Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall
nach dem Lichtschalter tastete. Die Deckenstrahler leuchteten auf.
»Keine Bewegung! Sonst blas ich dir dein Spatzenhirn weg!«, schrie Tannenberg in bester Hollywoodmanier, noch bevor die Glühbirnen ihre volle Leuchtkraft entfaltet hatten.
Die drei hereingestürmten Kriminalbeamten sahen direkt auf einen sonnengebräunten Mann in einem breiten Futonbett. Er lag auf dem Bauch, hatte sein linkes Bein seitlich angewinkelt. Sein Oberkörper war nackt. Langsam drehte er seinen Kopf nach hinten. Dabei streifte sein Blick ein neben dem Bett stehendes, niedriges Schränkchen, auf dem eine schwarze Pistole griffbereit lag.
»Denk besser erst gar nicht dran«, schrie Fouquet, machte einen Satz dorthin und nahm die Waffe an sich.
Tannenberg verlor nun völlig die Selbstbeherrschung. »Weißt du, was ich jetzt mit dir mache, du verdammter Drecksack?«, blaffte er mit sich überschlagender Stimme dem Mann entgegen.
Carlo Weinhold schwieg. Er nahm seinen Kopf wieder nach vorne und bettete ihn demonstrativ gelassen auf eines der beiden roten Seidenkissen, die einen scharfen optischen Kontrast zu dem blütenweißen Laken bildeten.
Plötzlich hechtete Tannenberg zu Fouquet und riss ihm Weinholds Pistole aus der Hand. Mit seinem zitternden Finger am Abzug richtete er sie auf den im Bett liegenden Mann.
»Ich mach jetzt das Gleiche mit dir, was du mit mir gemacht hast«, brüllte er mit hochrotem Kopf. »Ich mach dich fertig! Und weißt du wie?«
Keine Antwort.
»Ich erschieß dich jetzt mit deiner eigenen Waffe und dann drehen wir das so, dass es aussieht, als ob du Selbstmord begangen hättest. Was ihr könnt, können wir schon lange!«
Plötzlich spürte Tannenberg Mertels Hand auf seiner Schulter. »Wolf, komm beruhige dich. Der Kerl ist es nicht wert. Der bringt uns lebend viel mehr.«
»Den kochen wir uns richtig schön weich. Ich freu mich schon drauf«, frohlockte Fouquet mit einem geradezu diabolischen Lachen. »Dem wird seine Coolness schon noch vergehen, Wolf. Der erzählt uns alles, was er weiß.«
Während sein Kollege dies sagte, ging der Kriminaltechniker einen Schritt nach vorne, so dass er nun seitlich neben Tannenbergs ausgestrecktem Arm stand. Seine Hand wanderte ruhig zu Weinholds Waffe hin, legte sich auf sie und drückte sie sanft nach unten.
Tannenbergs Verkrampfung löste sich, er ließ die Pistole in Mertels Hand gleiten. Sein aufgeschäumter Zorn reduzierte sich ein wenig.
Karl und Fouquet haben recht. Ich muss jetzt kühlen Kopf bewahren. Sonst verderbe ich noch alles, versuchte er sich selbst zu disziplinieren. Den brauchen wir unbedingt, um an die Hintermänner ranzukommen.
Er blickte sich im Schlafzimmer um.
Teuer, aber irgendwie zu protzig, dachte er. Überhaupt nicht mein Geschmack.
Während seine Kollegen den anscheinend völlig übertölpelten und deshalb handlungsunfähigen Carlo Weinhold weiter in Schach hielten, begann Tannenberg in den vor dem Bett auf einem chromfarbenen Metallstuhl abgelegten Kleidungsstücken herumzuwühlen.
»Wo ist dein Handy, du elender Saukerl?«, schrie er zu dem noch immer auf dem Bauch liegenden Mann.
Carlo Weinhold schwieg unverdrossen weiter.
Tannenberg schaltete im Flur das Licht an und ging schnellen Schrittes ins Arbeitszimmer. Direkt vor dem Fenster stand ein großer gläserner Schreibtisch. Auf der rechten Seite stand ein PC. Am anderen Ende des Schreibtischs lag ein Stapel Hochglanzprospekte.
» IF – Internationale Finanzanlagen . Der richtige Weg in Ihre finanzielle Unabhängigkeit«, las er sich murmelnd vor. »Aha, die Midas -Herren haben den Namen gewechselt – Respekt!«
Kopfschüttelnd drehte er sich um und machte sich auf den Rückweg zu seinen Kollegen. Plötzlich sah er auf einem Regal, das sich direkt neben der Eingangstür befand und das er beim Eintritt in den Raum nur als Seitenwand wahrgenommen hatte, ein schwarzes Handy liegen. Er nahm es an sich, schaltete es ein. Nach wenigen Sekunden hatte sich auf dem farbigen Display das Startmenue aufgebaut.
Tannenberg betätigte die Taste für den Schnellzugriff auf das Telefonbuch, in dem die am häufigsten benutzten Nummern abgespeichert waren. Bei einem ersten Schnelldurchgang entdeckte er allerdings nur zu jeder Nummer einen anderen Großbuchstaben, keinen einzigen vollständigen Namen.
»Wolf, was machen wir denn jetzt mit diesem netten, auskunftsfreudigen Herrn hier?«, rief plötzlich Kommissar Fouquet aus Richtung des Schlafzimmers.
»Was? – Ach so. Dasselbe, was ich
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