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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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Schießerei eben nichts zu bedeuten hatte. Ich muß euch sagen, ihr seid zwei verdammt komische Polizisten. Ich habe noch nie Polizisten gesehen, die nur wegen einem Hund blankziehen und herumballern. Verdammt, das allein wäre schon einen Artikel wert.«
    »Kann ich mir denken. Halten Sie einfach den Mund und fahren Sie weiter, bitte.«
    »Spricht man so mit einem Steuerzahler?«
    »Sie sind kein Steuerzahler, Sie sind Reporter. Das ist ein Unterschied.«
    »Was für einer?«
    Becky antwortete nicht. Ferguson saß während der ganzen Unterhaltung reglos da; er beugte sich zu Becky Neff in der Mitte und weg vom Fenster. Sam merkte, daß auch Wilson ziemlich weit vom Fenster entfernt saß, fast in der Sitzmitte. Man hätte beinahe denken können, sie hätten Angst, etwas würde sie durchs Fenster anspringen... aber die Fenster waren geschlossen.

10
    Das Tageslicht war ein Fluch. Der Anführer der Meute, den die anderen Alter Vater nannten, wartete hinter dem Zaun, der die Vordertreppe des Museums vom umliegenden Rasen abtrennte. Er hatte hier Stellung bezogen, weil er wußte, daß die beiden das Museum höchstwahrscheinlich durch diese Tür verlassen würden. Es würde eine gefährliche, schwierige und traurige Arbeit werden. Es war das Glück seiner Rasse, daß sie die Menschen als Beute hatten, aber in solchen Augenblicken, wenn er gezwungen war, die Jungen und Starken zu töten, hinterfragte er seinen Platz in der Welt doch sehr. Seine Kinder betrachteten die Menschen lediglich als Nahrung, aber lange Jahre hatten ihn gelehrt, daß der Mensch auch ein denkendes Wesen war, daß auch er Freude an der Schönheit der Welt fand. Auch der Mensch besaß eine Sprache, eine Vergangenheit, Hoffnung. Aber dieses Wissen veränderte nicht das Bedürfnis - man konnte es auch Zwang nennen -, zu töten und die Beute zu verzehren. Er schätzte schon gewohnheitsmäßig jeden Menschen ein, den er sah.
    Die Meute war reich, weil viele Menschen in ihrem Revier lebten. Er liebte seinen Reichtum, den Reichtum, den er so glücklich erlangt hatte, als die Meute in diese Stadt gezogen war. In seiner Jugend hatte der Anführer die Isolation des Landlebens der härteren Aufgabe vorgezogen, ein Revier in der Stadt aufrechtzuerhalten. Die anderen Meuten hätten niemals versucht, das kümmerliche Revier dieses alten Feiglings zu übernehmen. Seine Bewohner lungerten im Winter und schleppten sich durch den Sommer, stets argwöhnisch und immer dem Risiko der Entdeckung ausgesetzt.
    Als er ausgewachsen gewesen war, hatte er seine Schwester genommen und war nach Süden aufgebrochen, zu jenem sagenhaften Ort, wo unzählige Menschenhorden hausten. Sie waren oft von anderen Meuten angegriffen worden und hatten diese Meuten immer besiegt. Es war zu tagelangen Kämpfen gekommen, die vor Haß brannten, unter dem aber die Liebe zur Rasse lag. Alle Konfrontationen hatten damit geendet, daß der Anführer der anderen Meute sich ergab. Danach folgte eine Feier, ein wunderbares Heulen, und die beiden machten sich wieder auf den Weg. So war es weitergegangen, bis er und seine Schwester ein herrliches Revier für sich selbst hatten. Sie markierten seine Grenzen und warfen ihre ersten Jungen. Es waren drei, ein Mädchen und zwei Jungs. Das schwächere Männchen hatten sie getötet und sein weiches Fleisch den beiden anderen verfüttert. Es war ihr Pech, daß sie keinen perfekten Wurf von vier hatten, aber zwei waren besser als nichts. Zwei Jahre später hatten sie ihr Revier weiter ausgedehnt und noch einmal geworfen. Diesesmal nur einen Jungen und ein Mädchen, aber beide waren gesund.
    Dieses Frühjahr würden sich die Erstgeborenen paaren, und er und seine Schwester auch wieder. Mit etwas Glück würden sie zwei Paare Nachwuchs bekommen. Noch größeres Glück würde ihnen drei oder gar vier Paare bescheren. Und nächstes Jahr würden sich die Zweitgeborenen paaren, und weiterer Nachwuchs würde ins Haus stehen. In wenigen Jahren würde er Anführer einer starken Meute in einem großen und reichen Revier sein. Das alles hatte er seit seinem unglücklichen Anfang in den einsamen Bergen erreicht, und er war glücklich.
    Der einzige Mißstand waren die beiden Menschen mit ihrem verbotenen Wissen. Wenn es unter den Menschen verbreitet wurde, würden die Meuten sich einschränken müssen, und sie würden selbst in diesem Wohlstand gezwungen sein, sich wie dumme Tiere zu verstecken. Aus den Jägern würden Gejagte werden, und er würde daran die Schuld tragen, er

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