Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)
ein Tier füttern noch sich ihm nähern darf (Wölfe und Bären: 100 Meter Abstand!), aber kaum jemand hält sich daran. Nicht nur »gewöhnliche« Touristen, auch professionelle Guides und Fotografen nähern sich oft viel zu dicht einem Wolf (oder einem anderen Tier), um ein gutes Foto zu bekommen. Ganz dringend notwendig wäre daher eine stärkere Überwachung und Kontrolle sowie gravierende Strafen, die direkt vor Ort erhoben werden müssten. Leider ist die Realität, dass alle Nationalparks unter chronischem Geldmangel leiden und nicht das Personal haben, derartige Maßnahmen umzusetzen. Am Ende wird dann als »einfache und billige« Lösung der Todesschuss bevorzugt. Dies sollte allen »Wolfsliebhabern« bewusst sein, die den Tieren so nah sein wollen, dass sie sie zu Tode lieben.
Vom Umgang mit wilden Wölfen
Wir in Deutschland werden kaum die Gelegenheit haben, einem unserer scheuen Wölfe gegenüberzustehen. Haben Sie dennoch einmal das unwahrscheinliche Glück, im Wald auf einen Wolf zu treffen, dann können Sie sich wie folgt verhalten:
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Nehmen Sie Ihren Hund im Wolfsgebiet grundsätzlich an die Leine, lassen sie ihn nachts nicht alleine im Hof oder Garten.
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Ermutigen Sie das Tier auf keinen Fall, näherzukommen. Beobachten Sie, wo der Wolf hinlaufen will und ziehen Sie sich zurück, steigen Sie am besten in Ihr Auto, wenn es in der Nähe ist, damit der Wolf ungehindert weiterziehen kann. Geben Sie ihm Zeit und Raum, auszuweichen.
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Kommt er dennoch näher, sprechen Sie ihn mit ruhiger, selbstbewusster Stimme an. Vermeiden Sie alles, was ihn neugierig macht. Drücken Sie durch Ihre Körpersprache Selbstvertrauen und Größe aus. Manche Biologen raten, den Wolf anzuschreien und Steine nach ihm zu werfen. Diese Empfehlung können Günther Bloch und ich, die wir bei unseren Freilandforschungen in Nordamerika oft Begegnungen mit wilden Wölfen haben, nicht teilen. Wir halten das Werfen von Steinen oder Gegenständen für absolut überflüssig. Nähert sich Ihnen ein Wolf, so lautet unsere Empfehlung: Bleiben Sie stehen, verhalten Sie sich ruhig und selbstbewusst, schauen Sie dem Wolf direkt in die Augen, reden Sie mit ihm in einem »strengen« aber sonst normalen Ton (kein »Babystimmchen«). Wenn er bis auf etwa drei Meter herankommt und sich offensichtlich weiter nähern will, verstärken Sie Ihre Körpersprache und wedeln Sie mit den Armen über dem Kopf. Wenn der Wolf beabsichtigt, Ihr Essen zu stehlen, lehren sie dem Dieb das Fürchten, indem sie ihn Anschreien und sehr »grimmig« reagieren. So wird sich der Vierbeiner möglichst lange an dieses unerfreuliche Erlebnis erinnern. Wenn sich mir in Yellowstone Wölfe genähert haben, war dies meist nur Zufall und sie bemerkten mich oft nicht, weil sie auf etwas anderes konzentriert waren. Selten blieben sie stehen oder kamen neugierig näher. Stets reichte es aus, ruhig und selbstbewusst stehen zu bleiben – und den Anblick einfach zu genießen.
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FÜTTERN SIE NIEMALS EINEN WOLF!!!! Denken Sie daran, dass ein gefütterter Wolf (Bär, Hirsch, Eichhörnchen und ... und ...) ein toter Wolf ist. Sollten Sie im Wolfsgebiet campen oder picknicken, verstauen Sie ihre Lebensmittel außerhalb des Zeltes und hinterlassen Sie einen sauberen Platz. Damit retten Sie das Leben eines Wolfes!
In Deutschland gab es bisher nur wenige Vorfälle mit »Problemwölfen«: 2002 näherten sich Jungwölfe, die wiederholt eine Schafherde in der Oberlausitz angegriffen hatten, dem Schäfer bis auf wenige Meter. Sie hatten sich nachts häufig in der Nähe der Herde aufgehalten und immer wieder versucht, an sie heranzukommen. Dabei wurden sie mehrfach vom Schäfer gestört und verjagt. Als er sie eines Abends wieder in der Nähe seiner Tiere sah, schrie er sie an und trommelte auf seinen Traktor. Offensichtlich durch das Verhalten des Mannes neugierig geworden, kamen drei Wölfe bis auf wenige Meter an ihn heran und beobachteten ihn. Obwohl die Wölfe sich noch einige Wochen in dem Gebiet aufhielten, blieb es bei diesem Einzelfall.
Im Frühjahr 2004 hielt sich eine einzige territoriale Wölfin in der Oberlausitz auch nach der Ranzzeit über zwei Monate nachts häufig in der Nähe eines Dorfes auf. Dort lieferte sie sich regelmäßig auf einem Grundstück Scheingefechte mit einer Schäferhündin und ließ sich im Lichte eines Scheinwerferkegels von Schaulustigen beobachten. Nachdem die Löcher des Grundstückszauns geflickt wurden, entspannte sich die Situation. Allerdings
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