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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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daß du einen neuen Prozeß bekommst.« Er wandte sich in beschwörendem Tonfall an Pretorius. »Sagt ihr, daß das die Wahrheit ist, Bruder! Versprecht ihr nur, alles zu prüfen, 395
    was sie und ich Euch gesagt haben, und sie wird Euch am Leben lassen.«
    Pretorius zitterte. Er mußte den Kopf so weit in den Nacken beugen, wie es nur ging, um der Messerspitze auszuweichen, die sich in seinen Hals zu bohren drohte. Trotzdem sah Tobias, wie sich ein verwirrter Ausdruck in die Furcht und den Zorn auf seinen Zügen mischte.
    »Sie ist keine Hexe!« fuhr Tobias beschwörend fort. »Ich bin es, der gesündigt hat. Wenn Ihr jemanden auf die Ankla-gebank setzen wollt, dann mich. Mich und diesen Grafen, der die Stadt und ihre Menschen knechtet. Versprecht mir nur, uns wenigstens anzuhören.«
    Pretorius machte eine schwache Handbewegung, um
    Katrins Arm herunterzudrücken, doch Katrin zerrte ihn so wütend an der Schulter herum, daß sie auf dem glitschigen Boden den Halt verlor.
    Tobias sah alles mit phantastischer Klarheit, als wäre die Zeit beinahe stehengeblieben, um ihn kein noch so winziges Detail der schrecklichen Ereignisse entgehen zu lassen.
    Katrins nackte Füße suchten verzweifelt auf dem mit schmierigen Algen bedeckten Stein nach Halt, während sie in einer absurd langsamen Bewegung nach hinten kippte. Sie schrie vor Schrecken, und auch Pretorius brüllte entsetzt auf, als er begriff, was geschah. Es war sein eigener Arm, der gegen Katrins Hand schlug und die Messerklinge bis ans Heft in seinen Hals gleiten ließ.
    Tobias warf sich mit weit ausgebreiteten Armen vor und wußte im gleichen Moment, daß seine Bewegung zu spät kam.
    Katrin stürzte. Sie ließ die Fackel los, die einen flammenden Halbkreis, in der Luft beschrieb; gleichzeitig krallte sich ihre andere Hand in Tobias Schulter und riß ihn mit sich in die Tiefe. Pretorius' leblosen Körper zwischen sich, als versuche der Abt im Tode noch, sich schützend zwischen Tobias und die Hexe zu stellen, stürzten sie in den steinernen Kessel hinab und schlugen in das faulige Wasser. Ein Lidzucken später tauchte die brennende Fackel ein.
    Der See explodierte.
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    Die Flamme der Fackel erlosch nicht, sondern schien für einen winzigen Moment gierig nach dem Wasser zu lecken und darin neue Nahrung zu finden - und im nächsten
    Augenblick entbrannte am Himmel ein Höllenfeuer. Während Tobias untertauchte, sah er überall über dem Wasser grelle, weiße und orangefarbene Flammen, die sich zu einer heulenden Feuersäule vereinigten und die abgestorbenen Bäume rings um den See in Brand setzen. Die Männer, die ihnen nachgestürzt waren, wurden in lebende Fackeln verwandelt, die kreischend zurücktaumelten. Und dann wurde Tobias von der Faust eines Riesen gepackt und in die Tiefe gedrückt.
    Das Wasser dampfte und brodelte. Und ein ungeheuerliches Dröhnen und Bersten und Brüllen marterte sein Gehör.
    Etwas traf seine Brust und trieb ihm den Atem aus den Lungen. Die Oberfläche des Sees, nun sicherlich vier, fünf Meter über ihm, hatte sich in einen brodelnden Teppich aus Feuer verwandelt, aus dem gierige Flammenzungen in die Tiefe leckten. Und selbst das Wasser, in dem er schwamm, schien unter einer unheimlichen höllischen Glut zu erstrahlen.
    Endlich ließ der Druck, der ihn in die Tiefe getrieben hatte, nach, und er begann wieder zu steigen. Das Wasser über ihm brannte noch immer, und die Hitze war so groß, daß er sich vor Schmerz krümmte.
    Plötzlich packte eine Hand seine Schulter. Tobias wandte den Kopf und erkannte Katrin, die in der schlierigen, grün-braunen Brühe neben ihm schwamm. Ihre Gestalt war vom unheimlichen Schein des brennenden Wassers über ihren Köpfen in blutiges Rot getaucht, so daß sie nun selbst zu brennen schien. Sie versuchte, ihm etwas mitzuteilen, deutete mit der freien Hand nach unten und zerrte ihn schließ-
    lich einfach mit sich, als er sie nur anstarrte und die letzten Momente, die ihm noch zum Leben blieben, damit verschwendete, nichts zu tun.
    Selbst wenn Tobias es gewollt hätte, er hätte gar nicht mehr die Kraft gehabt, sich zu wehren. Katrin zerrte ihn tief in den See hinunter. Er spürte, wie der Druck auf seiner Brust allmählich unerträglich wurde. In seinen Ohren häm-397
    merte sein eigenes Blut, und in seinen Lungen begann ein dumpfer, unerträglicher Schmerz heranzuwachsen. Alles drehte sich um ihn. Katrins Gestalt wurde zu einem verschwommenen Schatten, der vor ihm auf- und abtanzte und sich auf einen

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