Wolfsfeder
Zeit hier bei uns im Garten.«
»Jetzt hören Sie mal zu.« Mendelski griff
Kai am Arm und schob ihn kurzerhand aus dem Blockhaus hinaus und auf die
Veranda. Maike Schnur und Finn folgten ihnen. »Wir haben gute Gründe, hier zu
sein.«
»Dann erklären Sie mir das bitte«, rief
Kai, dessen Gesicht vor Erregung rot angelaufen war. »Was hat unser Blockhaus
mit Yadiras Tod zu tun?«
»Genau das versuchen wir herauszufinden.«
Mendelski blieb erstaunlich gelassen. »Es wäre besser, wenn Sie mit uns
zusammenarbeiten würden, anstatt nur herumzuschimpfen.«
Kai hob beide Arme. »Okay, okay«,
erwiderte er nach einer kurzen Verschnaufpause. »Was wollen Sie wissen?«
In diesem Augenblick kam Kleinschmidt aus
dem Blockhaus. »Ich helfe lieber hier draußen mit«, sagte er zu Mendelski, ohne
darauf zu achten, wer mithören konnte. »Ich denke, der Pool hat Priorität.«
Erst als er Kais verwunderten
Gesichtsausdruck bemerkte, erkannte er seinen Fauxpas. Gleichzeitig traf ihn
Mendelskis bohrender Blick.
»Oder ich nehm mir die Hecke vor …«
Bei dem Versuch, seinen Fehler gutzumachen, manövrierte er sich nur noch tiefer
in den Schlamassel. »Das Schlupfloch …«
»Mach das«, unterbrach ihn Mendelski mit
Nachdruck und einem erbosten Blick. Dann wandte er sich wieder Kai zu. »Herr
Kreinbrink, können Sie uns sagen, wann …« Er brach ab, als er bemerkte,
dass sein Gegenüber nicht zuhörte.
»Der Pool?«, murmelte Kai, während er sich
umdrehte. Er sah, wie Ellen Vogelsang und ein weiterer Kriminaltechniker in den
leeren Swimmingpool hinabstiegen. Außer dem Overall trugen sie schneeweiße
Plastiküberschuhe und Latexhandschuhe. In den Händen hielten sie
Beweismitteltüten. »Soll das bedeuten … ja, glauben Sie, dass
Yadira …?« Kais Blick suchte den seines Freundes Finn. »Aber … aber
man hat sie doch meilenweit von hier entfernt, im Wald …«
»Wann wurde das Wasser im Pool abgelassen?«,
fragte Mendelski, ohne darauf einzugehen. »Frau Hogreve hat gesagt, dass der
Pool am letzten Wochenende noch gefüllt war.«
»Da hat sie recht.« Kai wirkte plötzlich
wie in Trance. Er sprach leise und bedächtig, wie zu sich selbst. »Letztes
Wochenende war tatsächlich noch Wasser drin. Hab mich auch drüber gewundert.
Die Badesaison ist ja schon seit Wochen vorbei.«
»Ihr Vater hat den Gärtner beauftragt, das
Wasser abzulassen und den Pool zu reinigen?«
»Ja, sogar mehrmals, glaube ich. Der
Wiegand mag die Arbeit am Pool nicht besonders. Er ist mit Leib und Seele
Gärtner, aber kein Bademeister. Vielleicht hat er deshalb den Pool erst diese
Woche geleert. Glauben Sie etwa …«
»›Diese Woche‹ ist mir nicht genau genug«,
hakte Mendelski energisch nach. »Denken Sie nach. Wann waren Sie das letzte Mal
hier draußen?«
Kai reagierte gar nicht auf die Frage. Er
wirkte immer noch apathisch. »Ist sie denn ertrunken?« Er schaute Finn mit
großen Augen an. »Klar doch, sie konnte ja nicht schwimmen. Sie ist in den
Bergen aufgewachsen. Da gibt’s nur Flüsse, reißende Gebirgsbäche zwischen
riesigen Felsen. Da kann man nicht schwimmen, nur planschen. Sie hat uns
vorgeschwärmt von diesen Flüssen, von dem glasklaren, eisig kalten Wasser, dem
ohrenbetäubenden Tosen …«
»Meinen Sie das im Ernst?« Finn wandte
sich an Maike Schnur, die neben ihm stand. »Ertrunken? Wie kann das … wie
soll das denn passiert sein?«
Bevor Maike oder auch Mendelski eine
Antwort geben konnten, brüllte Kai plötzlich los: »Dann ist der Gärtner
schuld!« Aufgewühlt setzte er nach: »Yadira muss in jener Nacht noch mal
draußen gewesen sein. Sie hatte zu viele Cocktails getrunken, fühlte sich
vielleicht schlecht. Um frische Luft zu schnappen, ging sie zum Blockhaus, zu
ihrem Lieblingsplatz …«
Seine Stimme wurde leiser und leiser.
»Und dann ist sie auf den rutschigen
Fliesen ausgerutscht, gestrauchelt, ins Wasser gestürzt und …« Den Rest
des Satzes verschluckte er.
Mendelski holte tief Luft, um zu einer
Erwiderung anzusetzen.
»Und das nur, weil dieser Idiot von
Wiegand den Pool nicht abgelassen hat!«, schrie Kai ansatzlos. »Das soll er
büßen!«
»Moment, Moment«, fuhr jetzt Mendelski
dazwischen. »Noch wissen wir gar nicht, ob es tatsächlich …«
»Robert?« Das war Ellen Vogelsangs
energische Stimme. Sie kam vom Rand des Swimmingpools. »Kommst du bitte mal?
Ich hab hier was.«
* * *
Irene Hogreve hatte den
Fenstergriff in der Hand und war gerade im Begriff, das Küchenfenster
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