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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Kripo-Mitarbeiter eingeladen hatte. Aber er hatte diesen Dingen, genauso wenig wie der Tatsache, dass Gregor Kirsch stets in Designerkleidung in ihrer Dienststelle am Paffplatz erschien, keine sonderliche Bedeutung beigemessen.
    Zumal der allgegenwärtige und über den Multiplikator Petra Flockerzie stetig an ihn herangetragene Kollegenklatsch besagte, dass der Kommissariatsleiter aufgrund seines lebenslustigen, sympathischen Auftretens bei Frauen einen gewaltigen Stein im Brett hatte – wie seine Sekretärin einmal wörtlich hatte verlauten lassen. Von daher hatte es ihn auch nicht verwundert, dass dieser dauersmilende Sunnyboy vor ein paar Jahren eine reiche Fabrikantentochter zum Altar geführt hatte.
    Während Gregor Kirsch die staubige Betontreppe hinauftrippelte, eilte Tannenberg eine Etage tiefer, dorthin, wo sich seine Mitarbeiter versteckt hielten. Er war auf alles gefasst, auch darauf, dass Kirsch ihm mit gezogener Waffe entgegentreten würde.
    Dem war aber nicht so. Der Leiter des K 4 schien zwar nicht in Stimmung, seinem Kollegen freundschaftlich die Hand zu reichen, aber mit einer Waffe bedrohte er ihn auch nicht.
    »Tanne, lass uns hochgehen aufs Dach«, sagte Kirsch. »Hier unten im Gebäude ist es mir zu dunkel.«
    »Okay«, antwortete Tannenberg und schritt mit gebührendem Abstand voran.
    Etwa in der Mitte der Dachterrasse, die ja eigentlich nur eine weitere Bodenplatte für das nächste Stockwerk war, drehte er sich um. Gregor Kirsch kletterte gerade aus dem lukenähnlichen Treppenschacht. Er ging ein paar Schritte auf seinen Kollegen zu, blieb dann aber unvermittelt stehen.
    Die beiden Männer standen sich nun wie zwei Duellanten gegenüber, allerdings ohne ihre Waffen gezogen zu haben. Für Tannenberg stellte die Konfrontation mit dem Leiter des K 4 eine unglaubliche emotionale Belastung dar. Schließlich handelte es sich bei Gregor Kirsch um jemanden, der für seinen albtraumhaften Horrortrip mitverantwortlich war.
    Verständlicherweise brodelte es in ihm wie in einem Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. Aber er musste dem enormen inneren Druck standhalten, galt es doch die Hintermänner dingfest zu machen. Und ohne einen hochkarätigen Insider konnte dies wohl kaum gelingen. Also musste er sich am Riemen reißen und konzentriert auf nichts anderes, als auf dieses eine Ziel hinarbeiten.
    Trotzdem konnte er sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen: »Cherry, ich will auf diese ganze Sauerei, die ihr mit mir dort drüben«, er warf seinen Arm in Richtung des etwa zweihundert Meter entfernten roten Studentenwohnheims, »veranstaltet habt, gar nicht eingehen. Ich will dir vielmehr entgegenkommen und dir großzügig eine letzte Chance geben. Auch wenn’s mir ziemlich schwerfällt, das kannst du mir glauben.«
    Während Tannenberg sprach, war ihm nicht entgangen, dass sich seine Mitarbeiter Mertel und Fouquet zwischenzeitlich die Treppe hinaufgeschlichen hatten und nun Kirsch von dort aus ins Visier nahmen.
    Gregor Kirsch machte eine betretene Miene. Er schien sehr unsicher und nervös zu sein. Er nagte immerfort auf den Lippen herum, presste sie zusammen, leckte ein paar Mal darüber. Nach einem Räuspern fragte er mit belegter Stimme: »Und wie soll diese letzte Chance aussehen, Tanne?«
    »Es gibt für dich nur einen einzigen denkbaren Weg, wenigstens einigermaßen heil aus dieser Sache rauszukommen.«
    »Und der wäre?«
    »Cherry, das weißt du doch selbst ganz genau. Du musst einen Deal mit der Staatsanwaltschaft machen und dich als Kronzeuge ...«
    Bei diesem Wort zuckte Gregor Kirsch unwillkürlich zusammen.
    »... zur Verfügung stellen. Du hast ja bisher niemanden umgebracht – hoffe ich jedenfalls für dich ...«
    »Nein, nein, wo denkst du hin, Tanne«, unterbrach der rothaarige Kriminalbeamte. Er ging einen Schritt auf Tannenberg zu, machte eine entschuldigende Geste, blieb dann aber wieder stehen. »Es tut mir ja auch unheimlich leid, dass es so gelaufen ist. Das habe ich wirklich nicht gewollt. Das musst du mir glauben.«
    »Ist schon okay, Cherry. Also zurück zum Deal: Ich habe bereits mit Hollerbach gesprochen«, log Tannenberg weiter munter drauf los.
    Vorhin, als ihn seine innere Stimme als hinterlistigen Lügenbold beschimpft hatte, nur weil er Kirsch am Telefon sein Ehrenwort gegeben hatte, sich hier am vereinbarten Treffpunkt ebenfalls alleine einzufinden, hatte er seinen Quälgeist mit dem Spruch ›in diesem Fall heiligt der Zweck wohl jedes Mittel‹

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