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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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bleiben würde, konnte sie sich nicht vorstellen, welche Wirkung es auf Wilson haben mußte, dies zu sehen.
    »Herrgott, ich kann nicht glauben, daß ich vierundfünfzig bin«, sagte er. »Ich könnte schwören, daß ich erst gestern abend noch auf diesem Hügel gesessen bin.« Er seufzte. »Wir sind da«, sagte er. »Die alte einundvierzigste.« Das Reviergebäude war eine unansehnliche Fassade, eine unpassende Bastion geringen Verfalls zwischen den umliegenden Ruinen. Ein paar noch bewohnte Häuser drängten sich um diese Bastion. Dahinter lagen Gefahr und Vernichtung. Aufgrund der seltsamen Fruchtbarkeit der Bronx zeigten diese beiden umliegenden Blocks sogar Anzeichen gelinden Wohlstands. Verkehr auf den Straßen, sauber gefegte Gehwege, Vorhänge an den Fenstern und eine gepflegte katholische Kirche an der Ecke. Wegen der Kälte waren nur wenige Menschen unterwegs, aber Becky konnte sich vorstellen, wie es bei schönem Wetter in dieser Gegend aussah - Kinder auf den Gehwegen, ihre Eltern auf den Stufen, Leben und Regsamkeit und die reine Hochstimmung, die ganze Stadtviertel anstecken kann.
    Der Captain des einundvierzigsten Reviers sah auf, als Neff und Wilson hereingeführt wurden. Es war sofort ersichtlich, daß ihm immer noch nicht klar war, weshalb sie eigentlich hier waren. Normalerweise hatten Polizisten eines anderen Bezirks nichts mit diesem Fall zu tun - und soweit es den Captain anging, war es kein nennenswerter Fall. Nur ein paar verfaulte Junkieleichen und ein armer alter Mann. Heutzutage der Durchschnitt in der South Bronx. Becky überließ es instinktiv Wilson, mit dem Captain zu reden. Er war der Kämpfer, der Experte für Polizeipolitik. Man mußte nur sehen, wie weit ihn sein Geschick gebracht hatte. Der beste Detective von New York City in einer Sackgasse. Erstklassig, richtig, aber nie ein Revier, nie ein eigener Bezirk.
    »Wir haben Informationen von Evans«, sagte Wilson, um dem Captain ihre Anwesenheit zu erklären.
    »Evans hat seinen Dienstgrad beim Gerichtsmediziner der Bronx geltend gemacht und die Leichen nach Manhattan bringen lassen. Wir wissen nicht, warum er das getan hat.« Die Stimme des Mannes klang gallig. Es gefiel ihm nicht, wenn ihm ein Fall ohne triftigen Grund weggenommen wurde. Und es war offensichtlich, daß ihm bisher noch niemand einen genannt hatte.
    »Er hat es getan, weil die Verletzungen dieselben waren wie die im Fall DiFalco/Houlihan.«
    Der Captain des Reviers sah ihn an. »Ist der Fall immer noch in Bearbeitung?«
    »Jetzt wieder. Wir haben eine neue Spur.«
    »Mein Gott. Kein Wunder, ihr Typen seid überall.« Er stand hinter dem Schreibtisch auf. »Der Schauplatz ist in gutem Zustand«, sagte er. »Möchten Sie ihn sich ansehen?«
    Wilson nickte. Als sie dem Captain aus dem Büro folgten, war Becky erleichtert. Der Mann hatte nicht daran gedacht, in der Innenstadt anzurufen, um sich nach Neff und Wilson zu erkundigen. Hätte er es getan, hätte er herausgefunden, daß sie nicht einmal mehr an dem Fall arbeiteten. Aber weshalb sollte er? Er kam nicht einmal auf die Idee.
    Die Stelle, wo die Leichen gefunden worden waren, war mit Seilen abgesperrt und mit Schildern »Polizei-Sperrgebiet« versehen. Zwei Streifenpolizisten standen Wache. »Ein Taxifahrer hat die Leichen entdeckt; er hat angehalten, um einen Platten zu reparieren, und hat etwas gerochen. Wir hatten Glück, er kam zu uns. Normalerweise machen sich diese Burschen die Mühe nicht.«
    Die Leichen waren im Keller eines verlassenen Mietshauses gefunden worden. Becky holte die Taschenlampe aus der Tasche und ging über die verfallende Veranda hinein. In dem schmutzigen Zimmer waren Scheinwerfer aufgestellt worden, aber der Rest des Hauses lag in völliger Dunkelheit. Das Licht der Lampe glitt über den Boden, in unbeleuchtete Ecken, die Treppe zum ersten Stock hinauf. »Tür verschlossen?« fragte Wilson, als Becky mit der Lampe auf die schwarze Oberfläche leuchtete.
    »Wir waren nicht oben«, sagte der Captain. »Vergessen Sie nicht, wir hielten das für Routine, bis uns heute morgen der Gerichtsmediziner der Bronx erzählte, daß ihm Evans seine Leichen weggenommen hat.«
    »Ha ha, wie komisch«, sagte Wilson tonlos. Der Captain funkelte ihn böse an. »Gehen wir rauf, Partner. Wir können eine Durchsuchung vornehmen.«

    Sie hörten es alle; ein Schritt auf der Treppe. Sie sahen ihren Anführer an. Sein Haar sträubte sich, und ihres auch. Sie hatten einen Willen, ein Gefühl, ein Herz. Was hatten

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