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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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der er auf seine Uhr blickte. »Sagen wir um neun Uhr an der Wolfskaut sein?«
    »Wo?«
    »An der Wolfs-kaut«, antwortete Tannenberg gedehnt. »Weißt du etwa nicht, wo das ist?«
    »Nein.«
    Tannenberg brummte nachdenklich. »Macht aber auch nichts. Das ist wirklich nicht schwer zu finden: Du fährst einfach die Straße am Warmfreibad stadtauswärts in Richtung Hungerbrunnen.«
    »Ja, da kenn ich mich aus«, sagte Max, »und weiter?«
    »Gut. Nach der Eisenbahnbrücke hinter der Entersweiler Mühle biegst du dann in den zweiten Waldweg ab. Da kannst du dein Auto hinstellen. Von dort aus muss du nur einfach dem Weg folgen. Nach etwa zwanzig Minuten immer bergauf kommst du an die Wolfskaut. Da steht ein Gedenkstein. Kannst du überhaupt nicht verfehlen.«
    »Gut. Aber zehn Uhr ist besser!«
    »Okay, dann zehn Uhr.«
    »Was soll ich dir mitbringen?«
    Tannenberg musste nicht lange überlegen: »Proviant. Und eine Kanne Kaffee, wenn’s geht – mit viel Milch und ohne Zucker. Ich hab so Lust auf ’ne Tasse Kaffee.«
    »Gut mach ich. Sonst noch was?«
    »Nee. – Doch, natürlich: Ich brauche unbedingt neue Klamotten – auch Unterwäsche und Strümpfe.«
    »Gut, dann bis nachher.«
    »Danke, Max«, sagte Tannenberg, aber der Freund seiner Nichte hatte die Verbindung bereits unterbrochen.

10
    Tannenberg wusste zwar noch ziemlich genau, über welchen Fußweg man vom Stadtgebiet aus zur Wolfskaut gelangte, aber von den Stelzenberger Höhlen aus? Und dann auch noch mit einem Scooter? Um diese Fragen eindeutig zu klären, musste er gezwungenermaßen seine Wanderkarte zu Rate ziehen, die er sich in weiser Voraussicht zu Hause in den Rucksack gesteckt hatte.
    Seine Schleichroute führte ihn zunächst mitten durch einen aufgeheizten, staubigen Sommerwald hinunter zum Aschbacherhof. Von dort aus benutzte er ein Stück weit die Landstraße. Nach etwa zwei Kilometern bog er nach links ab ins Große Heckental, wo ihn laut Karte der Waldweg direkt hinauf zur Wolfskaut geleiten sollte.
    Der breite Fahrweg bestand aus zwei festgefahrenen Spuren, die ein buschiger Grasstreifen trennte. Tannenberg passierte zunächst ein Spalier turmhoher Fichten, dann eine ausgedehnte, sattgrüne Eichenschonung.
    Auf beiden Seiten wurde der schnurgerade Waldweg von langstieligen, mit fächerartigen Tellern gekrönten Farngewächsen besäumt. An manchen Stellen ragten mannshohe Prachtexemplare des roten Fingerhuts wie schiefe Wunderkerzen in den Weg hinein. Einige von ihnen streifte Tannenberg gar während seiner zügigen Vorbeifahrt.
    Aber er würdigte diese eindrucksvollen Naturschönheiten verständlicherweise keines einzigen Blickes. Er war zu diesem Zeitpunkt gedanklich ausschließlich damit beschäftigt, so schnell wie möglich – und vor allem unerkannt – zum vereinbarten Treffpunkt zu gelangen. Umso größer war sein Unmut, als er nach einer Wegkehre plötzlich erkennen musste, dass dieser recht komfortable Fahrweg entgegen den Angaben in der Wanderkarte mitten in einer Wildwiese endete.
    Er stoppte den Scooter, schaute sich verzweifelt nach allen Richtungen hin um. Das Einzige, was seine suchenden Augen erspähten, war ein ehemaliger Forstweg, der direkt hinter einem Hochsitz begann, aber bereits nach ein paar Metern in der Wildnis endete. Er war völlig zugewuchert und mit querliegendem Gehölz derart versperrt, dass er dort mit seinem Motorroller unmöglich weiterfahren konnte.
    Ein kurzer Blick auf seine Armbanduhr ließ ihn aufschrecken, denn er war bereits einige Minuten über der verabredeten Zeit. Hektisch wendete er den Roller und knatterte mit Vollgas los.
    Unten an der Straße nahm er den nächsten breiten Forstweg, der ihn schließlich auch ohne weitere Hindernisse direkt zur Wolfskaut hinaufführte. Ein paar Meter bevor er das kleine Plateau erreichte, hielt er an und lehnte seinen Scooter an eine Böschung. Den Helm behielt er vorsichtshalber auf dem Kopf.
    Inzwischen zeigte seine Uhr bereits Viertel nach zehn, aber von Max war weit und breit noch nichts zu sehen.
    Tannenberg wurde von extremer innerer Unruhe gemartert. Wie ein nervöser Sprinter lief er mehrmals um den verwitterten Sandstein herum, auf dem der mattgelbe Schriftzug ›Wolfskaut‹ prangte. Die Rinde der dicken, alten Buchenstämme war mit wulstig aufgebrochenen Runen übersäht, die Besucher im Laufe der Jahre in die schutzlosen Bäume eingeritzt hatten.
    Vielleicht hat er sich ja auch irgendwo versteckt und wartet, bis ich auftauche. Soll ich mal nach ihm

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