Wolfsbrut
ein Szechuan-Restaurant. Ich kann hier nichts essen.«
Sie parkte den Wagen in zweiter Reihe und zog den Zündschlüssel heraus. »Du kannst hier essen. Du mußte sie einfach bitten, die scharfe Soße von deinen Hühnerwürfeln wegzulassen.«
»In so einem Lokal bekomme ich nicht einmal verdammte Hühnerwürfel«, brummte er.
Sie stieg aus dem Auto aus, und er folgte widerstrebend. Sie betraten das spärlich erleuchtete Restaurant und klopften sich den Schnee von den Füßen. »Schneit es heftiger?« fragte das Mädchen an der Garderobe.
»Heftiger«, sagte Wilson. »Becky, dieses Restaurant wird ein Vermögen kosten. Sie haben sogar eine Garderobiere. Ich esse nie in Restaurants mit einer Garderobiere.« Er folgte ihr ständig nörgelnd in das Restaurant, beschränkte sich aber auf ein leises Murmeln, nachdem er die Speisenkarte erhalten hatte. Sie konnte sehen, wie sich die Zahnrädchen drehten, während er auszurechnen versuchte, ob er für weniger als zwei Dollar essen konnte.
»Ich bestelle für uns beide, weil ich schon einmal hier war«, sagte sie und nahm die Speisenkarte. »Du wirst mit fünf Piepen auskommen.«
»Fünf!«
»Vielleicht sechs. Ich hoffe nur, du bist nicht allzu hungrig, denn dafür gibt es nur ein Gericht.«
»Was?«
Der Kellner kam. Sie bestellte Shrimps in Knoblauchsoße für Wilson und Hühnchen Tang für sich. Wenigstens würde sie Spaß an dem Essen haben, das durchaus ihr letztes werden konnte. Aber sie verdrängte solche Gedanken - wenn man daran dachte, trat es auch ein. Sie bestellte auch etwas zu trinken, und Wilson bekam ein Bier. »Ein Dollar für ein Bier«, murmelte er. »Gottverdammte Schlitzaugen.«
»Hör auf, entspann dich. Das Essen wird dir schmecken. Reden wir darüber.«
»Was Ferguson gesagt hat?«
»Was er gesagt hat. Was fällt dir dazu ein?«
»Wir könnten in Evans' Leichenhalle umziehen.«
»Mir ist dabei mehr eingefallen. Nämlich etwas, das wir tun sollten, wenn wir überleben wollen. Es ist offensichtlich nur eine Frage der Zeit, bis unsere Freunde ihre Chance sehen und zuschlagen. Früher oder später werden wir das Schicksal von DiFalco und Houlihan teilen. Dann wird das Revier die Sache mit Volldampf untersuchen.«
»Unzureichende Beweise haben die Räder blockiert. Wir haben Theorien geliefert, Gerüchte und ein komisches Stückchen Gips von Paris, das Doktor Whozis gemacht hat.«
»Warum bringen wir dann keine Fotos. Bilder. Sie sind nicht so gut wie ein Leichnam, würden unsere Position aber eindeutig verbessern.«
»Wie fotografiert man etwas, das man nie sieht? Wenn wir genügend Licht haben, um ein Bild zu machen, ist das zuviel Licht. Im Licht werden sich uns diese Bestien nicht nähern. Wir könnten natürlich Infrarotausrüstung verwenden. Das Spezialdezernat könnte uns wahrscheinlich ein Gerät ausleihen.«
»Ich habe eine bessere Idee. Die Drogenfahndung hat mit computerisierter Bildverbesserungsausrüstung experimentiert, die während des Vietnamkriegs entwickelt worden ist. Damit können wir selbst bei völliger Dunkelheit ein Superbild machen. Dicks Einheit hat schon versuchsweise damit gearbeitet.«
»Und was braucht man dazu, einen Transportlastwagen oder was?«
»Überhaupt nicht. Das Ganze sieht wie ein etwas zu großes Fernglas aus. Die Kamera ist eingebaut. Man sieht einfach durch das Ding, und was man sieht, kann man fotografieren.«
»Was man sieht? Das ist ja das Problem. Wir müssen so nahe heran, daß wir sie sehen.«
»Nicht so nahe. Wir haben eine Fünfhundert-Millimeter-Linse.«
»Mein Gott, so was habe ich ja noch nie gehört. Wir könnten eine Viertelmeile entfernt sein.«
»Zum Beispiel auf dem Dach meines Wohnhauses, wo wir darauf warten, daß sie wieder auf der Straße erscheinen.«
»Ja, das könnten wir tun. Wir könnten unser Bild machen und verschwinden, bevor sie anfangen, die Balkone hochzuklettern.«
»Es gibt nur ein kleines Problem. Wir müssen Dick davon überzeugen, uns zu helfen. Er muß uns die Ausrüstung geben, und die ist geheim.«
Wilson runzelte die Stirn. Das bedeutete eine Übertretung der Abteilungskompetenz, und das konnte er nicht brauchen. Er hatte zu viele Feinde und konnte es sich nicht leisten, so etwas in der Personalakte zu haben. »Gottverdammt, das Sonderdezernat würde Bleistifte als geheim einstufen lassen, wenn sie die Zeit dazu hätten. Ich lasse mich nicht gern auf so etwas ein, es wird uns nicht weiterhelfen.«
»Dick schuldet dir einen Gefallen,
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