Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
Vom Netzwerk:
einmal bei einer Beerdigung gewesen, bei der man den Leichnam gerochen hatte; aber heutzutage hatten sie Mittel dagegen, oder nicht? Und wie dem auch sei, die Särge würden nicht offen sein. Trotzdem...
    Die beiden Leichen lagen unter gnadenlosem Licht auf Operationstischen. Hier war nichts von der Zufälligkeit und Verwirrung des Tatorts zu sehen; hier war alles sauber und ordentlich, außer den Leichen selbst, die Gewalt und Grauen widerspiegelten.
    Becky betrachtete fassungslos den Schaden - der Angriff war unglaublich wild gewesen. Irgendwie fand sie das tröstlich; kein Tier würde so etwas tun. Es mußte das Werk von Menschen sein; es war zu schrecklich, etwas anderes zu sein.
    »Die Spurensicherung hat außer Hundehaaren, Rattenhaaren und Federn überhaupt nichts gefunden«, sagte Dr. Evans leise. Er sprach vom Ergebnis der Geländeuntersuchungen, wo die Tat stattgefunden hatte. »Keine menschlichen Spuren, die nicht von den Opfern stammten.«
    »Okay«, sagte Wilson, aber die Information war wie ein Schlag für ihn. Das war keine gute Nachricht.
    Evans wandte sich an Becky. »Wir fangen gleich an. Was können wir Ihrer Meinung nach tun, um Wilson hinauszuschaffen?«
    »Nichts. Es könnte etwas da sein«, antwortete sie.
    »Das ich übersehe?«
    »Das wir bemerken.«
    »Aber er nicht. Er wird es nicht ertragen.«
    »Mit mir ist alles in Ordnung. Machen Sie Ihre Arbeit, Doktor.«
    »Wir wollen die Schweinerei des Falles Custin nicht wiederholen, Detective Wilson.« Während der Autopsie von Maude Custin hatte Wilson sein Mittagessen von sich gegeben. Daß diese Peinlichkeit erwähnt wurde, verletzte seine Gefühle, aber er war zu stolz, das vor Evans einzugestehen.
    »Ich werde rausgehen, wenn es mich überkommt«, sagte er, »aber nicht vorher. Wir müssen hier sein, das wissen Sie auch.«
    »Ich versuche nur, Ihnen zu helfen; freundlich zu sein.«
    »Danke. Warum fangen Sie nicht endlich an?«
    »Das werde ich.«
    Evans nahm ein Skalpell und machte sich daran, ein paar Gewebeproben zu nehmen. Ein Assistent bereitete am Nebentisch Objektträger damit vor und schickte sie ins Labor. Die Autopsie ging schnell vonstatten - es gab erbärmlich wenig zu untersuchen. »Wir suchen in erster Linie nach Spuren von Gift, Erstickung, irgend etwas, das uns eine plausiblere Todesursache liefern könnte«, sagte Evans beim Arbeiten. »Genügt euch das?«
    »Das genügt uns.«
    »Nun, wir werden im Labor mehr herausfinden. Seht euch das an.« Er hielt einen spitzen weißen Zahn hoch. »In diesem zerbissenen Handgelenk eingebettet. Wißt ihr, was das bedeutet - oder besser, was es bestätigt?«
    »Der Mann lebte noch, als er ins Handgelenk gebissen wurde. Andernfalls wäre der Zahn nicht abgerissen worden.«
    »Richtig.«
    Längeres Schweigen senkte sich über den Raum. Wilson schien in sich zu schrumpfen und noch kleiner und kantiger zu werden, als er ohnehin schon war. Becky verspürte dumpfe Ohnmacht. Während der vage Umriß deutlich wurde, womit sie es zu tun hatten, sah Becky alle möglichen häßlichen Probleme voraus, nicht zuletzt, wie man die Masse beruhigte. Wie reagieren die Menschen, wenn sie so etwas in ihrer Mitte wissen? Ihre ruhigen, alltäglichen Leben werden plötzlich von einem Schrecken der gefährlichsten Art gestört - dem Unbekannten. Und wenn es zwei gesunde, wachsame Polizisten töten kann, wird der durchschnittliche Bürger keine Chance haben.
    »Wir sollten ins Revier gehen, sobald wir die Laborergebnisse haben«, sagte Becky.
    »Weshalb so lange warten?«
    »Zur Bestätigung, damit wir keine losen Enden haben.«
    Es würde nicht gerade leicht sein, Underwood hiervon zu überzeugen. Sie wollte nicht, daß irgendwelche Fragen unbeantwortet blieben und ihm so die Möglichkeit lieferten, die unvermeidbare Entscheidung hinauszuschieben: Zuzugeben, was die Polizisten getötet hatte, die Gegend abzuriegeln, alles zu töten, was auch nur entfernt wie ein Hund aussieht, wild oder abgerichtet.
    Die beiden Polizisten gingen noch vor Beendigung der Autopsie ins Büro des Gerichtsmediziners; sie sahen nicht länger zu, als unbedingt erforderlich war. Wilson war sichtlich erleichtert, als er gehen konnte; Becky folgte ihm mit Freuden.
    Wilson machte einen ungewöhnlich stillen, fast eingeschüchterten Eindruck. »Was meinst du, wird Underwood tun?« fragte sie, um irgend etwas zu sagen.
    Wilson zuckte die Achseln. »Zwei Polizisten wurden von einer Art von Hunden getötet. Eine ziemlich fadenscheinige Sache,

Weitere Kostenlose Bücher