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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Verlies aus überwucherten Steinen.
    Die blutende Hand hatte er mit einem Handtuch aus Pias Badezimmer notdürftig verbunden. Er wickelte es ab und betrachtete die Wunde an seinem Handballen. Sie war nicht sonderlich tief. An einem Einschussloch im Parkett hatte er sich einen Spreißel ins Fleisch gerissen, den er nun vorsichtig mit den Fingerspitzen herauszog. Das Blut rann am Ellbogen herab, und er band das Handtuch fest um die Hand. Mit ein paar Plastikbahnen, die er hinter dem Werkzeug fand, deckte er sich zu und wartete auf den Schlaf. Sein Gesicht wurde vom kleinen Feuer erhellt.
    »Tschingtschang, tschingtschang, bumbetewitschki«, sagte er betend vor sich ihn und schloss die Augen. »Nang kang killewi, nang kang killewi. Tschingtschang …«
    Leonhard Franks Räuberbande, der Bleiche Kapitän, Winnetou, Old Shatterhand, Falkenauge und der Schreiber kamen in seine Erinnerung zurück und gaben ihm ein sicheres Gefühl.
    *
    Das konspirative Treffen hätte nicht besser inszeniert werden können.
    Es war weit nach Mitternacht, und die Stadt war längst in tiefen Schlaf gefallen. Kilian war beim Kanuverein an der Mergentheimer Straße über den Zaun gestiegen, hatte die Tür aufgebrochen und einen Einsitzer zu Wasser gelassen. Die ersten Meter kämpfte er noch mit der Balance und der Handhabung des Paddels. Nachdem er an der Insel vorbeigezogen war, hatte er das wacklige Kanu aber gut im Griff.
    Galina hatte ihm nicht gesagt, mit wem sie gesprochen hatte. Auch nicht, wer am Treffpunkt erscheinen würde. Klar war jedoch, dass es jemand sein musste, der über alles Bescheid wusste und auf gar keinen Fall seine Identität preisgeben wollte. Dafür waren die Umstände des Treffens viel zu seltsam.
    Kilian hielt auf den zweiten Bogen der Löwenbrücke zu. Er sollte sich laut Anweisung in der Mitte des Brückenbogens aufhalten und warten. Die Strömung war nicht sonderlich stark, sodass er sich ohne viel Anstrengung unter der Brücke halten konnte. Das Licht der Straßenleuchten vom Sanderglacis spiegelte sich im Main und warf wabernde Muster gegen den Hohlraum über ihm. Wie in der Wiener Kanalisation kam er sich vor. Es fehlte nur noch Orson Welles.
    Nach einer Stunde war er bis auf die Knochen durchgefroren und wollte sein Unterfangen aufgeben. Er setzte das Paddel ins Wasser, als eine Männerstimme ihn ansprach:
    »Sie wollen schon gehen?«
    Kilian schaute hoch, zur Seite und aufs Wasser vor ihm. Die Worte hallten unter dem steinigen Dach und verloren sich im Nirgendwo.
    »Verschwenden Sie keine Zeit damit, mich ausfindig zu machen. So, wie es jetzt ist, ist es vollkommen in Ordnung. Sie dort, ich hier«, hörte Kilian ihn von allen Seiten ruhig und leise zu ihm sprechen.
    »Hätten wir uns nicht einfach bei einem Glas Bier um die Ecke treffen können? Diese Aktion hier erinnert mich sehr an den Dritten Mann oder an Deep Throat«, sagte Kilian leise.
    Dennoch hatte seine Stimme enorme Kraft im Halbrund und war derart präsent, dass er sie spüren konnte. Er meinte den Mann kurz, aber deutlich schmunzeln zu hören.
    »Damit liegen Sie gar nicht so verkehrt. In beiden Fällen ging es um dasselbe.«
    »Und das wäre?«
    »Informationsbeschaffung. Manche sagen, es sei das Zweitälteste Gewerbe der Welt. Ich halte es mit dem ältesten zumindest für gleichrangig. In beiden Fällen geht es um den Vorteil, den man sich sichern will. Aber das ist nur Philosophie. Kommen wir auf Ihr Anliegen zurück. Sie wollen wissen, wer Stahl ermordet hat.«
    »Richtig«, antwortete Kilian.
    Er setzte das Paddel sanft ins Wasser und zog es langsam an seiner Seite vorbei, um die Position halten zu können. Woher die Stimme kam, konnte er noch immer nicht ausmachen.
    »Tja, das kann ich Ihnen beim besten Willen auch nicht sagen. Aber es gibt Wahrscheinlichkeiten, die manche Dinge ausschließen und andere eingrenzen. Sie waren bereits auf einer guten Spur, wie ich gehört habe.«
    »Sie meinen die CD?«
    »Korrekt. Sie hat mich viel Arbeit gekostet.«
    »Sie kam von Ihnen? Wie sind Sie an die CD gekommen?«
    »Ich habe sie unseren Freunden direkt vom Rechner gespielt«, sagte die Stimme nicht ohne Stolz. »Das war einfach. Doch sie sicher außer Landes zu bekommen, war eine andere Sache.«
    »Wir leben in den Zeiten des Datentransfers und des Internets. Nichts leichter, als sie per E-Mail an eine beliebige Adresse in der Welt zu schicken. Wo ist das Problem?«
    »Sie träumen von einer schönen neuen Welt, Kilian. Und sicher soll sie

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