Wolfsdunkel -7-
ihre perfekt geschwungenen Augenbrauen hoch. „Wer hat denn etwas von töten gesagt?“
Eine halbe Stunde später betraten wir zu dritt die Polizeiwache. Ich hatte darauf bestanden mitzukommen, und Grace hatte keine Einwände erhoben. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich im Verhörzimmer landen würde, sobald sie mit Malachi fertig war.
Ich schaute auf die Armbanduhr. Falls sie je mit ihm fertig werden würde.
Ich hatte Joyce die Nachricht hinterlassen, dass ich auf der Polizeiwache sei und sie mich nur in Notfällen kontaktieren solle. Bisher war keiner eingetreten, allerdings hatte ich nicht viel Hoffnung, dass das den Tag über so bleiben würde.
Endlich ging die Tür des Verhörraums auf, und Grace kam heraus. Sie winkte einen ihrer Beamten zu sich, und er schlüpfte in das Zimmer. Anschließend richtete sie den Blick auf mich. Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte.
„Was ist los?“
„Man hat eine Leiche gefunden.“
Ich hatte erwartet, dass sie sagen würde, Malachi habe gestanden. Aber weshalb hatte ich das erwartet? Schließlich glaubte ich nicht, dass er ein Mörder war.
Andererseits hatte ich mir die Wartezeit damit vertrieben, wieder und wieder Malachis Gesichtsausdruck zu rekapitulieren, bevor er Josh den Schlag auf die Nase versetzt hatte. Er hatte einen mörderischen Blick. Dann war er Josh gefolgt, und seither hatte niemand mehr den Mann gesehen.
Was Balthazar Monahan betraf, war auch der seit einem heftigen Streit mit Malachi verschollen. Zwar war Balthazar in den Wald gegangen, um Grace nachzuspionieren – wenigstens hatte sein Untergebener das behauptet –, aber die Jäger ihres Suchtrupps würden ihr ein Alibi geben. Falls Balthazar sie auf die Palme gebracht und sie ihm eins übergebraten hatte, würde es jemand mitbekommen haben.
Mein Gehirn spulte immer wieder die Worte ab, die Malachi zu den beiden Männern gesagt hatte – bedrohliche Worte, wenn man sie aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtete. Ebenso gut erinnerte ich mich an Malachis Versprechen, dass mir nie wieder jemand wehtun würde. War das Wunschdenken, oder hatte er es mit Sicherheit gewusst?
Ich schüttelte den Kopf, um diese ungestümen, unproduktiven Gedanken zu verscheuchen.
„Wen haben sie gefunden?“, hakte ich nach.
„Das werden wir feststellen.“
„Wir?“
„Es stehen drei Personen auf meiner Vermisstenliste.“ Grace streckte einen Finger in die Luft. „Der wanderfreudige Urlauber.“ Sie hielt den zweiten hoch. „Josh Logan.“ Den dritten. „Balthazar Monahan.“
„Und?“
„Unser Notfalldienst würde Balthazar erkennen. Womit nur Josh und unser gebissener Tourist, Ryan Freestone, bleiben. Ich würde auf Letzteren tippen. Aber falls es doch Josh sein sollte, will ich, dass du ihn identifizierst.
„Spitzenidee“, murmelte ich, bevor ich ihr über den Parkplatz zum Bestattungsinstitut folgte.
Die Leichenhalle des Krankenhauses verfügte nicht über die entsprechenden Isolationsmöglichkeiten, die erforderlich waren, um Beweise zu sichern, weswegen das Bestattungsinstitut gleichzeitig als forensisches Labor fungierte.
„Hast du Bradleyville verständigt?“, erkundigte ich mich.
Lake Bluff teilte sich einen Gerichtsmediziner mit der nächstgelegenen Stadt. Keine benötigte für sich allein einen Vollzeitspezialisten dieses Kalibers.
„Jemand hat vom Tatort aus angerufen. Der Doktor war schon dort und ist jetzt auf dem Weg hierher.“
„Wo wurde die Leiche entdeckt?“
„In einer Schlucht nahe Brasstown Bald.“
Brasstown Bald war der höchste Gipfel in dieser Region. Zufall oder nicht, er gehörte zu einem größeren Gebirgszug namens Wolfspen Ridge.
„Wer hat sie gefunden?“
„Wanderer.“
Ein anderer von Grace’ Beamten hielt Wache an der Tür – eine Standardprozedur in einem Fall wie diesem. Wenngleich ich mich nicht entsinnen konnte, wann es in Lake Bluff zuletzt einen unerklärbaren Todesfall, geschweige denn einen Mord gegeben hatte.
„Hast du je zuvor mit einem zweifelhaften Todesfall zu tun gehabt?“, fragte ich.
Grace warf mir einen überheblichen Blick zu. „ Ich bin mehr als qualifiziert für das hier, Ma’am.“
„Willst du damit andeuten, dass ich es nicht bin?“
„Du bist eine gottverdammte Verdächtige!“
„Du warst diejenige, die wollte, dass ich mitkomme. Falls ich den Mann ermordet oder jemanden dazu angestiftet hätte, dürfte ich vermutlich gar nicht hier sein.“
Grace blieb stehen. „Verdammt!“
„Oh ja.“ Ich stieß
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