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Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition)

Titel: Wolfsangriffe. Fakt oder Fiktion? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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forscher, kam schnell herbei, knabberte an einem Riss im Knie von Windhs Hose und an ihren nackten Zehen, die aus ihrer Sandale herausschauten. Aber auch sein Beißen war zurückhaltend.
    Die Fotografen zelteten zwei Tage lang in der Nähe des Strandes, und die Wölfe hielten sich weiterhin in der Nähe auf. Die Wölfin schlief nahe beim Zelt. Die Tiere versuchten, Kleidungsstücke und Campingausrüstung zu stehlen, fanden aber nichts zu fressen. Windh berichtete, dass die Wölfin Wasserflaschen unter einem Stamm hervorzog und spielend herumschubste. Außerdem ging das Tier vor ihr in die Spielverbeugung, rannte im Kreis und verhielt sich, als ob es sie zum Spielen auffordern wollte. Später, am zweiten Tag, wurde das Wolfspaar zudringlicher. Schließlich näherte sich der Rüde direkt und mit gesenktem Kopf den Fotografen, während die Wölfin sie von hinten umkreiste. Die beiden empfanden dieses Verhalten bedrohlicher als am Anfang und zogen sich rückwärtsgehend an den Strand zurück. Sie konnten die Wölfe verscheuchen, indem sie Steine nach ihnen warfen. Am nächsten Morgen verließen sie die Insel. Windh erfuhr später von anderen Besuchern, dass die Wölfe im Jahr zuvor als Welpen von Menschen mit der Hand gefüttert worden waren und dass sie sich sowohl durch Spielen als auch durch Füttern an Touristen gewöhnt hatten.
    Ein paar Tage, nachdem Jacqueline Windh die Insel verlassen hatte, zeltete eine Gruppe von 18 Touristen auf einem nahe gelegenen Campingplatz auf Vargas Island. Die meisten schliefen in Zelten, aber zwei Männer legten sich im Schlafsack in die Nähe des Lagerfeuers. Einer von ihnen wachte gegen 1:30 Uhr nachts auf und sah einen Wolf auf dem Ende seines Schlafsacks sitzen. Der erschrockene Mann schrie den Wolf an, der sich aber nicht rührte. Ein anderer Camper hörte die Schreie und machte Lärm, was den Wolf vertrieb. Der Mann, auf dessen Schlafsack der Wolf gesessen hatte, zog in ein Zelt um. Aber der zweite Camper, der dreiundzwanzigjährige Student Scott Langevin, schlief weiter draußen und wurde gegen zwei Uhr wach, als etwas an seinem Schlafsack zog. Der Wolf schleppte den Menschen im Schlafsack ein paar Meter weg, ließ aber los und sprang einen Schritt zurück, als der Mann ihn anschrie. Der Wolf sprang wieder vor und biss in den Oberkörper des Studenten, der immer noch im Schlafsack steckte. Wieder schrie der Mann den Wolf an und versuchte, das Tier mit den Armen abzuwehren. Dann rollte der Camper sich in Richtung Feuer, aber der Wolf sprang auf seinen Rücken und begann, ihm in den Hinterkopf zu beißen. Seine Freunde, die die Schreie hörten, kamen ihm zu Hilfe und jagten das Tier fort. Das Opfer schätzt, dass der Angriff etwa fünf Minuten gedauert hat. Die Wunde an seinem Kopf musste mit 50 Stichen genährt werden.
    Am nächsten Morgen töteten Beamte der Naturschutzbehörde zwei Wölfe in der Nähe des Zeltplatzes, einen 37 Kilo schweren Rüden und ein 29 Kilo schweres Weibchen. Das Alter der beiden wurde auf etwa 14 Monate geschätzt. Sie waren in gutem Gesundheitszustand und wurden negativ auf Tollwut getestet. Ihr Darminhalt enthielt keinen Hinweis auf menschliche Nahrung oder Abfall.
    Die Wölfe, die in der Nähe der Angriffsstelle getötet worden waren, wurden später als dieselben Tiere identifiziert, die schon an anderen Orten von Vargas Island mit Touristen Kontakt hatten. Sie waren offensichtlich futterkonditioniert und gleichzeitig auch auf Menschen sozialisiert, was ihre Versuche zeigten, mit der Fotografin zu spielen. Trotz der Gewöhnung und Sozialisation reagierte der Wolf aggressiv, als der Student im Schlafsack ihn anschrie und mit den Armen fuchtelte. Die Aggression des Tieres steigerte sich während des Angriffs – vielleicht eine Reaktion auf das, was er vermutlich als Angstaggression des Mannes empfand, oder als übertriebene Reaktion, weil er nicht wie sonst Futter erhielt. Nachdem die beiden Wölfe getötet worden waren, kamen andere Wölfe zu den Zeltplätzen auf der nahe gelegenen Flores-Insel, wo sie Schuhe, Zeltausrüstung und Kleidung aus den Zelten stahlen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass auch andere Mitglieder des Wolfsrudels ähnlich futterkonditioniert waren.
     
    Zusammenfassung
    Grundsätzlich gehören wir Zweibeiner nicht in das natürliche Beuteschema von Wölfen. Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass in den letzten Jahrhunderten Menschen sowohl von gesunden als auch von tollwütigen Wölfen getötet worden sind. Dabei waren Angriffe

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