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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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kann ich sie nicht messen. Wir kennen jede mögliche Bewegung, die ein Schaf machen kann. Ein Schaf kann einen Menschen nicht zum Narren halten. Ich vermute, daß dieser Vergleich auch hier zutrifft.«
    »Wunderbar. Und warum bin ich dann noch am Leben? Hätten sie mich nicht gestern nacht töten müssen? Wäre das nicht logisch gewesen? Aber sie haben es nicht getan. Sie waren nicht schnell genug. Ich hatte meinen Revolver draußen, bevor sie handeln konnten.«
    Becky ergriff das Wort. »Ich hoffe, daß sie arrogant sind. Es ist, ehrlich gesagt, unsere einzige Chance.«
    Ferguson zog lächelnd eine Braue hoch. »Ja«, sagte er, »es sei denn, sie spielen ein kleines Spielchen mit Ihnen.«
    »Ein Spielchen«, sagte Wilson. »Was meinen Sie damit, ein Spielchen?«
    »Nun, sie sind intelligent, sie sind Jäger, Kreaturen der Tat. Ihre Jagden müssen größtenteils verdammt leicht sein. Aber Sie sind anders, Sie sind eine Herausforderung. Vielleicht ziehen sie die Jagd aus Spaß in die Länge.«
    Wilson sah aus, als würde er den Wissenschaftler gern erwürgen. »Fein«, sagte er, »wenn sie Spielchen mit uns spielen, dann sollen sie. Vielleicht kommen wir in der Zwischenzeit verdammt noch mal aus der Falle heraus.« Er spuckte aus. »Wer, zum Teufel, kann das wissen?«

    Sie suchten verzweifelt nach Deckung. Menschen strömten in den Park; Hunderte Polizisten suchten jeden Weg ab, flogen oben in Hubschraubern, fuhren mit Autos und Schneemobilen. Der scharfe Geruch menschlicher Haut, die der Kälte ausgesetzt war, vermischte sich mit der erstickenden Süße von Abgasen. Und sie kamen aus allen Richtungen. Um den ganzen Park herum heulten Sirenen und schmerzten in den Ohren der fliehenden Meute. Stimmen brüllten über Funk hin und her; Männer schrien einander an. Und dann ein neuer Geruch, durchdringend und stechend - eine Parodie ihres eigenen Geruchs. Es waren Hunde. Die Meute blieb stehen und spitzte die Ohren. Drei Hunde, wie man aus dem Kratzen auf dem Eis entnehmen konnte; sie brannten darauf, freigelassen zu werden; das verriet ihr aufgeregtes Hecheln. Drei Hunde, groß, schwer, aufgeregt. Und sie hatten die Witterung aufgenommen; die Meute konnte buchstäblich spüren, wie sie an den Leinen zerrten und sich selbst würgten, so begierig waren sie, die Verfolgung aufzunehmen.
    Nun gut, sollten sie kommen und sterben. Hunde konnten die Meute ebensowenig jagen, wie Schimpansen Menschen jagen konnten. Die Verteidigung gegen diese Tiere beruhte auf eingefahrenen Prozeduren, weil sich das Angriffsmuster der Tiere niemals änderte. Das einzige Problem war, es bedeutete eine weitere Zeitverschwendung in diesem verfluchten Park - mehr Zeit für die Polizisten, näher zu kommen, mehr Zeit, in der das Glück die Meute verlassen konnte.
    Und die Meute war jetzt geteilt; auf einer Seite waren die beiden Ältesten und die Zweitgeborenen. Dieses Paar, das jüngere, hatte die beiden Menschen verfolgt, die eine Sekunde zu früh geflohen waren, und hatte die Jagd einen Atemzug zu früh aufgegeben. Noch ein Atemzug, noch ein Schritt, und die Beute wäre gefallen. Der wunderbar eingefädelte Plan war zunichte gemacht - jedenfalls beinahe; sie hatten nur den alten Mann im Auto töten können. Nun gut. Er hatte sicherlich auch von der Meute gewußt. Sie hatten ihn im Auto gehört, seine dröhnende alte Stimme hatte Worte mit den anderen gewechselt... Worte wie Wolf...
    Der menschlichen Sprache, die so komplex war und schnell gesprochen wurde, konnte man nur schwer folgen, aber sie alle kannten bestimmte Worte, die von Generation zu Generation weitergegeben worden waren. Darunter auch das Wort »Wolf«. Wenn sie zwischen Städten unterwegs war, traf die Meute manchmal auf diese zarten Wesen des Waldes. Sie hatten sanfte, wunderschöne Gesichter und reizende Augen - und die leeren Mienen von Tieren. Trotzdem wollte man fast mit ihnen sprechen, wollte mit dem Schwanz wedeln oder mit der Pfote gestikulieren; aber sie besaßen nicht genügend Verstand, um zu antworten. Sie konnten tagelang hinter einer Meute herlaufen, wobei ihre leer lächelnden Köpfe von einer Seite auf die andere wackelten; und sie wichen zurück, wenn sich die Meute einen Menschen als Nahrung holte. Danach verschwanden die Wölfe, fasziniert und abgestoßen vom Gebaren der Meute. Aber Wölfe waren wild und begleiteten die Meute niemals in die Städte. Unter den Menschen waren nur die Meuten sicher - und wie sicher! Welche Menge Nahrung gab es in den Städten, und

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