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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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bekommen.«
    »Er hat eine Goldmarke, Mann. Ich kann doch nicht nein zu 'ner Goldmarke sagen.«
    »Man kann sich eine verdammte Goldmarke auf der Zweiundvierzigsten Straße kaufen. Schaff den Penner weg.«
    »Keine Bange, Herzblatt, ich wollte sowieso gerade gehen. Vielen Dank von der New Yorker Polizei, Eddie.«
    Wilson ging unter dem verächtlichen Lachen des weißen Mannes und dem ekelerfüllten Blick des schwarzen. In Vorratskammern zu schlafen, war verdammt unorthodox für einen Polizisten. Zum Teufel, es war ihm scheißegal.
    Es war immer noch verdammt einsam auf der Straße. Einsam und verschneit. Es war praktisch ein Schneesturm, mittlerweile mußten zehn bis zwölf Zentimeter gefallen sein. Er ging an Beckys Wohnhaus vorbei zurück, dann blieb er stehen. Es traf ihn wie ein Hammerschlag - sie waren hergekommen, weil sie wußten, daß er da sein würde. Sie waren Jäger, um Himmels willen, sie wußten verdammt gut, wo er sein würde. Oh, sie waren herrlich! Sie waren sich vollkommen über seine Vorgehensweise im klaren. Es war wahrscheinlich genau das, was auch einer von ihnen getan haben würde - die zu beschützen, die er liebte.
    Zum Teufel auch, das Flittchen war schön. Auch eine ziemlich gute Polizistin, aber wunderschön. Becky hatte Haut wie Sahne, irische Tönung. Wilson mochte diese Farbe. Und sie hatte sanfte und doch stechende Augen. Er stellte sich vor, in diese Augen zu sehen. »Becky, ich liebe dich«, würde er sagen, und sie würde den Mund ein wenig aufmachen und ihn zum ersten echten Kuß auffordern...
    Aber nicht jetzt. Jetzt fror er und hatte Hunger. Er stapfte zur U-Bahn Lexington Avenue, um zum Revier zu fahren. Seine Uhr zeigte halb sieben. Die Merit Bar hatte geöffnet, dort servierten sie ein passables Frühstück. Dann spürte er die M-ll. Man ging nicht mit einer geladenen M-ll ins Polizeirevier, das tat man einfach nicht. Er mußte zuerst zu sich nach Hause fahren und sie gegen seine reguläre Dienstwaffe tauschen.
    Die U-Bahn war nicht nennenswert wärmer als die Straße, aber wenigstens hell erleuchtet, und es waren ein paar Menschen in der Nähe. Um diese Zeit nicht viele, aber ausreichend, die Kreaturen von ihm fernzuhalten. Sie waren hinter ihm und Becky her, weil sie gesehen worden waren; sie würden sicher nur angreifen, wenn ihre Opfer allein waren. Aber man konnte nur ein paar Sekunden lang allein sein. Das durfte er nicht vergessen.
    Er stieg aus und lief zu seinem Mietshaus, das er jetzt durch die Vordertür betrat. Oben entfernte er sorgfältig den Kitt, den er im Schloß der Feuertür gelassen hatte, und ging in sein Zimmer. Er zog den Mantel mit der M-11 aus und zog den an, in dem die 38er war. Das war alles. Da er immer gründlich absperrte, machte er sich keine Sorgen, daß ein Einbrecher die Pistole oder sonst etwas aus seiner Wohnung stehlen konnte.
    Er schloß die Tür zweimal ab, machte einen Test und verließ das Haus dann so schnell und lautlos wie er gekommen war. Und dabei lachte er in sich hinein. Es war nicht nötig, darauf zu achten, so leise zu sein, es war ihm nur schon in Fleisch und Blut übergegangen. Wenn er nicht die Rolle eines sorglosen Mitbürgers spielte, war er immer argwöhnisch, immer verstohlen. Die kurze Strecke von seiner Wohnung zum Polizeirevier legte er zurück wie ein Dieb oder jemand, der einen Dieb verfolgt.
    Er ging durch die stillen, hellerleuchteten Flure des Reviers, bis er zu dem kleinen Büro kam, in dem er und Neff einquartiert waren. Als er die Tür aufmachte, riß er überrascht die Augen auf.
    Da saß Evans.
    »Hallo, Doc. Schulde ich Ihnen Geld?«
    Evans wollte nicht mit Wilson plänkeln. »Wir haben wieder einen«, sagte er nur.
    »Worum geht es?«
    Evans sah ihn an. »Rufen Sie Neff an. Sie soll uns am Tatort treffen.«
    »Etwas Neues?« fragte Wilson, während er wählte.
    »Jede Menge.«
    »Warum haben Sie Neff nicht selbst angerufen?«
    »Sie sind der Seniorpartner in dem Fall. Ich habe es zuerst bei Ihnen versucht. Da Sie nicht abgenommen haben, kam ich hierher. Ich dachte mir, daß Sie auf dem Weg sind.«
    »Notfall, Doktor. Sie hätten Neff anrufen können, als Sie mich nicht erreicht haben.«
    »Ich habe keine Notfälle. Bei meiner Tätigkeit komme ich erst mit Notfällen in Berührung, wenn sie vorbei sind.«

    Irgendwo da draußen läutete das Telefon. Dick stieß jedesmal, wenn das schrille Klingeln ertönte, einen unverständlichen Fluch aus. Läuten und Fluchen, Läuten und Fluchen. »Könnte für dich

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