Wolfsdunkel -7-
Nummer sicher.
Ich schlüpfte ins Bett, blieb auf meiner Seite und überließ ihm die andere, kämpfte das Bedürfnis nieder, ihn zu berühren, ihn in die Arme zu nehmen oder mich von ihm in die Arme nehmen zu lassen. Ich durfte mich nicht verlieben. Selbst wenn er bei Sonnenaufgang noch meinen Namen wüsste, würde er in wenigen Tagen fortgehen.
Also lag ich schlaflos da und starrte an die Decke. Bis Malachi sich umdrehte, mich an sich zog und das Gesicht in meinem Haar vergrub.
Zuerst versteifte ich mich und wartete auf den Druck seiner Erektion. Nicht, dass ich etwas gegen eine weitere Runde einzuwenden gehabt hätte, es sei denn, er hätte so sehr den Überblick verloren, dass er nicht mehr wusste, mit wem er die Runde absolvierte.
Aber sein Körper war warm und weich, genauer gesagt, so weich, wie ein derart harter Körper es sein konnte. „Claire“, murmelte er an meinem Hals, dann: „ A chroi .“
„Malachi?“, fragte ich leise, aber dem gleichmäßigen Heben und Senken seiner Brust nach zu urteilen, schlief er. Ich kuschelte mich in seine Arme und folgte seinem Beispiel.
Als ich aufwachte, fiel strahlendes Sonnenlicht auf das Bett. Malachis Augen standen offen. Lächelnd streichelte er meine Wange.
„Was heißt a chroi ?“
Sein Lächeln gefror, und er zog die Hand zurück. „Wo hast du das gehört?“
„Du hast es im Schlaf gemurmelt, nachdem du meinen Namen gesagt hattest. Ist es gälisch?“
„Ja.“
Dabei ließ er es bewenden. Ich fragte mich, ob a chroi in Wirklichkeit „Schweinsgesicht“ hieß.
„Malachi?“
Er sah mir in die Augen. „Es bedeutet … Schönheit.“
Ich lachte. „Ich bin nicht schön.“
„Wer hat das behauptet“ Er setzte sich auf, und die Decke lag nur noch um seine Hüften.
Hingerissen bestaunte ich den Gegensatz zwischen seiner kupferfarbenen Haut und den weißen Laken, das Wogen seiner Bauchmuskeln, als er sich bewegte. Er war a chroi . Und zwar wesentlich mehr, als ich es je sein könnte.
„Claire?“ Ich schaute ihn an. „Wer hat es gewagt zu sagen, dass du nicht schön seist?“
Er wirkte schrecklich aufgebracht darüber, so als würde er gleich davonstürmen, um der betreffenden Person eins auf die Nase zu geben. Wenn man bedachte, wie er mit Josh umgesprungen war, konnte man es ihm durchaus zutrauen.
„Ich muss nur in den Spiegel gucken, um die Wahrheit zu erkennen. An einem guten Tag – einem wirklich guten Tag – würde ich vielleicht als hübsch durchgehen.“ Ich hob die Hand, um jeglichen Widerspruch im Keim zu ersticken. „Und das ist völlig in Ordnung so. Früher wollte ich vor der Kamera stehen, ein Star werden. Aber ich war nicht gut genug. Ehrlich gesagt, war ich darüber gar nicht so sehr enttäuscht. Echte Arbeit hat mir schon immer mehr zugesagt.“
Ich hielt inne. Vielleicht war das der Grund, warum der Job der Bürgermeisterin gar nicht so langweilig war, wie ich befürchtet hatte. Ich verrichtete eine Menge echter Arbeit und machte mich dabei gar nicht mal so schlecht.
„Schönheit reduziert sich nicht auf die Kontur einer Wange oder die Haarlänge.“ Malachi spielte an dem Bändchen herum, das mein Nachthemd im Nacken zusammenhielt. „Es geht auch um Loyalität, Ehre und Charakterstärke. Darum, dass man sich um die Menschen kümmert, die einen brauchen, und sie nicht enttäuscht. In dieser Hinsicht bist du unbeschreiblich zauberhaft.“
Er sah mir tief in die Augen, während er das Band aufzog, bis vorn mein Ausschnitt aufklaffte. „Du weißt, dass dieses Nachthemd dich nicht sehr gut verhüllt, oder?“
Ich guckte nach unten. Der seidige weiße Stoff war zwar nicht transparent, dafür klebte er an mir wie Klarsichtfolie und zeigte meine Brustwarzen und die Konturen meiner Hüften und meines Bauchs so deutlich, als wären sie in Gips modelliert.
Er legte die Hand auf meine Brust, wo sie sich dunkel gegen den blütenweißen Stoff abhob. „Dieses Nachthemd weckt in mir nur den Wunsch, es dir auszuziehen. Darf ich?“
Ich wollte schon Nein sagen. Es war helllichter Tag; er würde jeden Makel sehen. Aber plötzlich kümmerte mich das nicht mehr. War das nicht ein Fortschritt?
„Ja“, sagte ich leise, und seine Augen weiteten sich. Malachi hatte nicht erwartet, dass ich einwilligen würde.
Er ließ die Hand sinken. „Claire, vielleicht … “
„Ich dachte, du wolltest mich nackt sehen?“
„Das wollte ich. Will ich.“
Ich fasste nach dem Saum.
Da läutete die verdammte Türglocke.
27
Ich zog in
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