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Wolfsfeder

Wolfsfeder

Titel: Wolfsfeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Oehlschläger
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wissen, was auf ihrem Grund und Boden vorgeht.«
    »Schon gut.« Maike wies zur Haustür. »Wir
gehen zurück. Was ist mit Kai? Kommt er her?«
    »Ja. Er ist mit Finn hier in Eschede und
auf dem Weg nach Hause.«
    * * *
    Bevor sie eintraten, schaute
Mendelski durch das rautenförmige Fenster, das in Kopfhöhe in die Tür
eingelassen war. Durch vier weitere Fenster an den Seitenwänden – zwei
rechts, zwei links –, deren Vorhänge aufgezogen waren, fiel natürliches
Licht und tauchte das Innere des Blockhauses in einen freundlichen, ausreichend
hellen Dämmerschein. Der Raum, den sie einsehen konnten, war menschenleer.
    Mendelski drückte die Klinke herunter und
trat ein.
    In bewährter Polizeimanier verschafften
sich die drei Kripobeamten zunächst einen Überblick, bevor sie ins Detail
gingen. Strunz und Kleinschmidt steuerten gezielt auf die beiden Türen zu, die
zu weiteren Zimmern im hinteren Bereich des Blockhauses führten. Mendelski
stellte sich in der Mitte des Hauptraumes auf und schaute sich um.
    Auf den ersten Blick registrierte er einen
großen ovalen Tisch, sechs Stühle, Ofen, Couch, Bücherregal, Stehlampe, Küchenzeile –
und jede Menge Trophäen. Die Wände hingen voll mit ausgestopften Kreaturen,
Fellen, Geweihen, Gehörnen und Fotos von Jagderfolgen aus aller Welt. Die
Kreinbrinks schienen des Öfteren nach Afrika gereist zu sein und auch dort
gejagt zu haben.
    »Schlafraum mit zwei Betten, zwei
Nachttischen und einem Schrank«, rief wenig später Strunz, während er den Kopf
durch die Tür steckte. »Personen negativ.«
    »Badezimmer mit Einbausauna, Toilette,
Dusche und dem Üblichen«, meldete Kleinschmidt aus dem anderen Raum. »Ebenfalls
kein menschliches Wesen.«
    »Na gut.« Mendelski bückte sich zu dem
Bullerjan-Ofen hinab, der mitten im Raum stand, und öffnete die Ascheklappe.
»Dann wollen wir mal …«
    Sie begannen mit der genauen Durchsuchung
des Blockhauses. Kleinschmidt nahm sich die Küchenzeile vor, wo der Kühlschrank
und ein gut gefüllter Abfalleimer sein besonderes Interesse fanden. Strunz war
in den Schlafraum zurückgekehrt und widmete sich dort intensiv den beiden
Betten.
    Nachdem er festgestellt hatte, dass der
Ofen aschefrei war, ging Mendelski an den Wänden entlang und betrachtete die
unzähligen Trophäen, Exponate und Bilder.
    Er musterte den kunstvoll ausgestopften
Baummarder mit der Maus im Fang – eine Meisterleistung der Präparierkunst;
er bestaunte das Brett mit der Sammlung abnormer Rehgehörne, bei der auch ein
klassisches Korkenziehergehörn nicht fehlte, und er zählte die Enden des
ungeraden Achtzehnenders, dessen prächtiges Geweih über der Tür hing und bei
dem eine Wolfssprosse abgebrochen war.
    Als Nächstes begutachtete er das
Bücherregal. Hier fand er neben einer Reihe von deutschen und internationalen
Kriminalromanen auch eine erkleckliche Sammlung klassischer Jagdliteratur.
    Als er sich eine bereits ziemlich
zerfledderte Ausgabe von Löns’ »Wehrwolf« anschauen wollte, hörte er Schritte
auf der Veranda.
    * * *
    Sie waren feinsäuberlich zu
einem zimmergroßen Rechteck aufgestellt. Etwa dort, wo gestern noch das
Fichtengrün und die Leiche des Mädchens gelegen hatten.
    Die vier Schwedenfeuer brannten
lichterloh, homogen, wie aus einem Guss. Der frische Wind fachte die Feuer
zusätzlich an. Er blies durch die von der Motorsäge in die Stämme geschnittenen
Schlitze und versorgte die Flammen mit neuem Sauerstoff.
    Eigentlich hätte Karl-Heinz Jagau stolz
auf seine Baumfackeln sein können, so prächtig brannten sie. Er selbst hatte
die stammtrockenen Kiefernstämme ausgesucht, gefällt und fachmännisch
zurechtgesägt.
    Nur hätten sie lieber gestern beim
Streckelegen so schön brennen sollen, um für die Jagdgesellschaft die Strecke
zu beleuchten. So aber verbrannten sie ohne Zuschauer und völlig nutzlos.
    Erst jetzt stieg der Forstwirt aus seinem
Wagen. Er ging um das brennende Karree herum und musterte jedes einzelne Feuer.
Nach dem Stand des Abbrennens zu urteilen, mussten die Schwedenfeuer vor
ungefähr einer halben Stunde angezündet worden sein.
    Doch von wem?
    Jagau lief den Waldweg entlang und so gut
es eben ging in die umliegenden Hochwaldbestände. Ihm, der im Forst zu Hause
war wie kaum ein anderer, wurde es plötzlich unheimlich zumute.
    Weit und breit war keine Menschenseele zu
entdecken, geschweige denn ein Fahrzeug.
    Er wandte sich wieder den Schwedenfeuern
zu – und dem Platz, den sie umsäumten. Gestern

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