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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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Theowulfs Platz einneh-men, ohne daß es jemand merkte?«
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    »Graf Theowulf - der wirkliche Theowulf - war ein
    Mann ohne Freunde. Er verließ selten sein Schloß, allerhöchstens, um auf die Jagd zu gehen oder hierher in die Stadt zu kommen. Kaum jemand außerhalb seines Landes kannte ihn von Angesicht zu Angesicht.«
    »Großer Gott«, murmelte Tobias mit geschlossenen
    Augen. »Das ist ... Wahnsinn, Katrin. Ihr mußtet wissen, daß es nicht gutgehen konnte. Früher oder später mußte jemand den Schwindel durchschauen.«
    »Ja«, sagte Katrin. »Früher oder später mußte es geschehen. Aber die Menschen denken selten an das Morgen, wenn sie heute ums Überleben kämpfen müssen, Tobias. Und vielleicht waren ihnen fünf Jahre Freiheit den Preis wert, den sie eines Tages bezahlen müssen.«
    »Verkolt?« Tobias öffnete die Augen, richtete sich mühsam auf die Ellbogen auf und sah Katrin ernst an. Es fiel ihm schwer weiterzusprechen. Aber seine Stimme war ganz ruhig, als er fragte: »Hast du ihn getötet?«
    Katrin nickte.
    »Dann . . .« Tobias' Stimme begann zu beben. »Dann ist alles wahr, was er in dem Brief über dich behauptet hat?
    Dann bist du eine Hexe?«
    Zu seiner Überraschung lächelte Katrin. Sie schüttelte ganz sachte den Kopf, griff wieder nach seiner Hand und hielt sie fast gewaltsam fest, als er sie zurückziehen wollte.
    »Nein. Verkolt war nichts als ein böser, alter Mann. Er versuchte, Theowulf zu erpressen, und als er begriff, daß Theowulf und ich uns . . . nähergekommen waren, da erfand er all diese Beschuldigungen, um sich an uns zu rächen.«
    »Theowulf und du?« Tobias riß ungläubig die Augen auf.
    »Warum nicht?« Katrin deutete ein Achselzucken an. »Er ist ein gutaussehender Mann. Und ich war jung und Verkolt alt.«
    Tobias starrte sie noch immer ungläubig an. Theowulf und Katrin? Der Gedanke kam ihm im ersten Moment
    absurd vor - und gleichzeitig erklärte er vieles, wenn nicht alles. »Aber dann . . . dann hat er die Wahrheit gesagt«, flü-
    sterte er verstört. »Dann hatte er wirklich vor, dich entkommen zu lassen.«
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    Katrin antwortete nicht darauf, sondern fuhr fort. »Verkolt hat gedroht, alles zu verraten. Natürlich hätte er das niemals gewagt, denn er trug ebenso sehr die Mitschuld am Tod des Grafen und seines Gesindes wie alle anderen hier.
    Aber er ersann einen viel teuflischeren Plan. Als ihm klar wurde, daß er sterben mußte, da schrieb er diesen Brief, in dem er mich der Hexerei beschuldigte, in der Hoffnung, daß ganz genau das geschieht, was dann auch geschehen ist: daß sie einen Inquisitor schicken, der den Anschuldigungen nachgeht und dann die ganze Geschichte aufdeckt.« Sie lächelte schmerzlich. »Du siehst, sein Plan ist aufgegangen.
    Er lag bereits im Sterben und wußte, daß man eine so ungeheuerliche Geschichte nicht glauben würde; das Gerede eines sterbenden, alten Mannes, dessen Sinne bereits verwirrt waren. Aber die Inquisition, die hierherkommt und diesen See sieht, die verdorbenen Felder und die toten Tiere . . .«
    Tobias hörte die Worte kaum. Die Erkenntnis, daß der falsche Graf ihm von Anfang an die Wahrheit gesagt hatte, erfüllte ihn mit kaltem Entsetzen. Er begriff plötzlich, daß alles seine Schuld gewesen war. »Aber warum hat er dann versucht, dich umzubringen?« fragte er.
    Katrin stieß ärgerlich die Luft aus. »Das war Bressers Werk. Er hat mich vom ersten Tag an gehaßt. Vielleicht hat er geglaubt, wirklich damit durchkommen zu können, wenn er mich tötete und hinterher den Überraschten spielte. Oder er wollte seiner Frau die Schuld geben - ich weiß es-nicht.
    Er ist ein Narr.«
    »Der Narr hier bin wohl eher ich«, murmelte Tobias. »Heiliger Dominikus, was habe ich nur getan?«
    »Du mußt dir keine Vorwürfe machen«, sagte Katrin.
    »Niemand konnte ahnen, daß ausgerechnet du es warst, den sie schicken werden.«
    »Ein anderer hätte dich auf der Stelle verurteilt und verbrannt.«
    »Theowulf hätte schon dafür gesorgt, daß ich mit dem Leben davonkomme«, erwiderte Katrin überzeugt.
    »Aber das stimmt nicht!« antwortete Tobias, fast verzwei-408
    feit darum bemüht, doch noch einen Beweis für Theowulfs Verrat zu finden. »Er wollte deinen Tod«, fuhr er fort.
    »Niemals!« antwortete Katrin.
    »Aber ich habe es gehört!« protestierte Tobias. »In der Nacht, als wir gemeinsam flohen, habe ich gehört, wie er deinen Tod verlangte.«
    Doch es gelang ihm nicht, Katrins Überzeugung zu
    erschüttern.

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