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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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sein«, sagte Becky.
    »Nee. Vergiß nicht, ich bin aufgeflogen. Ist nicht für mich.«
    »Dann ist es für mich.«
    »Geh schon ran. Einer von uns muß es tun.«
    Sie nahm den Hörer ab. Wilson verschwendete keine Zeit auf einen Gruß. »Mein Gott. Okay, ich komme hin.« Sie legte auf. »Muß gehen. Mord im Park.«
    »Seit wann bist du in der Innenstadt eingesetzt?«
    »Evans hat uns hinzugerufen. Er sagt, es sieht so aus, als wären unsere Freunde wieder hungrig geworden.«
    »Die großen bösen Wölfe.« Er stürzte sich auf die Ellbogen. »Was ist mit unserer Fotosafari? Wird sie stattfinden?«
    »Ich hoffe es. Ich ruf dich an.«
    »Okay, Liebes.«
    Sie wollte sich so schnell es ging anziehen, aber seine Stimme war so sanft, daß sie innehielt. Sie sahen einander an. Die rauschhafte, unerwartete Heftigkeit der vergangenen Nacht stand Dick deutlich im Gesicht geschrieben. Sie sah es deutlich: Er war dankbar. Das rührte sie, und sie dachte, daß vielleicht doch noch etwas übrig war.
    »Ich...« Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie waren so fremd geworden, so lange nicht mehr ausgesprochen.
    Dick war im Dunkeln wortlos zu ihr geschlüpft, als sie gerade am Einschlafen gewesen war. Er hatte sie umarmt, sein Körper heiß und bebend, und hatte sie mit einem schmerzlichen Ansturm von Empfindungen geweckt. Vielleicht liebte sie ihn doch - so sehr, daß sie es sich einfach nicht eingestehen konnte. Vielleicht war das der wahre Grund für die Mauer, die zwischen ihnen entstanden war. Als ihr das klar geworden war, hatte sie leidenschaftlich auf sein stürmisches Drängen reagiert, hatte die brutale Beharrlichkeit seines Körpers genossen und schließlich vor Lust aufgeschrien.
    »Was, Becky?«
    »Ich weiß nicht. Ich wollte nur auf Wiedersehen sagen.« Aber nicht: Ich liebe dich, nicht wieder, noch nicht. Sie kam sich wie ein Lump vor, weil sie es nicht sagte, wie ein egoistischer Lump.
    »Sag es nicht so endgültig.« Er kicherte. »Schlimmstenfalls werde ich vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Wenn die Spitzel echt gut sind, können sie einem vielleicht fünf Tage verpassen. Mach dir keine Sorgen, Liebling. Und übrigens wollte ich dir noch etwas sagen, bevor du gehst.« Er drehte sich auf den Rücken, schlug die Decke zurück und entblößte seinen nackten Körper und den erigierten Penis mit einem entzückenden Mangel an Schamgefühl. »Du bist immer noch eine der besten amerikanischen Nummern, Liebling.«
    Da war sie neben ihm, beugte sich über ihn, küßte sein lächelndes Gesicht. »Dich, du alberner Kerl, schau dich doch an. Du bekommst nie genug.«
    »Ich bin eben ein Morgenmensch.«
    »Und ein Nachmittagsmensch und ein Nachtmensch. Ich wünschte, ich müßte nicht gehen. Ich ruf dich an, wenn ich die Möglichkeit habe.« Sie wich voll widerstreitender Gefühle vor ihm zurück. Weshalb konnte sie sich nur nicht entscheiden: Liebte sie Dick Neff noch oder liebte sie ihn nicht mehr? Und was war mit Wilson, was hatten ihre Gefühle ihm gegenüber zu bedeuten?
    Sie fuhr mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage und stieg ins Auto ein. Kaum war sie losgefahren, konzentrierte sich ihr Verstand auf den Fall. Die Nacht mit Dick wich in den Hintergrund zurück, ebenso die vielschichtigen Empfindungen, die sie gehabt hatte. Der Fall stieg wie ein häßlicher, düsterer Nebel um sie herum auf und hüllte sie ein. Wilson hatte am Telefon nicht viel gesagt, kaum etwas. Aber er hatte sich ungewöhnlich verstört angehört. Evans war bei ihm im Polizeirevier gewesen. Sie sah auf die Uhr: sieben. Früh für Dr. Evans. Sie trat aufs Gaspedal, raste über die verschneite Neunundsiebzigste Straße zum vereinbarten Treffpunkt Central Park West und Zweiundsiebzigste.
    Die Straßen waren verlassen, als sie um die Ecke Neunundsiebzigste und CPW bog. Sie war jetzt im zwanzigsten Bezirk. Vorne konnte sie die Blinklichter sehen, die häßliche Ansammlung von Einsatzfahrzeugen, die immer am Schauplatz eines Verbrechens zu finden war. Sie hielt hinter einem geparkten Funkstreifenwagen. »Ich bin Neff«, sagte sie dem Lieutenant vor Ort.
    »Wir haben eine komische Sache«, verkündete er. »Die Jungs von der Verbrechensverhütung haben vor etwa einer Stunde diese Bank gefunden, die mit gefrorenem Blut bedeckt war. Wir haben es zur Pathologie gebracht, und es ist eindeutig Menschenblut. Nullnegativ, um genau zu sein. Aber wir haben keine Leiche, nichts.«
    »Woher wissen Sie, daß es sich um einen Mord handelt?«
    »Wir haben ausreichend

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