Wolfsblut
welche durch die Spalten des Käfigs ihn anguckten, die Hunde, die in ihrer Begleitung waren und ihn in seiner Hilflosigkeit boshaft anknurrten, selbst das Holz des ihn einschließenden Käfigs haßte er, vor allem aber haßte er Schmitt.
Bei alledem verfolgte dieser einen Zweck. Eines Tages versammelte sich eine große Menschenmenge um den Käfig. Schmitt ging mit einem Stock hinein und löste die Kette von Wolfsbluts Halse. Als er wieder draußen war, rannte Wolfsblut im Stall herum und versuchte die Leute draußen anzufallen. Er sah furchtbar und doch prächtig aus. Er war volle fünf Fuß lang bei einer Schulterhöhe von zwei und einem halben Fuß. Von der Mutter hatte er als Erbteil gewaltigere Proportionen, als sie ein Wolf von gleicher Größe hat, erhalten, so daß er ohne einen Ansatz von Fett und ohne ein Lot überflüssiges Fleisch mehr als neunzig Pfund wog. Alles war bei ihm Muskel, Knochen und Sehnen, also Kampfmaterial der allerfeinsten Sorte.
Die Tür des Käfigs wurde wieder geöffnet. Wolfsblut blieb stehen. Er wartete, denn etwas Ungewöhnliches begab sich. Die Tür öffnete sich weiter und ein mächtiger Hund wurde hineingeschoben, worauf die Tür sich schloß. Es war ein Kettenhund, wie Wolfsblut noch nie einen gesehen hatte, aber seine Größe und sein drohendes Aussehen flößten Wolfsblut keine Furcht ein. Hier war etwas, was weder Holz noch Eisen war und woran er seine Wut auslassen konnte. Im Nu sprang er mit blitzenden Zähnen auf ihn los und riß ihm den Hals an der Seite auf. Der andere schüttelte den Kopf, grollte heiser und stürzte sich auf den Angreifer. Aber Wolfsblut war überall und nirgends, wich aus, sprang zu, verwundete ihn mit den Zähnen und sprang wieder weg, um der Rache des andern zu entgehen.
Die Draußenstehenden jubelten und klatschten in die Hände, während Schmitt über die Wunden frohlockte, die Wolfsblut dem andern beibrachte. Der fremde Hund hatte von Anfang an wenig Aussicht; er war zu langsam, zu schwerfällig. Endlich trieb Schmitt Wolfsblut mit einem Knüttel zurück, und der Kettenhund wurde von dem Eigentümer herausgeholt. Dann klimperte Geld, und die Wetten wurden in Schmitts Hand ausgezahlt.
Von nun an war Wolfsblut zufrieden, wenn Leute sich um den Käfig sammelten. Das bedeutete einen Kampf, und das war seine einzige Abwechslung. Da er als Gefangener gehalten und zum Haß angestachelt wurde, so konnte er diesem nur Luft machen, wenn ihm ein Hund gegenübergestellt wurde, und Schmitt hatte seine Kraft richtig beurteilt, denn stets ging er als Sieger aus dem Kampfe hervor. Eines Tages wurden drei Hunde hintereinander zu ihm hineingelassen, ein andermal ein erwachsener Wolf, frisch aus der Wildnis, und ein andermal zwei Hunde zu gleicher Zeit auf ihn gehetzt. Dieser letzte Kampf war der schlimmste, und wenn auch am Ende beide tot auf dem Kampfplatz blieben, so war Wolfsblut selber ebenfalls halb tot nach der Schlacht.
Als im Herbst der erste Schnee fiel und das Schnee-Eis den Fluß hinabtrieb, löste Schmitt für sich und Wolfsblut Karten zu einer Dampferfahrt nach Dawson, den Yukon hinauf. Wolfsblut hatte sich bereits einen Namen gemacht; weit und breit war er als streitbarer Wolf bekannt, und der Käfig, worin er sich auf dem Verdeck des Dampfers befand, war stets von Neugierigen umdrängt. Er knurrte diese entweder wütend an oder lag still und beobachtete sie mit kaltem Haß. Warum sollte er sie auch nicht hassen? Er legte sich diese Frage allerdings nicht vor, aber er kannte nur noch den Haß, der ihm zur Leidenschaft, wie ihm das Leben zur Hölle geworden war. Er war nicht für eine enge Haft geschaffen – die wilden Tiere können sie nur schwer ertragen –, außerdem starrten die Leute ihn an, stießen durch die Latten des Käfigs mit Stöcken nach ihm, damit er sie anknurre, und lachten ihn danach aus.
Diese Menschen waren seine Umgebung, die den Stoff, aus dem er gemacht war, zu etwas noch Grimmigerem formten, als es die Natur ihm bestimmt hatte.
Wo ein anderes Tier gestorben oder doch geknickt worden wäre, da paßte er sich den Umständen an und lebte ungebeugt weiter. Allerdings wäre sein teuflischer Quälgeist vielleicht imstande gewesen, auch Wolfsbluts Mut am Ende zu brechen, aber vorderhand war davon noch keine Rede. Im Gegenteil rasten Herr und Hund, beide vom Teufel besessen, unaufhörlich gegeneinander. Früher hatte Wolfsblut Überlegung genug gehabt, sich vor einem mit einem Prügel bewaffneten Menschen zu ducken, aber das
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