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Wolfsfeder

Wolfsfeder

Titel: Wolfsfeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Oehlschläger
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hatte Mendelski ihn
nicht ins Blockhaus geführt, sondern blieb ein paar Meter von den Übrigen
entfernt stehen. Sollten die anderen Akteure – vor allem Joachim
Pagel – ruhig mitbekommen, wie er von Bartling in die Enge trieb.
    »Herr von Bartling«, begann er mit
gedämpfter Stimme. »Herr Pagel sagte, er wäre bis zwei Uhr nachts bei Ihnen in
Celle gewesen. Es sei um die Jagdvorbereitung für den nächsten Tag gegangen.
Ich wundere mich, dass Sie uns gegenüber gar nichts davon erwähnt hatten. Nicht
einmal gestern Abend, als wir der Spur des Täters bis zu Ihrer Hütte folgten.«
    »Was sagen Sie da? Was erlauben Sie sich?
Wollen Sie mich etwa der Falschaussage bezichtigen?«
    Mendelski wusste, die Zeit drängte, und
zog alle Register. »Keineswegs. Doch es kommt Ihnen und Herrn Pagel sicher gut
zupass, dass die Dauer dieser Vorbereitungen den Zeitraum, in dem Yadira ums
Leben kam, genau abdeckt.«
    Von Bartling bemerkte mit Schrecken, dass
er plötzlich selbst in den Fokus der Ermittlungen geraten war, und ruderte
zurück: »Ich weiß nicht mehr genau, wann Pagel losgefahren ist. Es war aber
wohl eher gegen eins.«
    Mendelski nickte bedächtig. »Wie lange
braucht man von Ihnen bis nach Eschede?«
    »Das geht in einer Viertelstunde, wenn man
sich ranhält.«
    »Nachts, bei wenig Verkehr und
ausgeschalteten Ampeln vielleicht auch in zehn Minuten?«
    »Möglich.«
    »Also hätte Pagel es durchaus schaffen
können, zum Todeszeitpunkt des Mädchens in Eschede zu sein«, sagte der
Kommissar jetzt etwas lauter.
    »Tja, so gesehen …« Von Bartling sah
sich in die Enge gedrängt. »Aber Herr Kommissar«, sagte er. »Glauben Sie denn
allen Ernstes, dass Joachim Pagel mit dem Tod des Mädchens etwas zu tun hat?
Der kann doch im Grunde keiner Fliege etwas zuleide tun.«
    »Er ist der Einzige mit einem halbwegs
schlüssigen Motiv«, erwiderte Mendelski mit Unschuldsmiene. Nach außen zeigte
er sich ratlos.
    Dass er noch gewisse Trumpfkarten im Ärmel
hatte, ließ er sich nicht anmerken.
    »Und wenn es nun doch ein Unfall war?« Von
Bartling – ganz gewiefter Politiker und Opportunist – machte eine
argumentative Kehrtwende und suchte sein Heil in der Offensive. Zum Blockhaus
gewandt, damit ihn alle hören konnten, sagte er mit lauter Stimme: »Vielleicht
hat Wiegand doch recht. Yadira war angetrunken und konnte nicht schlafen. Also
ist sie noch einmal in den Garten hinunter, um frische Luft zu schnappen, da
strauchelte sie, rutschte aus und fiel in den Pool. Ein bedauernswerter
Unfall.«
    »Ja, genau«, rief Pagel. »So wird’s
gewesen sein.« Der Lehrer suchte mit auffordernden Blicken Unterstützung bei
Irene Hogreve, die neben ihm stand. »Hätte der Gärtner die Tote im Pool gelassen,
anstatt sie in der Weltgeschichte herumzufahren, wäre die Sache sicher längst
gelöst.«
    Die Haushälterin nickte beflissen und
suchte ihrerseits den Blickkontakt mit Konrad Kreinbrink.
    »Wenn da nicht die Hämatome wären«,
widersprach Mendelski mit durchdringender Stimme.
    * * *
    »I can’t do that!« Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen.
Ellen Vogelsang nahm sie mütterlich in den Arm. Hilflos standen Heiko Strunz
und Jo Kleinschmidt daneben. Sie hatten alles vorbereitet, die Falle konnte zuschnappen –
wenn die Hauptdarstellerin ihres Dramas mitspielte.
    »You’ll just sit here« , erklärte die Kommissarin und wies auf den Stuhl am
Küchentisch. »Just sit and wait. Nothing else.«
    Mit einem Seufzer löste die junge Frau
sich aus der Umarmung und wischte ihre Augen trocken. Man sah, wie sie sich
einen Ruck gab.
    »Okay, let’s do it.«
    * * *
    »Hämatome?«, fragten Kai und
Finn wie aus einem Mund.
    »Ja. Hämatome, Blutergüsse«, erklärte
Mendelski. »Sie kennen so etwas als blaue Flecken unter der Haut. Bei Yadira
Martinéz sind etliche kleine Blutergüsse an Kopf, Armen und Schultern entdeckt
worden, die ihr offenbar unmittelbar vor ihrem Tod zugefügt wurden.«
    »Die wird sie sich beim Sturz in den Pool
zugezogen haben«, meinte Pagel. »Sie ist vielleicht auf den Grund gestoßen.«
    »Dazu sind die Flecken zu gleichmäßig«,
entgegnete Mendelski, der sich langsamen Schrittes der Veranda näherte.
    »Vielleicht ist sie vorher gefallen.«
Konrad Kreinbrink trat einen Schritt zurück, um den Kommissar vorbeizulassen.
»Als sie im Dunkeln durch den Garten irrte.«
    »Unwahrscheinlich.« Mendelski stieg die
drei Treppenstufen zur Veranda hinauf. »Wir denken an eine ganz andere

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