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Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Titel: Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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gibt den Beutegreifern genügend Zeit, sich zu entfernen. (Zur Erinnerung: Wölfe sind in Deutschland ganzjährig geschützt und dürfen nicht gejagt werden. Bei einer Jagd im Wolfsrevier ist dies unbedingt zu beachten!) Die meisten Drückjagden finden im Spätherbst statt. Bei früheren Jagden von September bis Anfang Oktober muss darauf geachtet werden, dass in der weiteren Umgebung der Rendezvousplätze von Wölfen keine Hunde eingesetzt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Beutegreifer am Aufenthaltsort ihrer Welpen aggressiv auf Hunde reagieren, ist hoch. Auch muss bei der Nachsuche auf krankes Wild damit gerechnet werden, dass die Wölfe das Tier bereits gefunden haben und gegenüber Hunden als ihre Beute verteidigen. Hier – wie überall in Wolfsgebieten – gilt: Die Anwesenheit von Menschen ist der beste Schutz für Hunde.
     
    Nachfolgend zwei Beispiele aus Nordamerika und eins aus Europa, in denen Wölfe Hunde in der Nähe ihrer Menschen angegriffen haben:
    Pacific Rim National Park, British Columbia, 1999
    Im Januar 1999 joggte ein Mann mit seinen beiden Hunden in der Nähe von Ucluelet, British Columbia, als zwei Wölfe den kleineren der Hunde angriffen. Der Mann nahm ihn auf den Arm, und die Wölfe sprangen auf den Mann beziehungsweise den Hund zu, berührten ihn aber nicht. Danach folgten sie ihm, bis er in sein Auto einstieg.
    Ein ähnlicher Zwischenfall geschah im März, als eine Frau, die ihren Hund Gassi führte, einen Wolf auf dem Weg antraf. Die Frau nahm den Hund sofort auf den Arm und zog sich zu einem nahe gelegenen Parkplatz zurück. Drei Wölfe folgten ihr in zehn Meter Entfernung.
     
    Haines Junction, Yukon, 2000
    Im Dezember 2000 führte eine Frau in der Nähe ihres Hauses, etwa zehn Kilometer von Haines Junction entfernt, ihren Hund spazieren. Das Haus lag am Fuß eines offenen hügeligen Gebietes in der Nähe des Alaska Highway. Als die Frau ihre Auffahrt hinunterging, sah sie etwa 80 Meter entfernt einen schwarzen Wolf auf einem Hügel sitzen und sie beobachten. Als der Wolf den Hügel hinunter und direkt auf sie zulief, wurde ihr mulmig. Sie drehte sich um und wollte zum Haus zurückgehen, aber der große Kanide lief zehn Meter von ihr entfernt auf die Auffahrt und blockierte den Weg. Die Frau hielt an, wedelte mit den Armen und schrie den Wolf an. Dieser sah sie an, reagierte aber nicht. Die Hundebesitzerin drehte sich um und lief etwa 150 Meter in Richtung Straße, während ihr der Wolf in kurzer Entfernung nachlief. Nach etwa 30 Metern erreichte die Frau einen Felsen von der Größe eines Autos. Sie zog sich dahinter zurück und nutzte ihn als Deckung, aber der Wolf kam mit gesenktem Kopf und vorgebeugter, angespannter Haltung näher. Nur wenige Meter von ihr entfernt blieb er stehen. Er ließ seine Augen nicht von der Frau und ihrem Hund, knurrte aber nicht. In den nächsten Minuten schrie die Frau weiterhin den Wolf an und rief nach ihrem Mann, der sich im Haus befand. Schließlich näherte sich ein Auto, das sie anhielt. Der Wolf blieb beim Felsen stehen, bis die Frau und ihr Hund im Auto waren. Dann lief er fort.
Die Frau erzählte später, dass sie vor dem sich nähernden Wolf Angst gehabt und das Verhalten des Tieres eher aggressiv als neugierig eingeschätzt habe. Gleichwohl vermutete sie, dass der Wolf mehr auf ihren Hund konzentriert war als auf sie. Der Hund war ein paar Tage zuvor kastriert worden, was zum Verhalten des Wolfes beigetragen haben könnte. Nachdem Naturschutzbeamte die Gegend um das Haus der Frau herum abgesucht hatten, fanden sie im Schnee Hinweise, dass sich der Wolf beträchtliche Zeit in dem Gebiet aufgehalten haben musste und dort vermutlich schon vorher den Spuren des Hundes gefolgt war. Den ganzen folgenden Winter hindurch berichteten die Bewohner des Ortes immer wieder, einen Wolf gesehen zu haben, auf den die Beschreibung passte, aber das Tier verhielt sich nicht so, als ob es futterkonditioniert sei. Auch näherte es sich keinem anderen Menschen.
     
    Stockholm, Schweden, 2011
    Eine Geschichte, die fälschlicherweise als »Wolfsangriff auf Familie« durch die Medien ging, ereignete sich im April 2011 in Schweden. Eine Familie mit Mann, Frau und Kleinkind war mit ihrem nicht angeleinten Wachtelhund (Jagdhund) in einem Waldgebiet nördlich von Stockholm unterwegs. In diesem Gebiet lebte eine Wolfsgruppe mit drei bis vier Tieren. Zwei Wölfe tauchten auf, wovon einer umgehend den Hund angriff und verschleppte; er wurde später tot aufgefunden.

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