobmann von der Gemeinde.« Damals war er noch nicht Bürgermeister.
    »Ich suche einen Prokopetz.«
    Wenn ich mich ärgere, sieht man das an der Mimik, noch bevor ich weiß, dass ich mich gleich aufrege. Der Heinz versteht das schnell. »Der Joesi sitzt da vorne, und jetzt trinken wir einen.«
    Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mich mit dem Fremdenverkehrsobmann von so einem Umtata anfreunden will. »Ich bin gerade angekommen, ich weiß nicht einmal, wo ich wohnen soll.«
    »Das machen wir schon«, sagt der Heinz und hat gleich das erste Stamperl in der Hand. Brandner Schnaps. Ich habe praktisch keine Wahl. Noch ein Brandner Schnaps. Wir drängen uns zum Joesi durch. Wieder ein Brandner Schnaps. Ich lasse mich einfach verschleppen. Und nach dem nächsten Brandner Schnaps ist es mir wurscht, es fängt mir zu gefallen an, und nicht nur Brandner-Schnaps-technisch. Die Nacht wird immer länger, irgendwann checkt man mir ein Zimmer in der Bäckerei.
    Am nächsten Tag pumpert der Heinz an die Tür, rüttelt mich aus meinen Brandner-Schnaps-feuchten Träumen, er zeigt mir die Alm und alles, was es da oben noch gibt. Es ist Frühling, ein herrlicher Tag, Tiefschneepisten ohne Ende, ich bin sofort hellwach, mich interessiert nur das Skifahren. Lauter jungfräuliche Hänge, fast unberührt, ohne eine Spur. Ich denke, das gibt’s ja nicht, das ist alles nicht wahr, das gehört ja praktisch mir. Ich habe ein eigenes Skigebiet. Drei Tage bleibe ich in Waidring und ich weiß: Ich komme wieder.
    Aber da ist mir mein ganz persönlicher Hausberg wieder in den Weg gehupft. Der Watzmann wollte versetzt werden, von einer Bühne auf die nächste. 1982 haben wir ihn das erste Mal live gespielt, 1983 war überhaupt das Jahr des Watzmann, er hat sich auf eine Bergwelt ausgeweitet, insbesondere in Deutschland, wir sind

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