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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Grace folgte mir zögerlich. „Sind Sie sicher, dass er von einem Hund getötet wurde, nicht von einem Bären oder einer Großkatze?“
    „Ich habe ein paar Seminare über tödliche Tierattacken belegt.“
    „Das scheint mir eine recht ungewöhnliche Fortbildung für einen Hausarzt zu sein“, bemerkte Grace.
    „Früher dachte ich einmal daran, in den Westen zu ziehen und eine Stelle im Yellowstone-Park anzunehmen, aber meine Frau wollte Georgia nicht verlassen. Jetzt ist sie tot, und ich bin zu alt.“
    „Was bringt Sie zu der Überzeugung, dass das hier die Tat eines Hundes war?“, bohrte Grace weiter.
    „Katzen benutzen ihre Krallen, um ein Opfer festzuhalten. Denken Sie an eine Hauskatze und eine Maus.“
    „Sie spielen mit ihnen“, meldete ich mich von meinem Standort neben der Tür zu Wort. Oprah tat das ständig. Es trieb mich in den Wahnsinn.
    „Ganz richtig“, stimmte Doc Bill zu. „Was bedeutet, dass das Opfer nicht nur diese zerrissene Kehle, sondern auch Kratzer aufweisen würde, und zwar ernsthafte, wenn man von einem Berglöwen oder dergleichen ausginge.“
    Plötzlich verstand ich, worauf Grace mit ihrem Frage-und-Antwort-Spiel hinauswollte. Malachis Puma oder selbst sein Grizzlybär hätten dafür eingesetzt werden können, Josh zu töten; anschließend konnte Malachi den Leichnam in die Schlucht geworfen haben.
    „Und Bären?“, insistierte Grace.
    „Würden ihre Beute durch einen Prankenhieb töten.“
    „Ich begreife jetzt, warum Sie einen Bären oder eine Wildkatze als Täter ausschließen, aber woraus folgern Sie, dass es zwingend ein Hund sein muss?“
    „Der Modus Operandi von Hunden ist, ihre Opfer zu Boden zu bringen und ihnen die Kehle herauszureißen.“
    Entzückend .
    „Ich bin sicher, dass meine Untersuchungsergebnisse meine Theorie vollkommen stützen werden. Gab es in der Region irgendeinen Hinweis auf Tollwut?“
    Grace sah rasch zu mir, dann wieder zu dem Arzt. „Wie kommen Sie darauf?“
    „Man weiß von Großkatzen, dass sie bisweilen Menschen anfallen. Erinnern Sie sich an den Fall in Kalifornien, wo ein Berglöwe eine Frau von ihrem Fahrrad riss?“ Wir nickten. „Und vor nicht allzu langer Zeit kam im Yellowstone-Park eine Mutter zu Tode, als sie ihr Kind vor einem Bären schützen wollte. Diese Tiere waren nicht krank. Wir wissen nicht, was sie dazu animiert hat. Aber Hunde attackieren in der Regel keine Menschen, es sei denn, sie sind tollwütig.“
    „Haben Sie einen Verdacht, mit welcher Art von Hund wir es zu tun haben könnten?“, fragte Grace.
    Doc Bill nagte an seiner Unterlippe und starrte auf den Leichnam. „Ich wäre geneigt, auf einen Wolf zu tippen, nur dass es in diesen Bergen schon vor meiner Geburt keine Wölfe mehr gab.“
    „Das könnte sich geändert haben“, gab Grace zu bedenken. „Wir haben einen Touristen, der von einem Tier angefallen wurde, von dem er schwört, dass es ein Wolf war.“
    „Tatsächlich?“ Obwohl Doc Bill seine entspannte Körperhaltung beibehielt, hatte ich den Eindruck, als wäre er mit einem Mal höchst interessiert. „Ich würde mir diesen Mann gern einmal anschauen.“
    Grace wand sich unbehaglich, was dem Doktor nicht entging. „Er ist tot?“
    „Nicht wirklich.“
    „Wie darf ich das verstehen?“
    „Er … äh … stand auf und stahl sich mitten in der Nacht aus dem Krankenhaus. Niemand hat ihn seither gesehen.“
    Ich erwartete, dass der Arzt schockiert reagieren würde, stattdessen kaute er weiter auf seiner Lippe herum und betrachtete den toten Josh.
    „Was ist mit seinen Wunden?“
    „Sir?“
    „Waren sie verheilt?“
    Grace und ich tauschten erneut einen Blick.
    „Auf dem Überwachungsvideo hatte es den Anschein“, gab sie zu. „Aber die sind ja bekanntlich ziemlich unscharf.“
    „Hmmm.“
    „Sie scheinen mehr darüber zu wissen … “ Grace breitete die Hände aus. „Womit auch immer wir es zu tun haben.“
    „Ich habe dergleichen nicht mehr gesehen, seit ich in Deutschland war.“
    „Wann waren Sie in Deutschland?“, erkundigte ich mich.
    „1944/45.“
    „Sie waren im Krieg?“ So alt sah er nicht aus.
    „Ich hatte ein falsches Alter angegeben. Der dümmste Fehler, den ich je gemacht habe.“
    „Was ist passiert?“
    „Wir haben gesiegt“, meinte er trocken.
    Grace lächelte; sie wusste gut platzierten Sarkasmus immer zu schätzen. „Ich meinte, was haben Sie dort gesehen, das Sie daran erinnert?“ Sie deutete vage in Joshs Richtung.
    „Das ist so lange her, dass ich

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