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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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verschwand: Die Augen des Mannes waren kalt, das Gesicht hagerer, als es sein sollte, die Lippen fest zusammengepreßt.
    »Guten Tag«, sagte Underwood steif und erhob sich halb hinter dem Schreibtisch, »dies ist Bezirksstaatsanwalts-Assistent Kupferman.« Danach stellte er Neff und Wilson vor. Die beiden Polizisten holten sich Stühle heran; dies würde eine Arbeitssitzung werden, es war keine Zeit für Formalitäten.
    Becky ließ sich in den gemütlichen Ledersessel sinken, den Wilson für sie geholt hatte. Das Büro des Chief war ganz in Leder und Holzfurnier gehalten; es sah aus wie eine teure Privatbibliothek ohne Bücher. An den Wänden hingen Jagdszenen, an der Decke ein Kristalllüster. Der Gesamteindruck war der eines zurückhaltenden schlechten Geschmacks - eine Art subtile und vollkommen unbeabsichtigte Selbstverspottung.
    »Gehen wir«, sagte Underwood. »Ich habe der Presse gesagt, daß wir heute abend eine Erklärung abgeben würden. Hatte ich recht?«
    »Ja«, sagte Wilson. Er sah den Staatsanwalts-Assistenten an. »Sie kauen. Haben Sie noch ein Gummi?« Der Mann hielt ihm ein Päckchen Kaugummi ohne Zucker hin. »Danke. Ich soll nämlich nicht rauchen.«
    »Mich würde interessieren, ob Sie bezüglich der beiden Männer etwas herausgefunden haben, das unseren Einsatz rechtfertigen würde«, sagte der Assistent.
    Also deshalb war er hier. Er war der kleine Wachhund des Bezirksstaatsanwalts, den dieser hergeschickt hatte, damit er eventuelle Mißstände der Polizei ausschnüffelte. Vielleicht waren die beiden Polizisten nicht hasenrein gewesen, dachte man vielleicht; möglicherweise waren sie deshalb tot.
    »Nichts dergleichen«, sagte Wilson. »Die Jungs gehörten zur Funkstreife, nicht zur Drogenfahndung. Sie waren völlig in Ordnung.«
    Becky mußte an ihren Mann Dick denken, und an die Drogenfahndung. Sie lenkte ihre Gedanken aber ebensoschnell wieder davon weg und konzentrierte sich auf die Unterhaltung. Warum machte sie sich in letzter Zeit ständig solche Sorgen wegen Dick? Sie durfte jetzt nicht darüber nachdenken. Sie dachte so angestrengt wie möglich an die momentanen Probleme.
    »Sicher?«
    »Wir haben diesen Aspekt noch nicht untersucht«, warf Becky ein. »Wir haben lediglich die Todesursache festgestellt.«
    Das war offensichtlich das, worüber Underwood etwas hören wollte. Er beugte sich nach vorne und machte knappe, ziehende Handbewegungen. »Es waren Hunde«, sagte Wilson tonlos.
    »O nein, das können Sie mir nicht erzählen! Das glaube ich nicht!«
    »Es ist, soweit wir wissen, die Wahrheit. Sie wurden von Hunden getötet.«
    »Verdammt, nein. Das ist vollkommen unakzeptabel. Das werde ich nicht in einer Presseerklärung verlesen. Soll es der verdammte Commissioner tun, unterliegt sowieso seiner Verantwortung.«
    Die Art, wie er seinen Rückzieher machte, hätte komisch sein können, wäre sie nicht so traurig gewesen. Er hatte sie herbestellt, um etwas von dem Ruhm abzubekommen, wenn sie den Fall lösten; nach dieser Wendung der Dinge war er nicht mehr so versessen darauf, damit in Verbindung gebracht zu werden. Sollte der Commissioner der Welt erzählen, daß zwei bewaffnete Polizisten von einem Rudel Hunde getötet worden waren; Underwood würde es ganz sicher nicht tun.
    »Wir konnten es selbst nicht glauben«, sagte Becky, »aber Evans ist sicher. Das einzig Außergewöhnliche waren geringe Reste von Kohlenmonoxid...«
    »Kohlenmonoxid! Das hat eine lähmende Wirkung! Kein Wunder, daß die Burschen kalt überrascht wurden. Klingt schon besser, warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?« Er sah Wilson einen Moment böse an. »Was mich betrifft, ist das die entscheidende Information. Hat Evans gesagt, woher sie es haben?«
    »Atmosphäre«, warf Wilson ein. »Es ist nicht wichtig. Sie haben momentan wahrscheinlich höhere Werte im Blut.«
    »Hat jemand das Auto überprüft und festgestellt, ob die Auspuffanlage defekt war?«
    Wilson lachte, ein höhnischer, kehliger Laut. Becky wünschte sich bei Gott, er hätte diesen Laut nie von sich gegeben. »Der CO-Gehalt war nicht hoch genug.«
    »Das ist ein Ansatz, Mann! Wenn ich das verwenden kann, müssen wir den Fall nicht als unerklärbar bezeichnen. Denken Sie doch daran, womit wir es hier zu tun haben! Polizisten, die von Hunden getötet werden. Albern. Schlecht für die Polizei; die sehen doch jetzt alle wie eine Bande Idioten aus, die sich von einer Meute Köter umbringen lassen. Man kann der Presse doch nicht sagen, klar,

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