Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall
Schlampe aus dem Chase?«
»Wie nennst du mich?«
»Genug. Es reicht«, sagte Kilian und ging dazwischen. »Das ist Galina, und das ist Pia. Pia, Galina. Jetzt vertragt euch. Wir haben keine Zeit für so ’nen Scheiß.«
Galina und Pia fixierten sich. »Vertragt euch«, bestand Kilian auf Frieden. »Es gibt keinen Grund, für keine von euch.«
Kilian zog Pia weg und drängte sie zum Badezimmer. »Mach dich sauber. In der Zwischenzeit klär ich die Sache hier.«
Pia schloss die Tür hinter sich. Aus dem Badezimmer war ein verzweifeltes »O Gott« zu hören.
»Also«, begann Galina. »Was macht ihr hier?«
Kilian griff in die Hosentasche und holte die Plastiktüte mit dem Schnipsel hervor.
»Darum geht es hier. Oder?«, sagte er mit Verweis auf den Schnipsel.
Galina schaute ihn unbeeindruckt an. »Du bist also doch nicht so langsam, wie ich befürchtet habe. Ja, darum ging und geht es die ganze Zeit. Was hast du jetzt vor?«
»Sag mir lieber, was um mich herum vorgeht. Erst die Aktion im Hofgarten, die verschwundenen Leichen, dann dein Auftritt beim Diplomatenempfang und schließlich dieser Frankenheimer. Was hast du mit ihm zu tun? Oder sollte ich besser sagen, was hast du mit ›Bent Sørensen‹ zu tun? Unter welchem Namen ist er denn gerade unterwegs?«
»Woher weißt du das mit Bent?«
»Romeo-Romanze, geheime Akten, verschmähte Liebe, Aufdeckung, Flucht, neue Identität. Das alles passt wie angegossen, wenn man die einzelnen Bausteine richtig ordnet. Findest du nicht?«
»Du bist nah dran. Aber noch nicht am Punkt«, sagte Galina. Sie nahm aus einer Schublade eine Akte heraus und drückte sie ihm in die Hand. Kilian schlug die Seiten auf und las unter der Überschrift »Zielauftrag« Berichtsprotokolle von IM Amtsrat.
»Wo hast du das her?«, fragte Kilian.
»SWR, GRU, FAPSI, CIA und von anderen Diensten, die Zugriff auf das Material haben. Manchmal sind auch noch einzelne Akten auf dem freien Markt zu kriegen, die bei den
Vernichtungsaktionen übersehen wurden. Einige sind echt, viele getürkt. Aber das ist egal. Entscheidend ist, dass dein lieber Regierungspräsident ein Spitzel war. Und, als ob das noch nicht schlimm genug wäre, hat er die Seiten gewechselt und dafür einige von seinen alten Kameraden hops gehen lassen. Muss ein guter Deal gewesen sein. Er hat es weit gebracht, ohne aufgedeckt zu werden.«
»Nicht ganz. Er ist tot.«
»Verräter verdienen den Tod.« Kilian blickte sie verständnislos an.
»Das sind nicht meine Worte«, fuhr sie fort, »mir ist das egal. Aber andere sehen das viel ernster. Die sind bereit, dafür zu töten. Es ist das eherne Gesetz, wenn du dich mit Geheimdiensten einlässt. Verrate niemals deine Leute und wechsle niemals die Seiten.«
»Wie hängt Stahl mit Frankenheimer zusammen? Hat er ihn getötet?«
»John? Nein, das ist unwahrscheinlich. Nicht, dass ich es ihm nicht zutraue, aber das ist nicht sein Stil. Dafür gibt es elegantere Methoden.«
»Denunziation. Auch eine Form des Tötens.«
»Wer bereits tot ist, hat nichts mehr zu verlieren. Und, nebenbei, das Schwein Stahl hatte es verdient. Er war das mieseste Stück Dreck, das man sich vorstellen kann. Wo immer er einen Vorteil sah, hat er ihn schamlos ausgenutzt. Egal, ob Freund oder Feind. Da war er ganz Demokrat.«
»Nun gut. Jetzt weiß ich, wer Stahl war. Aber wer hat ihn getötet?«
Galina zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht. Ein bisschen Arbeit will ich dir ja auch noch überlassen.«
»Ich habe keinen Job mehr. Also, was soll’s: Wer hat ihn auf dem Gewissen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Weiß es Frankenheimer?«
»Kann sein. Aber er wird dir nichts sagen.«
»Wer dann?«
Galina zögerte mit der Antwort. »Es gäbe da jemanden …«
»Dann ruf ihn an. Ich will ihn treffen.«
Pia kam frisch geduscht aus dem Bad. Sie hatte ein Handtuch um die nassen Haare gewickelt und trug einen Bademantel.
»Sorry, Jo. Ich glaube, du brauchst neue Handtücher.«
»Was machst du in meinem Bademantel?«, fragte Galina gereizt.
»Ach, das ist deiner? Ich dachte, der Fettsack, der vor dir das Zimmer hatte, hat ihn zurückgelassen. Bei dem Umfang«, antwortete sie schnippisch und schlug den Bademantel wie ein Zelt auf. Darunter war sie nackt. Galina musterte sie und grinste hämisch. »Behalt ihn. Er passt dir gut. Bei dem Umfang.«
»Pia, zieh dir was an. Du musst zum Schorsch und ihm erklären, dass sich die Amis Thomas geschnappt haben. Sie werden ihm nichts tun. Sie wollen nur die
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