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Wolfsfeder

Wolfsfeder

Titel: Wolfsfeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Oehlschläger
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Lösung.«
    »Und die wäre?«, fragte von Bartling. Ihm
war die Ungeduld deutlich anzusehen. »Machen Sie’s doch nicht so spannend.«
    Mendelski blieb an der Blockhaustür stehen
und drehte sich um. »Wir wissen zwar noch nicht genau, wie«, sagte er, »aber in
irgendeiner Form hängen die Hämatome vielleicht mit der verschwundenen
Wolfsfeder zusammen.«
    »Bitte … wie … wie das denn?«
Konrad Kreinbrink schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Das werde ich Ihnen gleich zeigen.«
Mendelski öffnete die Blockhaustür, verschwand kurz im Inneren und kam mit
einem länglichen Bündel unter dem Arm wieder heraus. »Schauen Sie sich das
bitte mal an.«
    Kreinbrink senior, von Bartling, Pagel,
Jagau, Irene Hogreve, Kai und Finn – alle folgten der Aufforderung.
Gebannt starrten sie auf den in eine Decke gewickelten Gegenstand, den
Mendelski in Händen hielt.
    »Die Wolfsfeder«, sagte der Kommissar,
indem er die Silben bewusst in die Länge zog. Er ließ die Decke fallen, worauf
eine Saufeder zum Vorschein kam. Gespannt beobachtete er die Gesichter vor
sich.
    »Das … das kann doch gar
nicht …«, stammelte Irene Hogreve. Sie brach den Satz ab und biss sich auf
die Lippen.
    »Wie bitte, Frau Hogreve?« Mendelski
beugte sich ein Stück vor, um ihr offen ins Gesicht sehen zu können.
    »Das ist doch gar nicht die Wolfsfeder«,
polterte Kreinbrink senior dazwischen.
    »Nein, wirklich nicht«, pflichtete ihm
Pagel bei. »Das ist doch meine Saufeder, das wissen Sie doch.«
    »Natürlich weiß ich das«, erwiderte
Mendelski, äußerlich anscheinend leicht amüsiert, im Inneren jedoch hoch
konzentriert. »Sie haben mich ja nicht ausreden lassen.«
    Er drehte den Sauspieß so, dass die
Metallspitze zur Hüttentür und das stumpfe Ende nach vorn zeigte.
    »Ich wollte sagen: Die Wolfsfeder, die
dieser Saufeder hier im Wesentlichen gleicht, kann für die Hämatome
verantwortlich sein.« Er deutete auf das abgerundete Endstück des Holzstabes
und stieß mit der Waffe zweimal in Richtung der gespannt lauschenden Zuschauer.
    »Sie meinen …« Finn strich sich die
Haare von der schweißnassen Stirn. »Sie meinen, da hat jemand nachgeholfen?«
    »Sehr wohl möglich«, antwortete Mendelski.
»Jedenfalls ziehen wir das in Betracht.«
    »Das ist doch absurd.« Von Bartling
streckte seinen langen Körper. »Bevor Sie uns mit derlei gewagten Theorien
konfrontieren, sollten Sie lieber erst den endgültigen Obduktionsbericht
abwarten.«
    Der Mann kennt sich gut aus, dachte
Mendelski, ließ sich aber nichts anmerken. »Der Hinweis kommt von dort. Aus der
Gerichtsmedizin. Herr Kreinbrink, sagen Sie, Ihre Wolfsfeder war doch sicher
nicht so neu und unbenutzt wie diese hier?«
    »Nein, ganz und gar nicht.« Kreinbrink
fingerte an seiner Brille, um besser sehen zu können. »Die echte Wolfsfeder hat
immerhin schon sechzig Jahre auf dem Buckel und wies etliche Gebrauchsspuren
auf. Sie hatte Scharten im Metall, die Lederriemen waren brüchig, und das Holz
war mit der Zeit nachgedunkelt.«
    »Das Holz war also dunkel«, wiederholte
Mendelski. »Genau das wollte ich hören.« Er nickte zufrieden und lehnte Pagels
Saufeder gegen den Türrahmen.
    »Schöne Vorstellung …«, kommentierte
von Bartling zynisch. Er deutete auf seine Armbanduhr. »Und was bitte schön
wollen Sie uns im nächsten Akt vorsetzen? Ich werde daheim erwartet.«
    »Einen Moment noch«, erwiderte Mendelski
und wandte sich ab. Er hatte gesehen, dass Maike ihm – noch mit dem Handy
am Ohr – ein Zeichen gegeben hatte.
    »Es kann losgehen«, raunte sie ihm zu, als
er neben ihr stand. »Sie sind so weit.«
    »Wir müssen unseren Plan ändern«,
flüsterte er zurück.
    »Wie das?«
    »Wir nehmen nicht den Pagel als Ersten.«
    »Sondern?«
    »Die Hogreve.«
    »Warum das denn?«, zischte Maike eine Spur
zu laut.
    »Pssst! Das erklär ich dir nachher.«
    »Herr Kreinbrink, dürfte ich Sie
um etwas bitten?« Maike Schnur richtete sich mit ihrem ganzen Charme an den
Hausherrn. »Sehen Sie, das dauert hier doch noch einen Moment. Wäre es
vielleicht möglich, dass wir eine kleine Pause einlegen und einen Kaffee
bekommen?«
    »Aber sicher doch«, erwiderte Kreinbrink
jovial und wandte sich seiner Haushälterin zu. »Frau Hogreve, sind Sie so nett
und kochen für uns und die Mannschaft hier Kaffee? Vielleicht haben wir auch
etwas Gebäck und Mineralwasser.«
    »Aber gern«, erwiderte Irene Hogreve, froh
darüber, endlich etwas Sinnvolles tun und sich in ihre vertraute

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