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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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aus«, sagte Wilson unter der Tür. »Gehen Sie von den besten, den feinsten Spürnasen aus.«
    »Die Nase eines Bluthunds ist ein ganz außergewöhnliches Organ. Im Grunde genommen handelt es sich um eine Konzentration von Nervenenden, die über die ganze Schnauze verteilt sind, nicht nur in der Spitze, wenngleich die Spitze am enpfindlichsten ist. Bei einem Bluthund haben Sie etwa hundert Millionen separate Zellen in der Nasenschleimhaut. Bei einem Terrier fünfundzwanzig Millionen.« Er sah Becky an, als wollte er fragen, ob ihnen solche Informationen etwas nützen konnten.
    »Wenn wir ihre Fähigkeiten kennen würden, könnten wir sie vielleicht von unserer Fährte ablenken«, sagte Becky. Sie wünschte sich, der Mann würde erklären, wie, zum Teufel, der Geruchssinn funktionierte. Wenn sie das wüßten, würde sie sich etwas ausdenken, sie oder Wilson.
    Wilson. Sein Instinkt hatte ihnen gesagt, daß sie Ferguson hier finden würden und er mit seiner Gipspfote spielen würde. Wilson hatte ausgezeichnete Instinkte. Jetzt kam noch ein überwältigendes Gefühl der Verzweiflung hinzu, das sichere Wissen, daß etwas ihnen jetzt im Augenblick folgte. Und daran, wie Ferguson den Briefbeschwerer auf dem Schreibtisch drehte, konnte man ersehen, daß er dieselben Gedanken hegte. Aber er gestand es nicht unumwunden ein. »Ich soll Ihnen sagen, wie Sie die... Tiere von Ihrer Fährte ablenken können?«
    Becky nickte. »Gib mir eine Zigarette«, knurrte Wilson. »Ich glaube, ich werde nicht gerne hören, was der Doktor sagen wird.«
    »Nun, das fürchte ich auch. Viele Leute haben sich schon überlegt, wie man einen Hund abschütteln kann, der eine Witterung aufgenommen hat. Aber es wird nichts nützen, außer vielleicht Regen und starker Wind.«
    »Was ist mit Schnee? Momentan schneit es.«
    »Ein Bluthund in der Schweiz ist einmal einer Fährte gefolgt, die siebenundvierzig Tage unter Schnee verborgen war. Viel Schnee. Ein heftiger Schneesturm. Schnee kann einen Bluthund nicht aufhalten.«
    »Doktor«, sagte Becky, »vielleicht können wir das Thema anders angehen. Warum kann nichts einen Bluthund von der Fährte ablenken?«
    »Abgesehen von Wind und Regen? Nun, aufgrund ihrer Empfindlichkeit und der Beständigkeit von Gerüchen.«
    »Wie empfindlich sind sie?«
    »Mal sehen, ob ich Ihnen das begreiflich machen kann. Die Nase eines Bluthunds ist etwa hundert Millionen Mal empfindlicher als die eines Menschen.«
    »Das sagt mir nichts.«
    »Überrascht mich nicht, Lieutenant Wilson. Eine sehr schwer vorstellbare Zahl. Passen Sie mal auf.« Er ging nach draußen und kam mit einem winzigen Krümel ölig aussehenden Puders zwischen den Fingern zurück. »Das ist etwa ein Milligramm brauner Pigmentfarbe. Und jetzt stellen Sie sich hundert Millionen Kubikmeter Luft vor - etwa so viel Luft wie in ganz Manhattan. Ein guter Bluthund könnte diese Menge Pigment in dieser Menge Luft aufspüren.«
    Becky war, als wäre sie geschlagen worden. So empfindlich waren sie! Bisher war ihr überhaupt nicht klar gewesen, was der Geruchssinn eines Tieres bedeutete. Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben, ihr Blick schoß zu den Fenstern, in denen nur die Spiegelung des Arbeitsraums zu sehen war. Wilson zündete seine Zigarette an, zog daran und atmete mit einem tiefen Seufzer aus. »Was ist, wenn man den Geruch neutralisiert, zum Beispiel mit Ammoniak?«
    »Dies spielt überhaupt keine Rolle. Es wird dem Hund zwar nicht gefallen, aber den Geruch wird er trotzdem erkennen können. Man hat alles versucht, eine Fährte zu verwischen, aber fast nichts funktioniert. Nur eines: völlig untergetaucht einen Fluß hinuntertreiben lassen, wenn der Wind in dieselbe Richtung weht, in die das Wasser fließt. Wenn Sie es eine halbe Meile schaffen, ohne den Kopf aus dem Wasser zu strecken, unterbrechen Sie die Fährte vielleicht. Ich sage vielleicht, denn ein einziger Atemzug, der aus dem Wasser herauskommt, könnte dem Hund genügen, wenn der Wind nicht zu heftig weht.«
    »Atemzug?«
    »Wir wissen nicht hundertprozentig, wie der Geruchssinn eines Hundes funktioniert, aber wir vermuten, daß sie Körperfette und Atemausdünstungen aufspüren. Möglicherweise auch den Geruch der Kleidung.«
    »Man kann seinen Eigengeruch auf gar keinen Fall ausschalten?«
    »Aber sicher. Baden Sie. Sie werden eine Weile sicher sein, so lange Sie Ihre Kleidung nicht anziehen.«
    Wilson zog die Brauen hoch. »Wie lange?«
    »Etwa drei oder vier Minuten. Bis sich die Fettschicht

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