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Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Titel: Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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von tollwütigen Wölfen am häufigsten, insbesondere auf Erwachsene, während gesunde Wölfe überwiegend Kinder unter zehn Jahren (90 Prozent) angriffen. Wenn Wölfe Erwachsene als Beute sahen, dann waren die Opfer fast immer Frauen. Dieses Muster entspricht der Vorliebe von Kaniden für schwache und ungefährliche Beutetiere.
    Jedoch ist es sehr selten, dass Wölfe Menschen als Beute betrachten. Daher werden in der heutigen Zeit die meisten Wolfsangriffe auf Menschen durch Habituierung und Futterassoziierung hervorgerufen.
    Auch Hunde sind ein Faktor für Wolfsangriffe, und zwar sowohl Hunde in Begleitung von Menschen als auch Schlittenhunde oder draußen angeleinte Haushunde. Verteidigen Menschen ihr Tier, kann dies dazu führen, dass der Wolf seinerseits einen Verteidigungsangriff startet.
    Vergleicht man die Häufigkeit von Wolfsangriffen mit denen von anderen Wildtieren auf Menschen, dann sind Wölfe in Anbetracht ihrer Größe und ihrer Kraft eindeutig die für den Menschen am wenigsten gefährliche Tierart.
     

Sonderfall Nationalparks / Schutzgebiete
    Februar 2002. Seit 1995 beobachte ich wild lebende Wölfe im Yellowstone-Nationalpark und zeige als Guide deutschen Touristen die Tiere. Auch diesmal war ich wieder mit Kunden unterwegs. Es war unser vorletzter Tag. Wir hatten bisher jeden Tag das Druid-Peak-Rudel beobachtet. In der anbrechenden Dämmerung hielten wir uns in der Nähe eines Hirschkadavers auf, der etwa 200 Meter von der Straße entfernt lag; die Druids hatten das Tier am Morgen gerissen.
    Am Kadaver fraßen zwei Jungwölfe. Die älteren, erfahrenen Tiere hatten den Ort verlassen, als die Fotografen und Touristen eintrafen, aber die beiden Einjährigen kümmerten sich nicht um uns.
    Erst nachdem sie sich die Bäuche vollgeschlagen hatten, wurden wir für sie interessant. Sie kamen auf uns zu. Wir konnten beobachten, wie sie zwischen Fluchtinstinkt und Neugier hin und her gerissen waren. Die Neugier überwog. Vorsichtig näherten sie sich, Ohren gespitzt, Nackenhaare bis zum Äußersten aufgestellt, aber den Schwanz tief unter den Bauch geklemmt, also von der Körpersprache her eine Mischung aus Angst und Neugier.
    Etwa drei Meter von uns entfernt blieben sie neben einem Baum stehen und schnupperten. Sie beobachteten uns eine Weile sehr intensiv, während wir alle stillstanden und keinen Muskel rührten. Dann liefen die Zwei ein Stück die Straße entlang, wobei sie ausgiebig unsere dort geparkten Autos beschnupperten und »markierten«. Schließlich verschwanden sie.
    Einige Zeit danach, es war schon dunkel geworden, konnten wir die »Teenager« wiederentdecken. Diesmal hielt ein Auto neben ihnen an der Straße und die Insassen warfen ein Sandwich aus dem Fenster ...
    Wölfe, die sich an Menschen gewöhnen und die von ihnen Futter bekommen, spielen, wie wir bereits gehört haben, bei Angriffen eine große Rolle. Da wilde Wölfe sehr scheu sind, sind die Möglichkeiten der Futterkonditionierung überwiegend dort vorhanden, wo die Tiere geschützt sind und nicht gejagt werden dürfen, also hauptsächlich in Nationalparks.
    Nach ihrer Wiederansiedlung 1995/96 haben sich die Wölfe im Yellowstone-Nationalpark in den ersten zehn Jahren drastisch vermehrt. Danach pendelte sich die Population ein und die Zahl sank. Heute (2013) werden die Tiere außerhalb der Parkgrenzen wieder gejagt, was zu einem starken Rückgang führte. Zurzeit leben 68 Wölfe im nordöstlichen Teil, dem Lamar Valley.
    Zum ersten Mal zeigten die Yellowstone-Wölfe 1999 ein Interesse an Menschen, als ein einjähriger Jungwolf mehrmals die Nähe von Touristen suchte. Auch konnte man ihn dabei beobachten, dass er eine Mülltonne untersuchte und eine Plastiktüte fraß. Das lässt vermuten, dass er von Besuchern gefüttert worden war. Das Tier wanderte ab und starb an einer natürlichen Todesursache.
    Zwei Jahre später verhielt sich ein anderer Jährling ebenso. Während seine Rudelmitglieder beim Anblick von Menschen das Weite suchten, lief er dicht an den Zweibeinern vorbei. Auch dieser Wolf wanderte ab und wurde in der Nähe einer Ranch im Paradise Valley getötet, weil er sich Menschen gegenüber zu dreist und unerschrocken verhalten hatte.
    Im Winter 2001 und 2002 zeigten besonders zwei Jungwölfe unerschrockenes Verhalten und näherten sich immer wieder Menschen oder ihren Autos. Als Touristen versuchten, einen von ihnen zu streicheln, sprang der jedoch zurück. Einmal versuchte der anwesende Biologe die Wölfe mit Rufen und

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