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Wolfsbrut

Wolfsbrut

Titel: Wolfsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Whitley Strieber
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bereits tief am Himmel. Die ersten schwachen Essensgerüche lagen in der Luft. Wenn die U-Bahnen unter der Straße anhielten, konnte man immer mehr Schritte hören, die ausstiegen. Das nachmittägliche Ritual der Menschen, in ihr Nest zurückzukehren, hatte angefangen. Auch die Verhaßten in dem Gebäude würden ihm folgen. Es war unnötig, das Risiko einzugehen und in das Gebäude einzudringen. Bald würden sie Nahrung brauchen, in ihr Nest wollen und sich in Bewegung setzen. Dann würde der Augenblick kommen, es konnte nicht mehr lange dauern. Wenn man warten muß, so wie jetzt, erlebte das Herz ein Hochgefühl, weil man wußte, daß Erleichterung und Erfolg der Lohn für Geduld waren. Bald würden sie herauskommen, sehr bald.

    Garner war zum Schauplatz von Evans' Ermordung zurückgekehrt und hatte Rich Fields abgeholt, den Fotografen, den ihm die Zeitung für die Story zur Verfügung gestellt hatte. »Wir machen ein paar Aufnahmen von zwei Polizisten«, sagte er zu Fields.
    »Wozu?«
    »Nur so. Verschwende keinen Film. Blitzlichtaufnahmen. Ich will nur Blitzlichtaufnahmen.«
    »Großartig. Sehr logisch. Überzeugt mich echt.«
    »Sei still, Fields; du bist zu dumm, das zu verstehen.«
    Sie stiegen in Garners Auto ein und fuhren aus dem Park hinaus und zum Naturgeschichtlichen Museum zurück. Garner war aufgekratzt. Hier wartete eine verdammt tolle Story, und diese beiden Polizisten waren das Zentrum des Zyklons. Eine wunderbare Story, so mußte es sein. Sollte die Times fünfzig Leute in die Innenstadt schicken, die dem Commissioner auf die Nerven gingen, Sam Garner würde sich an diese beiden Polizisten halten, bis er seine Story hatte. Er parkte den Wagen direkt vor dem Museum und lehnte sich zurück, um zu warten. »Soll ich schon anfangen, Aufnahmen zu machen?«
    »Sei still, Tonto. Ich sag dir, wann. Und mach es verdammt gut, wenn es dir nichts ausmacht. Ich meine, lauf hoch und blitze ihnen in die Gesichter. Mach sie wütend.«
    »Zahlst du meine Krankenhausrechnung, Süßer?«
    »Die Post wird sich um dich kümmern, Herzchen. Mach einfach deine Arbeit.«
    Er betrachtete das riesige Gebäude. Bald würden die beiden Polizisten unter der Tür auftauchen und herunterkommen. Fields würde mit der Kamera hinter ihnen her sein. Keine Worte mehr, keine Fragen. Diese beiden Polizisten hatten bereits Angst. Dies würde sie in Panik versetzen. Wenn sie etwas Interessantes verheimlichten, würde diese kleine Aufmerksamkeit sie davon überzeugen, daß die Post an der Sache dran war. Wenn Sam Garner das nächste Mal bei ihnen vorsprach, würden sie vielleicht ein wenig singen und dadurch versuchen, ihre Ärsche zu retten.
    Das war früher schon vorgekommen. Druck erzeugt Information. Der erste Grundsatz eines Reporters. Wenn man sie in dem Glauben wiegt, daß man genügend weiß, sie zu hängen, geben sie einem freiwillig, was man will. Visionen entzückender Schlagzeilen gingen ihm durch den Kopf. Er wußte nicht genau, was sie sagten, aber sie waren da. Er hatte das Gefühl, als hätte er Dynamit für eine ganze Woche in den Händen. Dem Boß würde es gefallen. Es mußte etwas wirklich Schreckliches sein. Was immer vor sich ging, jemand hatte es als erforderlich angesehen, den Gerichtsmediziner in Stücke zu reißen. Ihn nicht nur zu töten, sondern buchstäblich zu zerfetzen. Es war ein teuflischer Mord gewesen, besonders teuflisch und ungewöhnlich. Ein monströser Mord. Eine verdammt schlimme Sache. Plötzlich war ihm kalt und übel, als müßte er sich gleich übergeben. »Beeilt euch«, flüsterte er unhörbar. Gleich nach diesem Einsatz konnte er einen Drink nehmen, und den brauchte er wirklich dringend.
    »Ich habe gute Aufnahmen von Evans«, sagte Fields. »Ich meine - das war eine Schweinerei.«
    »Ich habe gerade darüber nachgedacht. Eigentlich völlig sinnlos, nicht? Wer das getan hat, muß den Mann verdammt gehaßt haben. Und im hellen Tageslicht, mitten im Park. Verdammt selten, verdammt unheimlich, wenn du mich fragst.«
    »Aufpassen, Boß. Das Püppchen und der alte Knacker!«
    »Das sind sie. Los.«
    Fields machte die Autotür auf und ging zum Sockel der Statue von Teddy Roosevelt, die vor dem Museumseingang stand. In dieser Position würden Neff und Wilson ihn erst sehen können, wenn sie die Treppe herunterkamen und neben ihm waren. Sie bewegten sich rasch. Ein dritter Mann, groß, kauernd, die Arme vor sich verschränkt, folgte dicht hinter ihnen. Die Art, wie sie sich bewegten, hatte für ihn

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