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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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mit Geiger gemacht habe.«
    »Versteh nicht, was du meinst.«
    »Fesselt ihn mit euren Handschellen an die Heizung im Bad. In zwei, drei Stunden verständigen wir die Zentrale. Die können dann eine Streife losschicken, um diesen Verbrecher hier abzuholen.«
    »Und warum sollen die ihn nicht gleich abholen?«, fragte der junge Kommissar.
    »Mach’s jetzt einfach. Ich erklär’s dir nachher.«
    Während seine Kollegen Carlo Weinhold ins Bad brachten und ihn dort an die Heizungsrohre anketteten, drückte Tannenberg nacheinander alle fünf eingespeicherten Rufnummern.
    »Ich glaub es einfach nicht. Ich glaub es einfach nicht«, brummelte Tannenberg immer und immer wieder vor sich hin.
    »Ja, aber was denn, Wolf?«, wollte Mertel wissen, als er im Türrahmen erschien.
    Dieser Satz riss Tannenberg aus seinem litaneienartigen Selbstgespräch. Ohne auf die Frage zu antworten, ließ er Weinholds Handy mit einer fahrigen Bewegung in seiner Hosentasche verschwinden.
    Er hatte nun endlich gefunden, was er die ganze Zeit über gesucht hatte und was im Augenblick noch viel wichtiger war, als Carlo Weinhold hinter Gitter zu bringen: die Namen des potentiellen Maulwurfs und des vermeintlichen Hintermannes, der sich selbst als Leviathan und Alphawolf bezeichnete – Namen, die er nun kannte, die er aber noch niemandem mitteilen wollte.
    Das Endspiel hatte begonnen.
    Die Anzahl der Zentralfiguren hatte sich merklich reduziert.
    Und er war weiter am Zug.
     

15
    Tannenberg ließ es sich nicht nehmen, den Daimler seines besten Freundes eigenhändig durch das Uniwohngebiet zu steuern. Die bohrenden Fragen der Fahrzeuginsassen nach dem genauen Zielort der frühmorgendlichen Tour beantwortete er mit der orakelhaften Bemerkung, dass es sich um eine Überraschung handele und ergänzte schmunzelnd: »Es wird übrigens heute nicht die Letzte bleiben.«
    Nach der Einfahrt in den neuen Verkehrskreisel, der das westlich des Universitätsgeländes angesiedelte Mischbaugebiet erschloss, bog Tannenberg urplötzlich in eine augenscheinlich gesperrte Baustellenzufahrt ab. Das massive Bügelschloss, welches zwei Felder eines metallenen Bauzauns miteinander verband und den sogenannten Unbefugten den Zutritt zu dem weitläufigen Baugelände verwehren sollte, stellte für Mertel kein ernstzunehmendes Hindernis dar.
    Die Fahrt führte sie auf direktem Wege hinunter zu dem etwas tiefer gelegenen Rohbau des Fraunhofer-Instituts.
    »Los, Jungs, raus, und zwar alle«, kommandierte Tannenberg, nachdem er das Auto zum Stillstand gebracht hatte.
    Mürrisch befolgten die Männer seine Anweisung.
    »Ja, und du?«, fragte Dr. Schönthaler, der erstaunt registrierte, dass sein Freund keinerlei Anstalten machte, ebenfalls den Wagen zu verlassen. »Was ist mit dir? Kommst du nicht raus?«
    »Nee«, erwiderte Tannenberg grinsend. »Ich muss erst noch schnell etwas erledigen. Aber ich bin gleich wieder bei euch. Versprochen!«
    »Und was sollen wir hier?«, grummelte Fouquet.
    Tannenberg beantwortete die Frage nicht. Von verwundert dreinblickenden Gestalten beim Wenden des betagten E-Klasse-Mercedes beobachtet, fuhr er zurück zum Kreisel, wo er aber schon nach einer einzigen Runde wieder zurück in die Baustellenzufahrt einschwenkte, aus der er gerade gekommen war. Etwa hundert Meter oberhalb des Standortes seiner Kollegen stoppte er und verließ den alten Benz.
    Es dämmerte bereits. Hinter den sich in östlicher Himmelsrichtung abzeichnenden Wohnhaus-Silhouetten des Lämmchesberges erwachte gerade ein wolkenloser Sommertag. Die Baukräne ragten wie unwirkliche Skelette aus dem roten Sand der Riesenbaustelle hervor und verliehen diesem Szenario ein wahrhaft gespenstisches Antlitz.
    Tannenberg atmete tief durch. Dann kramte er aus seiner Hosentasche Weinholds Handy hervor. Seine Hände zitterten. Mit fahrigen Tippbewegungen suchte er aus dem elektronischen Telefonbuch die gewünschte Rufnummer heraus. Er drückte die grüne Verbindungstaste.
    Er hatte diese Nummer vor gut einer halben Stunde schon einmal gewählt. Bis in die Knochen war er erschrocken, als der Teilnehmer am anderen Ende seinen Namen genannt hatte. Die verschlafene Männerstimme war problemlos zu identifizieren gewesen. Ohne selbst auch nur einen einzigen Ton verlauten zu lassen, hatte er sofort die Telefonverbindung unterbrochen.
    »Ja, ich habe vorhin schon mal angerufen«, sagte Tannenberg, nachdem sich sein Gesprächspartner gemeldet hatte. »Ich weiß über alles Bescheid. Und ich habe Material,

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