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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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gesehen, daß Hunde so etwas getan hätten.«
    Er schnappte sich einen Abdruck von Pfoten und betrachtete ihn genauer, dann stellte er die Schreibtischlampe ein und studierte ihn eingehend im Licht.
    »Das sind keine Abdrücke von Hunden.«
    »Was dann?«
    »Ich weiß nicht. Etwas Seltsames.«
    »Warum?«
    Tom Rilker machte eine Pause, dann sprach er mit übertriebener Ruhe. »Diese Abdrücke haben Zirkuolen, wie menschliche Hände und Füße. Aber es sind eindeutig Pfotenabdrücke.«
    »Ein anderes Tier als ein Hund?«
    »Ich muß Ihnen leider sagen, daß kein Tier solche Abdrücke hat. Überhaupt nichts. Jedenfalls nichts, von dem ich in fünfzig Jahren Arbeit mit Tieren gehört hätte.«
    Becky mußte es aussprechen: »Werwölfe?« Sie fand sich mit dem unweigerlichen Hohn von Wilson ab, der später kommen würde.
    Aber es dauerte überraschenderweise eine Weile, bis Rilker die Frage verneinte. »Ich glaube nicht, daß so etwas möglich ist«, sagte er vorsichtig.
    »Nun: Ja oder nein?«
    Rilker lächelte gezwungen. Becky merkte, daß er nur höflich war. Sie sah Freude in Wilsons Augen. Verdammt, ihr Partner mußte an sich halten, nicht lauthals loszuprusten.
    »Ich glaube auch nicht an Werwölfe, Mr. Rilker«, sagte Becky. »Offen gesagt, ich wollte nur herausfinden, ob Sie es tun.«
    »Warum?«
    »Weil wir dann Ihrer restlichen Aussage nicht trauen könnten. Wie es aussieht, sind Sie ein zuverlässiger Experte, der uns gerade ein ziemlich übles Problem aufgeladen hat.«
    »In welcher Weise ein übles Problem?«
    Jetzt polterte Wilson los - aber gegen Rilker. »Nun, weil wir jetzt mit der Vermutung arbeiten müssen, daß diese beiden bewaffneten Polizistin von Tieren getötet worden sind. Okay, das ist nicht so gut. Aber wir müssen auch davon ausgehen, daß diese Tiere einer unbekannten Rasse angehören. Das ist verdammt schlimm. Und um dem ganzen die Krone aufzusetzen, müssen wir davon ausgehen, daß diese unbekannte Rasse menschenfressender Tiere frei in Brooklyn herumläuft, und niemand weiß etwas davon. Das kann ich nicht akzeptieren.«
    Beckys Verstand arbeitete auf Hochtouren; diese neue Theorie stopfte ein paar Löcher, wies aber selbst ein paar ziemlich große auf. »Wenn das stimmt, müssen wir schnell handeln. Brooklyn ist dicht bevölkert.«
    »Komm schon, Becky, hör auf. Verschwinden wir von hier. Wir müssen arbeiten.«
    »Einen Augenblick, Detective. Ich bin nicht sicher, ob ich Ihren Tonfall mag.« Rilker stand auf und hielt Wilson einen Abdruck unter die Nase. »Diese Abdrücke stammen nicht von einem Tier, von dem ich schon einmal etwas gehört hätte. Von gar nichts. Nicht einmal von einem Affen - daran habe ich schon gedacht.« Er tastete nach dem Telefon. »Ich werden einen Freund im Naturgeschichtlichen Museum anrufen. Er wird Ihnen bestätigen, daß diese Abdrücke nicht von einem bekannten Tier stammen. Sie haben es hier mit etwas verdammt Ungewöhnlichem zu tun, so viel steht fest.«
    Becky spürte, wie ihre Stimmung sich verschlechterte. Wilson hatte Rilker verärgert. Rilkers Stimme wurde lauter, während seine Finger sich am Telefon zu schaffen machten. »Mein Wort genügt euch scharfen Schnüfflern vielleicht nicht, aber der Mann im Museum ist ein echter Experte. Er wird euch Dickköpfen sagen, daß ich recht habe.«
    Wilson nickte mit dem Kopf in Richtung Tür. »Wir brauchen keine Hilfe von einem Museum«, murmelte er. Becky folgte ihm nach draußen; sie nahm die Fotos mit, ließ aber den Karton mit den Abdrücken stehen, weil Rilker ihn in Besitz genommen zu haben schien. Die Tür zu seinen Büro fiel mit einem ohrenbetäubenden Knall hinter ihnen zu. Seine Stimme schwoll zu einem hilflosen Kreischen an und brach unvermittelt ab.
    »Ich hoffe, er hat unsretwegen keinen Herzanfall bekommen«, sagte Becky, als sie auf die Straße hinaustraten.
    »Gute Arbeit, Kindchen«, sagte Wilson. »Wenn du ihn nicht nach Werwölfen gefragt hättest, hätte er die Sache durchgezogen.«
    »Ich kann kaum glauben, daß er der Tom Rilker ist, von dem Dick gesprochen hat. Schätze, er muß ein wenig senil sein.«
    »Denke ich auch. Wo sind die Abdrücke?«
    »Noch im Büro. Möchtest du sie?« Becky warf die Handtasche zum Autofenster hinein.
    »Ja. Wir könnten sie brauchen.«
    »Gut. Geh rauf und hol' sie dir.«
    Wilson schnaubte. »Wir holen uns neue vom siebenundfünfzigsten Revier. Weißt du was?«
    »Was?«
    »Dein Rouge verläuft. Du schwitzt.«
    Sie lachte, während sie den Motor anließ.

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