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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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George.«
    »Warum?«
    »Du weißt ganz genau, warum.« Sie sagte es leichthin, spürte den Zorn aber dennoch. Es war davon abhängig gewesen, einen Platz in einem Block von vier Männern zu finden, ob sie Detective bleiben konnte; und um das zu tun, hatte sie einen der Männer als Partner bekommen müssen. Wilson hatte sie genommen, und sie war nicht in die Verwaltung abgeschoben worden, wie so viele Polizistinnen. Und Wilson hatte sie genommen, weil Dick Neff ihn darum gebeten hatte.
    »Er denkt vielleicht, es war ein Gefallen, aber das war es nicht.«
    »Mein Gott. Du bist wirklich völlig im Eimer, Wilson. Eben hast du mir tatsächlich ein Kompliment für meine Polizeiarbeit gemacht.«
    Er lachte; einen Augenblick legte sich sein ganzes Gesicht in Lachfältchen, aber dann wurde er unvermittelt wieder ernst. »Du hast deine Vorzüge«, sagte er, »aber ich schätze, du hast recht. Es war ein Gefallen für Dick, als ich dich genommen habe. Vielleicht wird es Zeit, die Schuld zu begleichen.«
    Becky entschuldigte sich und rief zu Hause an. Sie wollte sicherstellen, daß Dick da war; sie wollte nicht allein mit Wilson in ihrer Wohnung sein. Das würde nicht gut aussehen, besonders wenn Dick nach Hause kam.
    Er war da, seine Stimme klang belegt. Sie wollte ihn fragen, was los war, beherrschte sich aber. Als sie ihm sagte, daß sie Wilson mitbringen würde, antwortete er nur mit einem unverbindlichen Grunzen.
    Sie aßen schweigend, Wilson schaufelte sein Essen mit stoischer Gleichgültigkeit in sich hinein. Wenn man ihm Viehfutter vorgesetzt hätte, hätte er es wahrscheinlich ebenso verschlungen.
    Becky war aufgeregt angesichts der Vorstellung, Fotos von den Tieren zu bekommen; aufgeregt und besorgt. Die ganze Situation war bedrohlich, von vorne bis hinten. Die Art, wie diese Kreaturen töteten - die brutale Gewalt -, machte es einem unmöglich, das Problem auch nur für kurze Zeit zu vergessen. Man mußte einfach immer wieder daran denken... und Becky sah ständig vor sich, wie sie aussehen mußten mit ihren langen Zehen, die in feinen Ballen endeten und Krallen hatten, mit ihren rasiermesserscharfen Zähnen und den schweren Körpern. Aber wie waren ihre Gesichter? Menschen hatten so komplexe Gesichter, anders als die häufig mehr oder weniger starren Ausdrücke von Tieren; würden diese Kreaturen auch Gesichter voll Emotionen und Verstehen haben? Und wenn ja, was würden diese Gesichter ihren Opfern verraten?
    »Hör zu, wir kommen sofort zur Sache und fragen Dick - ja? Wir fragen ihn einfach, ohne herumzumachen.«
    »Du meinst ohne diplomatische Feinsinnigkeiten?«
    »Sind nicht meine starke Seite.«
    »Gut, fragen wir. Alle haben Gerüchte über die optische Ausrüstung des Sonderdezernats gehört. Logisch, daß ein Einsatzbeamter der Drogenfahndung da rankommen kann, oder? Wir müssen ihm ja nicht sagen, daß wir wissen, wie geheim die Sache ist. Vielleicht wird er es nie zur Sprache bringen und uns das Ding einfach überlassen und nicht mehr daran denken. Hoffe ich jedenfalls.«
    Aber es kam anders. Kaum hatte sie ihre Wohnungstür aufgeschlossen, spürte Becky, daß etwas nicht stimmte. Sie ließ Wilson im Flur warten, während sie zu Dick ins Wohnzimmer ging. »Warum mußtest du den alten Furz ausgerechnet heute mitbringen?« waren seine ersten Worte.
    »Mußte ich Liebling. Es duldet keinen Aufschub.«
    »Ich bin aufgeflogen.«
    So war das, einfach so. Für inkognito arbeitende Polizisten wie Dick bedeutete auffliegen, daß sie von ihren Verdächtigen als Polizisten entlarvt worden waren. »Schlimm?«
    »Ziemlich schlimm. Irgendein Hurensohn hat mich angeschmiert. Ich könnte jetzt ebensogut zum Film gehen.«
    »Dick, das ist schrecklich! Wie...«
    »Ist doch egal wie, Liebling. Sagen wir einfach, daß zwei Jahre Arbeit im Arsch sind. Und außerdem glaube ich, daß ich einen Spitzel am Hals habe.«
    Sie bückte sich und küßte sein Haar. Er saß zusammengesunken auf dem Sofa und starrte zum Fernseher. »Du bist doch sauber, oder nicht?« Aber ihre Niedergeschlagenheit wuchs; sie wußte, daß etwas nicht stimmte. Und die Inspektoren des Dezernats für Interne Angelegenheiten wußten es auch, sonst hätten sie keinen Mann auf ihn angesetzt; Spitzel nannten Polizisten andere Polizisten, die sie überwachten.
    »Du weißt verdammt gut, daß ich nicht sauber bin.« Er sagte es mit so grenzenloser Müdigkeit, daß sie überrascht war. Und er sah älter und verbrauchter aus, als sie ihn je gesehen hatte. »Hör zu,

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