Wolfsfeder
begann
Mendelski mit der Vernehmung.
»Frau Hogreve. Offensichtlich haben Sie
entgegen Ihren vorherigen Aussagen Yadira nicht besonders gemocht?« Er schaute
ihr forschend in die Augen. »Wenn man bedenkt, wie Sie sich da eben in der
Küche aufgeführt haben … ganz offensichtlich haben Sie das Mädchen
regelrecht gehasst.«
Irene Hogreve machte keine Anstalten,
etwas zu sagen. Sie warf den Kopf in den Nacken und schwieg.
»Hat Yadira Ihnen irgendetwas getan? Hat
sie Sie beschimpft, belogen, bestohlen oder dergleichen?«, fragte Maike.
Sie schwieg beharrlich.
»Haben Sie in Yadira eine Nebenbuhlerin
gesehen, eine Person, eine ansprechend weibliche dazu, die Ihnen im Hause
Kreinbrink Konkurrenz machte?«, hakte Mendelski nach.
Sie senkte den Kopf. »Konkurrenz, pah!«,
sagte sie leise. »Die doch nicht.«
»Haben Sie sich vielleicht gewünscht, mehr
zu sein als die Haushälterin? Eine Ersatzmutter für Kai etwa, oder die
Ersatzehefrau für Konrad Kreinbrink?«
Irene Hogreve errötete. »Glauben Sie mir,
in diesem Haus habe ich eine andere Position als nur die der Haushälterin. Ich bin in die Familie
integriert.«
»Doch dann tauchte plötzlich Yadira auf«,
wandte Mendelski rasch ein. »Jung, hübsch, charmant, von allen umschwärmt …«
»Die hat doch allen den Kopf verdreht«,
giftete Irene Hogreve. »Dieses Luder! Sie hat ihren Körper zur Schau gestellt.
Die wusste genau, was sie bei den Männern bewirkt. Davon verstand sie was.
Stellen Sie sich mal vor: Den ehrenwerten Hausherrn, Konrad Kreinbrink, kriegte
Yadira so weit, dass er sie im Badezimmer durchs Schlüsselloch beobachtete. Mit
ihrem seichten Trällern unter der Dusche hat sie ihn regelrecht
angelockt … Eine Schande ist das.«
Mendelski heuchelte Anteilnahme: »Das
haben Sie gesehen?«
»Mehrmals, glauben Sie’s mir. Und dann hat
sie ihn provoziert, heimlich Fotos von ihr zu schießen. Aus dem
Schlafzimmerfenster heraus, wenn sie im Garten ihre albernen Gymnastikübungen
gemacht hat. Dafür zog sie immer diese aufreizende, hautenge Wäsche an.
Unanständig, sage ich Ihnen, total unanständig war das.«
»Ja, das ist sicher nicht besonders
anständig – das Fotografieren, meine ich.«
Irene Hogreve redete sich in Rage: »Aber
es reichte ihr nicht, nur dem Vater den Kopf zu verdrehen. Nein, sie musste
auch noch Kai durcheinanderbringen, bis er heftigen Liebeskummer hatte.«
»Wie denn das?«
»Na, wie wohl? So ein unschuldiger junger
Bengel ist ja wohl noch leichter zu becircen als ein gestandener Mann, oder?
Kai hatte sich unsterblich in sie verliebt. Erst hat sie es genossen, dieses
Biest, dass er so hinter ihr her war. Yadira hier, Yadira da … ekelhaft.
Und als es ihr zu bunt wurde, ließ sie ihn einfach abblitzen. Nach allem, was
er für sie getan hat.«
»Als Sie merkten, wie viel Unruhe Yadira
im Hause Kreinbrink verursachte, haben Sie ihr die Drohbriefe geschickt, nicht
wahr?«
»Was sollte ich denn machen? Abwarten, bis
sie noch mehr Unheil anrichtete?«
»Sie hat aber nicht reagiert.«
»Keine Spur, sie war ja unglaublich
dickfällig. Aber gerissen, sag ich Ihnen. Nach ihrem Tod habe ich vergeblich
nach den Briefen gesucht. In ihrem Zimmer sind sie jedenfalls nicht.«
Mendelski schwenkte eilig um: »Wussten Sie
von Finn und Yadira?«
»Bis Mittwochnacht nicht. Erst als ich die
beiden im Blockhaus entdeckte, ist mir einiges klar geworden. Und da wurde ich
fuchsteufelswild.«
»Erzählen Sie.«
Irene Hogreve setzte sich auf und streckte
energisch ihr Kinn nach vorn. »Ist mal wieder hoch hergegangen bei dem
sogenannten Spanischabend«, berichtete sie. »Yadira hatte sie alle mit ihren
hochprozentigen Cocktails und dem erotischen Getanze eingelullt. Das konnte sie
gut. Dabei muss sie sich irgendwie heimlich mit Finn verabredet haben.
Eigentlich ist er ein guter Junge … Jedenfalls, so gegen Mitternacht, als
die Party längst vorbei war und ich zu Bett gehen wollte, froh, dass endlich
Ruhe im Haus einkehrte, da hörte ich, wie jemand in den Garten hinausschlich.
Als ich durch den Türspalt lugte, sah ich, dass es Yadira war. Nanu, dachte
ich. Was will die zu nachtschlafender Stunde da draußen? Weniger aus Neugier,
sondern mehr aus Fürsorge schlich ich ihr nach.«
»Hatten Sie noch nicht im Bett gelegen?«
»Nein. Ich gehe immer erst schlafen, wenn
im Haus Feierabend ist. Die Verantwortung … Sie verstehen?«
Mendelski nickte. »Erzählen Sie weiter.«
»Sie trafen sich im Blockhaus. Finn war
schon da. Er
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