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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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vorsichtiger wurden sie. Verborgene Kraft unter den Gerüchen von Angst und Verfall. Sie mußten mit vernichtender Gewalt über den Mann herfallen, um ihn zu erwischen, mit derselben Gewalt wie über die beiden Jungen auf dem Schrottplatz. Aber der Preis würde hoch sein; er war schwer und wohlgenährt, anders als diejenigen, die sie zwischen diesen verlassenen Gebäuden fanden. Er litt keinen Hunger und hatte keine Krankheiten in sich, die den Verzehr gefährlich machten. Sie liebten ihn, es gelüstete sie nach ihm, sie gingen näher an ihn heran. Und sie sahen seinen vagen Schatten, seinen schweren, langsamen Körper, der in der Dunkelheit stand.
    Dann stand er in grell flackerndem Licht.
    »Was machst du, George?«
    »Ich zünde mir eine verfluchte Zigarette an.«
    Becky kam zu ihm hinunter und leuchtete ihm mit der Lampe ins Gesicht. »Du zündest dir tatsächlich eine Zigarette an. Teufel noch mal. Woher hast du eine Zigarette?«
    »Die habe ich mir für eine besondere Gelegenheit aufgehoben.«
    »Und jetzt ist diese besondere Gelegenheit?«
    Er nickte mit steinernem Gesicht. »Ich will ehrlich zu dir sein, Becky, ich habe eine Scheißangst. Todesangst. Ich werde ohne dich nicht hier herausgehen, aber ich finde, wir sollten verschwinden - sofort.«
    »Aber da ist ein Kind...«
    »Sofort! Komm schon.« Er packte ihr Handgelenk und zog sie zur Kellertür.
    »Da oben ist etwas«, sagte er zum Captain des Reviers, der mitten im Keller stand, als hätte er sich nicht entscheiden können, ob er den beiden Polizisten nach oben folgen sollte oder nicht.
    »Das überrascht mich nicht. Das Haus ist wahrscheinlich voll von Junkies.«
    »Hat sich wie ein Kind angehört«, sagte Becky. »Ich bin sicher, es war eines.«
    »Das wäre auch möglich«, sagte der Captain gelassen. »Ich werde einen Suchtrupp zusammenstellen, wenn Sie es für erforderlich halten. Aber nicht nur mit zwei Leuten. Ich nehme zehn Männer mit Karabinern, das sollte ausreichen.«
    Becky sah ein, daß dieser Plan klug war. Zweifellos hatte eine Bande Junkies oben an der Treppe nur darauf gewartet, über sie herzufallen. Vielleicht war tatsächlich ein Kind oben. Wenn ja, würden die zehn Minuten, die es erforderte, einen Suchtrupp herzubekommen, nichts ändern.
    Sie gingen nach draußen und zum Auto des Captain. Kaum waren sie weggefahren, gingen die beiden Streifenpolizisten, die Wache gestanden hatten, schnell zu ihrem eigenen Wagen und stiegen ein, um sich vor der Kälte zu schützen. Sie schalteten das Funkgerät ein, damit sie gewarnt werden würden, wenn wieder Besuch vom Revier bevorstand, und machten es sich im Warmen gemütlich.
    Aus diesem Grund hörten sie nicht die Laute von Wut und Enttäuschung, die in den oberen Stockwerken des Hauses ertönten. Und sie sahen auch nicht den Exodus, der einsetzte, eine Linie grauer Schatten, die einer nach dem anderen über die zwei Meter breite Kluft sprangen, welche dieses Gebäude vom benachbarten trennte.

    Es dauerte nicht lange, den Suchtrupp zusammenzustellen. Es war vier Uhr, der Dienst der Nachtschicht begann. Drei Streifenwagen fuhren zu dem Gebäude. Mit den beiden Wachen und Neff und Wilson waren es genau zehn Leute. Natürlich mußte man davon ausgehen, daß sämtliche Junkies durch die Hintertür verschwinden würden, sobald die Streifenwagen vorfuhren. Aber hier waren Morde geschehen, und das Revier hatte bisher noch keine gründliche Suche durchgeführt. Bilder der Opfer waren gemacht und das Umfeld oberflächlich nach Fingerabdrücken abgesucht worden, aber das war alles. In diesem Teil der Stadt war ein begangenes Verbrechen lediglich ein Teil der Statistik. Niemand machte sich die Mühe, die Umstände herauszufinden, die zum Tod von ein paar gescheiterten Existenzen geführt hatten. Und niemand zweifelte daran, daß der alte Mann beraubt und dann in das Gebäude geschleppt worden war, wo er starb. Und niemand ahnte, was wirklich geschehen war.
    Wilson und Neff blieben während der Suche stumm. In den Zimmern des alten Mietshauses fanden sie noch die Spuren der letzten Bewohner - Graffiti an den Wänden, Vorhangfetzen an den Fenstern, hier und da vergilbte Tapeten. In einem Zimmer sogar die Überreste eines Teppichs. Aber kein Kind, und keine Spur, daß hier in letzter Zeit Menschen gehaust hatten.
    Wilson und Neff forderten die widerwilligen Polizisten auf, etwas von den Fäkalien zu sammeln, die gefunden wurden. Sie packten sie in Plastikbeutel.
    »Nichts hier oben«, rief jemand, als

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