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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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ebenso verschwommenen, blassen, grünlichen Lichtfleck zubewegte. Seine Lungen schrien nach Luft. Er würde der Versuchung, einfach den Mund aufzureißen und dieses tödliche Wasser einzuatmen, nur einen Herzschlag lang widerstehen können.
    Das grüne Licht unter ihnen wuchs heran, wurde zu einem mannshohen Halbkreis aus flimmernder Helligkeit und pul-sierendem Wasser und erfüllte plötzlich die ganze Welt. Wie in Trance registrierte Tobias, daß sie sich plötzlich nicht mehr im See, sondern in einem engen, steinernen Tunnel befanden, durch den Katrin ihn mit verzweifelten
    Schwimmstößen hindurchzog - und plötzlich stieß sein Kopf durch die Wasseroberfläche und kalte, unglaublich süße Luft füllte seine Lungen!
    Für Momente tat er nichts anderes, als zu atmen, diese unbeschreiblich köstliche Luft in seine Lungen zu saugen und wieder zu leben. Erst dann öffnete er wieder die Augen und sah sich um.
    Es fiel ihm im ersten Moment schwer, überhaupt etwas zu erkennen. Der grünliche Schein, den er im Wasser wahrgenommen hatte, erfüllte auch die Luft hier. Aber er sah nur Schemen; seine Augen waren mit Tränen gefüllt, und er war so schwach, daß er all seine Kraft und Energie aufwenden mußte, um sich mit zitternden Schwimmstößen über Wasser zu halten. Aber er sah zumindest, daß er sich in einer weitläufigen, allerdings sehr flachen Höhle befand, die fast völlig mit Wasser gefüllt war. Die mit schmierigen Algen und blaß leuchtenden Fäulnispilzen bedeckte Decke befand sich kaum eine Handspanne über seinem Kopf. Und im Wasser ringsum schwammen dunkle, unförmige Klumpen, die er nicht genau erkennen konnte.
    Er hörte Katrin hinter sich keuchend atmen und drehte sich zu ihr herum. Was er sah, ließ sein Herz stocken. Der Schrecken bohrte sich in seinen Leib wie die Klinge eines glü-
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    henden Schwertes. Katrin befand sich eine Armeslänge hinter ihm, aber sie war nicht allein. Neben ihr tanzte ein zweites Gesicht auf den Wellen. Ein Gesicht mit weit offenstehen-dem, erstarrtem Mund, der sich im gleichmäßigen Auf und Ab seiner Bewegungen mit Wasser füllte und wieder leerte, ein Gesicht, dessen Fleisch weiß und schwammig geworden war und hinter dessen Augen eine faulige, graue Masse brodelte.
    Dann tauchten andere aufgeschwemmte Gesichter auf.
    Die unförmigen Körper, die rings um ihn im Wasser
    schwammen, dachte Tobias fast hysterisch, waren Leichen.
    Hinter Katrins schreckensbleichem Antlitz tanzte ein zweites Totengesicht auf den Wogen, und ein drittes und viertes und fünftes . . . Der unterirdische See war angefüllt mit Toten!
    Vor Entsetzen begannen Tobias die Sinne zu schwinden.
    Er fühlte, wie Katrin ihn an den Schultern ergriff und mit sich zog. Er war zu schwach, er konnte nicht mehr schwimmen, doch sie drehte ihn auf den Rücken und hielt seinen Kopf mit einer Hand über Wasser, während sie sich mit kräftigen Schwingstößen hinfortbewegte. Die Toten begannen auf dem Wasser zu tanzen. Wellen, die Katrin und er verursachten, ließen sie den beiden Lebenden, die in ihr unterirdisches Reich eingedrungen waren, spöttisch zunicken.
    Tobias verlor nicht das Bewußtsein, denn das Schicksal war zu grausam, um ihm diesen Ausweg offenzulassen, sondern sah und hörte und roch und fühlte alles mit entsetzlicher Klarheit, aber er begriff trotzdem kaum mehr, was um ihn herum vorging oder was mit ihm geschah. Nach nur wenigen Augenblicken erreichte Katrin das Ufer dieses unterirdischen Sees und zerrte ihn ächzend aus dem Wasser heraus, bis er auf schmierigem, hartem Felsen lag und nur noch seine Beine vom Wasser dieses mörderischen Sees umspült wurden. Die Angst schüttelte ihn, so daß er zitterte und schrie und sich krümmte wie ein völlig verängstigtes Kind.
    Doch auch der größte Schrecken hatte irgendwann einmal ein Ende, und nach einer Weile begann sich Tobias wieder zu beruhigen. In seinem Inneren schien etwas wie ein uralter, 399
    präzise arbeitender Mechanismus angelaufen zu sein, der die Bereiche seines Denkens, die für Angst, Entsetzen, Furcht und Panik zuständig waren, schlicht und einfach lahmte.
    Fast gegen seinen Willen öffnete er die Augen. Katrin lag dicht neben ihm, bleich und zitternd vor Erschöpfung und mit einem kaum wahrnehmbaren, gräßlichen grün-blauen Schimmer bedeckt, dem gleichen Höllenlicht, das jeder Tropfen dieses fürchterlichen Wassers ausstrahlte. Es war das Licht, das er in der Nacht gesehen hatte, der tödliche Schein, den die

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