Wolfsbrut
Katzen.«
Becky zuckte zusammen. Das Naturgeschichtliche Museum hatte einmal im Mittelpunkt einer heftigen Kontroverse wegen Experimenten an lebenden Katzen gestanden, was Wilson natürlich zur Sprache brachte.
»Das ist irrelevant«, sagte Ferguson rasch, »eine andere Abteilung. Ich arbeite für die Ausstellungen. Meine Arbeit mit Hunden hier hörte 1974 auf, als die staatlichen Zuschüsse gestrichen wurden. Aber bis dahin haben wir gewaltige Fortschritte erzielt. Ich habe eng mit Tom Rilker zusammengearbeitet.« Er zog die Brauen hoch. »Rilker kann verflucht gut mit Hunden umgehen. Wir haben versucht, gesteigerte Empfindlichkeit für bestimmte Gerüche zu züchten. Drogen, Waffen - einfach anzüchten, damit kein Abrichten mehr erforderlich ist.«
»Hatten Sie Erfolg?«
Er lächelte. »Ein Geheimnis. Vertrauliche Informationen, dank Onkel Sam. Traurig, ich darf noch nicht einmal einen Artikel darüber veröffentlichen.«
»Sie wollten uns über die Intelligenz von Hunden erzählen.«
»Richtig. Nun, ich glaube, ein Hund weiß viel mehr über die Welt der Menschen als wir über die ihre. Die Gründe dafür sind ihre völlig andersartigen Sinneswahrnehmungen. Geruch und Gehör - das sind ihre wichtigsten Sinne. Sehen ist ein unwichtiger dritter. Wenn Sie zum Beispiel die Kleidung eines Freundes anziehen, wird Ihr Hund Sie erst erkennen, wenn Sie sprechen. Dann wird er verwirrt sein. Dasselbe gilt, wenn Sie ein Bad genommen haben, nackt hinausgehen und nicht sprechen; Ihr Hund wird nicht wissen wen oder was er vor sich hat. Er sieht eine Gestalt, die sich bewegt, riecht Wasser. Er könnte angreifen. Wenn er Ihre Stimme hört, wird er sehr erleichtert sein. Hunde können das Unbekannte, das Unvertraute, nicht ausstehen. Durch ihre Nase und die Ohren empfangen sie einen ungeheuren Informationsstrom. Unter gewissen Umständen mehr, als sie verarbeiten können. Zum Beispiel wird ein Bluthund viel schneller erschöpft sein, wenn er einer Fährte folgt, als würde er nur frei laufen. Eine seelische Erschöpfung. Im allgemeinen gilt: Je intelligenter ein Hund ist, desto mehr sagen ihm die Daten, die er durch die Nase empfängt. Für einen Wolf, zum Beispiel, wären sie noch wichtiger.«
»Einen Wolf?«
»Klar. Sie sind viel intelligenter und empfindlicher als Hunde. Die Nase eines guten Bluthunds kann hundert Millionen Mal empfindlicher sein als die eines Menschen. Die eines Wolfs ist zweihundert Millionen Mal empfindlicher. Und Wölfe sind intelligenter und können die Daten besser verarbeiten. Trotzdem erhalten sie eine ungeheure Datenflut, mehr als ihre Köpfe verarbeiten können.«
Wilson verließ seinen Posten an der Tür und hob das Gipsmodell auf. »Ist das hier mehr Wolf oder Hund?«
»Wolf, würde ich sagen. Es sieht eigentlich mehr wie die Pfote eines großen Wolfs aus - abgesehen von den verlängerten Zehen. Die Zehen sind wirklich wundervoll. Eine großartige Evolution. Sie sind weiter entwickelt als beim Hund, wie ich die Gattung verstehe. Darum habe ich Sie um einen Kopf gebeten. Ich kann mit diesem Ding nichts mehr anfangen, wenn ich nicht mehr vom Körper habe. Es ist zu neu, zu außergewöhnlich. Vorerst steht das, was diese Pfotenabdrücke gemacht hat, noch außerhalb der Wissenschaft. Darum bitte ich um mehr.«
»Wir können Ihnen nicht mehr geben, Doktor«, sagte Becky. »Sie kennen die Schwierigkeiten, in denen wir stecken. Wir könnten uns glücklich schätzen, wenn wir nur ein Bild hätten.«
»Das würden wir nicht bekommen und überleben«, warf Wilson ein. »Diese Wesen sind zu gerissen.«
Er gab Becky ein Zeichen mit den Augen. Er wollte weg von hier. Wilson war in Bewegung geblieben, seit es dunkel geworden war. Offiziell arbeiteten sie in der Schicht von acht bis vier, aber keiner von ihnen kümmerte sich derzeit besonders um die Arbeitszeit. Sie waren von ihrer Division, ihrem Revier und ihrem Einsatzplan befreit und ganz allein auf diese Sache angesetzt. Niemand trug ihre Namen in einen Dienstplan ein. Niemand überprüfte ihre Anwesenheit oder rief sie an.
Sie waren noch an dem Fall, weil der Chief der Meinung war, es bestand die geringe Chance, daß tatsächlich etwas Ungewöhnliches vor sich ging. Nicht genügend, tatsächlich etwas zu unternehmen, aber gerade soviel, daß man das Rad langsam, langsam weiterdrehen konnte. Das bedeutete, nur ein Team, das arbeitete, so gut es konnte. Und das als Sündenböcke zur Verfügung stand - falls erforderlich.
»Wir sollten gehen«,
Weitere Kostenlose Bücher